Sport

Das Päckchen in der Garage Riis soll Hemd abgeben

Der Internationale Radsport-Verband UCI fordert nach dem Doping-Geständnis von Bjarne Riis dessen Gelbes Trikot für den Tour-de-France-Sieg 1996 zurück. Der Zeitraum für Sanktionen sei zwar abgelaufen. Doch solle der Däne wenigstens "das Symbol seines Sieges" zurückgeben.

Riis war der siebte ehemalige Telekom-Profi nach Bert Dietz, Christian Henn, Udo Bölts, Rolf Aldag, Brian Holm und Erik Zabel, der sich zu einer Doping-Beichte durchrang. Er hatte am Freitag in Kopenhagen zugegeben, von 1993 bis 1998 mit EPO gedopt zu haben.

Bei der Pressekonferenz reagierte der ehemalige Telekom-Kapitän und heutige Leiter des dänischen CSC-Teams auf die Frage nach einer mögliche Aberkennung seines Tour-Titels beinahe gleichgültig: "Mein Gelbes Trikot liegt in einem Pappkarton in meiner Garage. Wenn ihr es mir abnehmen wollt, dann holt es euch. Es bedeutet mir nichts."

Der 43-jährige Riis ist der erst Tour-de-France-Sieger, der Doping eingestand. Tour-de-France-Chef Christian Prudhomme sagte in der ARD, dass Riis den Sieg nicht mehr verdient habe.

Ullrich schweigt

Dagegen wird Riis' ehemaliger Teamkollege und ebenfalls unter Doping-Verdacht stehende Jan Ullrich vorerst weiter schweigen. "Es gibt für Jan keinen Grund, sich öffentlich zu äußern", wurde sein Manager Wolfgang Strohband am Freitagabend auf der Internetseite "janullrich.de" zitiert.

Über die Zukunft von Erik Zabel, einziger noch aktiver Fahrer, der Doping eingestanden hatte, soll am heutigen Samstag auf einem Krisengipfel mit Führungskräften seines Rennstalls Milram entschieden werden. Auch der Bund Deutscher Radfahrer will über die Teilnahme des 37-Jährigen bei der WM im September in Stuttgart schon bald beschließen.

Merkel entsetzt

Die Bundesregierung reagierte mit Bestürzung auf den jahrelangen Betrug in der Szene. "Im Radsport hat es offensichtlich ein bislang unvorstellbares Ausmaß an systematischer und fortgesetzter Manipulation gegeben", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), "die bisherigen Geständnisse und Ermittlungen reichen nicht aus, um reinen Tisch zu machen."

Die sportpolitischen Instanzen wollen den gegenwärtigen Aufklärungsschub nutzen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Thomas Bach, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), drängen auf eine Verschärfung des Anti-Doping-Gesetzes noch vor der Sommerpause.

Quelle: ntv.de

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