Wegen "Nazi-Olympia" Seehofer lehnt Bewerbung für 2036 ab
03.06.2019, 14:35 Uhr
Ist kein Fan von der Idee, Olympia 2036 in Deutschland auszurichten: Bundesinnenminister Seehofer.
(Foto: imago images / Emmanuele Contini)
Eine Ausrichtung der olympischen Sommerspiele im Jahr 2036 hält Horst Seehofer für eine schlechte Idee. Mit Blick auf dann 100 Jahre Nazi-Spiele von Berlin lehnt der Innenminister eine deutsche Bewerbung ab. Stattdessen betont er die Bedeutung der Sportförderung.
Nur selten äußert sich Horst Seehofer zu Themen des Sports, doch wenn der CSU-Politiker etwas sagt, dann deutlich: Olympia in Deutschland im Jahr 2036 - 100 Jahre nach den Nazispielen - erteilte der für den Sport zuständige Bundesinnenminister jetzt eine klare Absage.
Der konservative Politiker befürchtet eine "unsägliche internationale Debatte", falls die Jugend der Welt 2036 in Berlin oder anderswo in Deutschland zu Gast sein sollte. "Wie würde man das in der Welt sehen? Die Deutschen feiern hundertjähriges Jubiläum bezogen auf die Nazi-Olympiade?", fragte Seehofer in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" und stellte klar: "Das kann nicht sein."
Doch muss man das so sehen? Bietet Olympia 2036 nicht auch die Chance, sich vor dem Auge der Welt kritisch mit seiner Geschichte zu beschäftigen? Man könne "ein Zeichen setzen, wohin sich Deutschland entwickelt hat - zu einem demokratischen, friedvollen und weltoffenen Land", sagte Berlins Landessportbund-Präsident Thomas Härtel.
Zufriedenheit dürfte die klare Absage an 2036 bei der Olympia-Initiative Rhein Ruhr City ausgelöst haben. Die Macher um den Kölner Sportmanager Michael Mronz hatten ihre Bewerbung klar auf 2032 konzentriert und haben nun einen möglichen Konkurrenten weniger. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte zuletzt erklärt, dass man erst im nächsten Jahr entscheiden wolle, wann man wieder ins Olympia-Rennen einsteigt.
Förderung statt Forderung
Gegen eine generelle Bewerbung Deutschlands hat Seehofer trotz der vielen negativen Bürgerumfragen nichts einzuwenden, wenn sie nicht auf 2036 abzielt. Wichtig sei, dass das IOC die Kommerzialisierung stoppe. Doch da ist Seehofer zuversichtlich: "Ich habe den Eindruck, dass IOC-Präsident Thomas Bach das auf den Punkt genau erkannt hat."
Weitaus großzügiger gibt sich Seehofer beim Thema Förderung. Wollte sein Vorgänger Thomas de Maiziere nur bei 30 Prozent mehr Medaillen auch mehr Geld an die Athleten ausschütten, erhöht Seehofer den Sportetat ohne besondere Erwartungen. "Ich würde so eine Forderung nicht in den Raum stellen", erklärte er. Der Spitzensportetat wird unter Seehofer im kommenden Jahr im Vergleich zu 2017 um 80 Millionen Euro auf 245 Millionen Euro erhöht. "Das ist sensationell. Das ist ein echter Paradigmenwechsel in der Spitzensportförderung des Bundes", stellte Seehofer fest.
Auch von der geplanten Schließung diverser Bundesstützpunkte sieht Seehofer ab. Sie sollen weiter bestehen, auch wenn dort momentan keine potenziellen Meister trainieren. "Ich kenne das vom FC Bayern", sagte der frühere bayerische Ministerpräsident: "Dort werden auch Spieler entwickelt, die noch nicht reif für die Bundesliga sind."
"Hohe Sympathie" zeigt Seehofer für die Forderung des Vereins Athleten Deutschland, rund ein Viertel der Einnahmen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) von 5,5 Milliarden Dollar an die Olympiateilnehmer auszuschütten. Das IOC sei "ein großes Wirtschaftsunternehmen", so Seehofer: "Ich glaube, dass die Athleten einen Anspruch darauf haben, beteiligt zu werden."
Quelle: ntv.de, Nikolaj Stobbe, sid