Ferrari nicht zu stoppen? Rote Zuversicht
10.04.2008, 15:00 UhrNach dem Doppelsieg von Bahrain herrscht großer Optimismus im Lager von Ferrari. Der Grand Prix im Wüstenstaat war eine rote Machtdemonstration. Felipe Massa nahm der Konkurrenz drei Zehntel Sekunden pro Runde ab, als er richtig aufs Gas trat und deklassierte die anderen Fahrer zeitweise. Besonders dem Erzrivalen McLaren-Mercedes haben das Fahrer-Duo Massa und Raikkönen die Grenzen aufgezeigt. Das schafft Optimismus für die kommenden Rennen.
Entsprechend gut gelaunt ging Ferrari-Manager Stefano Domenicali in die Shell-Pressekonferenz in Maranello. "Wir haben das beste Fahrer-Gespann in der Formel 1", verkündete der noch recht frische Geschäftsführer der Scuderia Ferrari. Experten raunen schon seit längerem, dass das Auto der wahre Grund für die Zuversicht ist. Der F2008 geht so gut, dass die Konkurrenz Sorgenfalten bekommt. Die ersten beiden Rennen in Australien und Malaysia gelten bei Ferrari ohnehin als Problemstrecken und fallen somit etwas aus der Wertung. Umso mehr genießt man den überzeugenden Erfolg von Bahrain. In Barcelona steht nun der Härte-Test an.
Mobbing gegen Todt?
Einen weniger glücklichen Eindruck machte Jean Todt bei einem kurzen Treffen zuvor. Diplomatisch fiel die Antwort aus, warum er zurück getreten sei. Sein Entschluss kam "aus freien Stücken, betont der Erfolgsmanager. "Meine langfristige Planung sah so aus, dass ich mich im März 2008 zurückziehen wollte." Doch hinter der Hand wird von Mobbing geredet. Die Auseinandersetzung mit dem jetzigen Teamchef Stefano Domenicali konnte er nicht gewinnen. Seine Machtbasis ist nach dem Rücktritt von Erfolgsgarant Michael Schumacher immer mehr geschwunden.
Intern wurde Jean Todt wohl auch die durchwachsene letzte Saison angekreidet, in der Ferrari die Konstrukteurs-WM nur am grünen Tisch gewinnen konnte. Ohne die Disqualifikation von McLaren-Mercedes wäre wohl nichts drin gewesen gegen die Silberpfeile. Jetzt scheint die interne Opposition gegen ihn zu stark geworden zu sein. Zu der Affäre Mosley äußerte er sich sehr diplomatisch. Ob er Ambitionen auf den Posten hat? "Nein, Max Mosley ist ein hervorragender FIA-Chef und wird seinen Posten behalten." Jean Todt bleibt also ganz unverdächtig bei dem Thema, oder? Am 3. Juni will die FIA über das Schicksal ihres Präsidenten entscheiden.
"Ice-Man" dreht Extra-Runden
Auch der Zweite von Bahrain, Kimi Raikkönen gab sich locker und optimistisch. "Wir sind zufrieden mit dem Verlauf der Saison soweit", fasst der amtierende Weltmeister zusammen. "Der Start war schwierig, aber mit den letzten beiden Rennen sind wir wieder auf Kurs." Dabei dürfte dem "Ice-Man" gar nicht so wohl sein. Hat doch der bereits abgeschriebene Massa mit seinem Sieg ein phänomenales Comeback gefeiert. Doch Raikkönen bleibt cool und so seinem Ruf treu. Nach dem Treffen mit den Journalisten stieg der Finne in den F430 von Ferraris Marketing-Chef Stefano Lai und drehte noch ein paar Runden auf der Rennstrecke in Fiorano. Hart am Limit bewegte er den Boliden und schonte weder Reifen noch Beifahrer. Ein Freund des Finnen stieg nach dem Trip mit dem Formel-1-Weltmeister reichlich benommen, aber auch sichtlich beeindruckt aus dem Sportwagen.
Ob der Optimismus in der Scuderia begründet ist, wird sich Ende April in Spanien zeigen. Aus Kreisen ist zu hören, dass in Barcelona die Antwort auf die wahre Leistungsstärke der Teams geben wird. Ferrari hat in Bahrain im Winter mehrere Tage trainiert. Klar, dass die Roten dort eine wichtige Rolle spielen würden. Dass sie aber derartig dominieren, konnte man dennoch nicht erwarten. Auf dem Circuit de Catalunya haben jedoch alle Top-Teams ausreichend Runden gedreht. Wer dort Schwächen offenbart wird für den Rest der Saison einen Rückstand aufzuholen haben.
Hamilton nervös
Es dürfte spannend werden in Spanien. Für Mercedes-Pilot und Vize-Weltmeister Lewis Hamilton ist der Druck jedenfalls gewaltig hoch. Nach dem zehnten Platz von Bahrain ist Wiedergutmachung angesagt. Nicht nur der Fehlstart, der fast einem Abwürgen gleichkam, macht Hamilton zu schaffen. Auch der Fahrfehler, der ihn hinter seinem Erz-Rivalen Alonso liegend ins Kiesbett beförderte, dürfte beim Briten an den Nerven kratzen. Jedenfalls sollte er sich im internen Duell gegen Heikki Kovalainen durchsetzen, sonst gerät die interne Hackordnung von Mercedes ganz schön durcheinander. Die Fast-Weltmeisterschaft gilt schon jetzt nicht mehr viel für Hamilton.
Für BMW heißt es, die Achtungserfolge der vergangenen Rennen zu wiederholen und sich als dritte Kraft hinter Mercedes und Ferrari zu etablieren. Sollte Ferrari jedoch eine ähnlich gute Vorstellung abliefern, wie beim letzten Grand Prix, dann dürfte die Marschrichtung für den Rest der Saison fest stehen. Alle anderen Teams sehen rot. Wenn es schlecht läuft nur von hinten.
Quelle: ntv.de