Jocher vom Sofa zurück auf Piste Schweizer WM-Dominanz erdrückt auch deutsche Ski-Asse
12.02.2025, 16:14 Uhr
Simon Jocher sprang kurzfristig ein.
(Foto: IMAGO/GEPA pictures)
Viereinhalb Stunden sitzt Simon Jocher im Auto, um bei der Ski-WM für Deutschland in der Team-Kombination auszuhelfen. Der Abfahrer ist bemüht, aber abgeschlagen, der Rückstand auch für Slalom-Ass Linus Straßer zu groß. An der Spitze gehen alle drei Medaillen in ein Land.
Simon Jocher lag schon daheim in Oberstdorf auf der Couch, Freundin Coletta Rydzek aber hatte nicht lange etwas von ihm. Der 28-Jährige, von DSV-Cheftrainer Christian Schwaiger nach Hause entlassen, wurde über Nacht zurückbeordert zur alpinen WM. Weil Romed Baumann erkrankt ausfiel, musste Jocher als Abfahrer den Partner von Linus Straßer in der Team-Kombination geben - und erlebte einen Schweizer Medaillenrausch.
Jocher und Straßer belegten einen guten achten Platz, verfehlten Bronze nur um 0,77 Sekunden und konnten zudem mitansehen, wie die Schweizer die Team-Kombi in eine nationale Meisterschaft mit internationaler Beteiligung verwandelten. Alle Medaillen gingen an die Eidgenossen, Abfahrtsweltmeister Franjo von Allmen holte dabei an der Seite von Loic Meillard sein zweites Gold. Silber ging an Alexis Monney und Tanguy Nef (+0,27 Sekunden), Bronze überraschend an Stefan Rogetin und Marc Rochat (+0,43).
"Viereinhalb Stunden Autofahrt am Tag vor dem Wettkampf sind natürlich nicht optimal", sagte Jocher - und dennoch wäre vielleicht mehr möglich gewesen. Die scherzhafte Vorgabe von Straßer, ihm maximal 1,3 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit mitzugeben, konnte Jocher nicht erfüllen: 2,07 Sekunden fehlten zu Platz eins, 1,61 zu Rang drei. Nach einem starken Slalom von Straßer, der die zweitbeste Zeit erzielte, rutschten sie von Rang 18 weit nach vorne - aber knapp nicht weit genug.
"Unglaublich cool, mit sechs Schweizern auf dem Podest zu stehen"
"Plan A war, wir bringen beide eine gute Zeit runter, Plan B war, ich bin weiter hinten und der Linus holt auf", berichtete Jocher der ARD. Beides klappte nicht, eine Vorgabe aber konnte immerhin Straßer erfüllen. Das Kombi-Rennen wollte er als "Trainingslauf" für den Spezialslalom am Sonntag (9.45 Uhr/13.15 Uhr/ZDF und Eurosport) mitnehmen. Das gelang ganz gut.
Der Schweiz gelang an diesem Tag alles. "Unglaublich cool, mit sechs Schweizern auf dem Podest zu stehen", sagte von Allmen, der wie Breezy Johnson aus den USA nach Gold in der Abfahrt auch den Grundstein zu Gold im Kombi-Wettbewerb legte. Der Schweizer Dreifach-Triumph ist der erste bei einer WM seit 2019, als die Österreicher Marcel Hirscher, Mario Matt und Marco Schwarz alle drei Medaillen im Slalom abräumten. Drei Schweizer auf dem WM-Podium, das hatte es zuletzt 1987 gegeben: Peter Müller siegte in der Abfahrt vor Pirmin Zurbriggen und Karl Alpiger.
Für die Schweiz ist es das dritte Gold in Saalbach-Hinterglemm nach den Siegen von Marco Odermatt im Super-G und von Allmen in der Abfahrt. Für die deutsche Mannschaft lag zumindest eine erste (bronzene) Medaille nicht ganz außer Reichweite. Auch Straßer war jedoch mit seinem Slalom nicht ganz zufrieden: "Es wäre etwas mehr drin gewesen, aber im Zielhang bin ich etwas zu verhalten gewesen", sagte er im ZDF.
Quelle: ntv.de, tsi/sid