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Wie ohne Messi, Ronaldo & Marta Shiffrin ist das Gesicht des Alpinsports

Den ersten Titel gab's schon vor der Saison: Mikaela Shiffrin.

Den ersten Titel gab's schon vor der Saison: Mikaela Shiffrin.

(Foto: imago images/CEPix)

Nach der vergangenen Saison beenden mit Lindsey Vonn, Marcel Hirscher, Felix Neureuther und Aksel Lund Svindal gleich vier Ski-Alpin-Stars ihre Karrieren. Somit gibt es in dieser Saison nur noch einen ganz großen Namen: Mikaela Shiffrin. Die Allrounderin aus Amerika.

Die Saison hatte noch gar nicht begonnen, da gab es für Mikaela Shiffrin schon den ersten Titel. Die US-Amerikanerin wurde in Sölden zur Skifahrerin des Jahres 2019 gewählt. Die Internationale Vereinigung der Skijournalisten (AIJS) sah Shiffrin vor dem österreichischen Titelverteidiger Marcel Hirscher. Shiffrin war bereits 2017 mit der Auszeichnung zum "Skieur d’Or" geehrt worden. AIJS-Präsident Patrick Lang begründete die Wahl damit, dass Shiffrin "hervorragende Arbeit leistet, unseren Sport rund um den Globus zu promoten".

Zum Auftakt in Sölden tatsächlich nur Zweite: Shiffrin neben der Siegerin, die 17 Jahre alte Alice Robinson aus Neuseeland.

Zum Auftakt in Sölden tatsächlich nur Zweite: Shiffrin neben der Siegerin, die 17 Jahre alte Alice Robinson aus Neuseeland.

(Foto: imago images/GEPA pictures)

Es sei eine "unglaubliche Ehre", sagte Shiffrin, die beim Saisonauftakt in Sölden beim Riesenslalom auf dem Rettenbachferner sensationell nur Platz zwei belegte. Das Wahlergebnis aber hielt sie für "ein bisschen falsch." Wäre es nach ihr gegangen, hätte Hirscher gewonnen. Der sei für sie mit seinem aggressiven Fahrstil nicht nur stets "eine Inspiration" gewesen, sagte Shiffrin, sondern habe schließlich "eine unglaubliche Karriere" gehabt.

Diese Einschätzung ist absolut richtig. Hirscher gewann im März zum achten Mal nacheinander den Gesamtweltcup. Das war vor ihm noch niemandem gelungen. Und dieser Rekord war ein mehr als würdiges Karriereende für den 30-Jährigen. Allerdings geht es bei der Wahl zum "Skieur d’Or" eben nicht um die gesamte Laufbahn, sondern nur um eine Saison - und da gab es 2018/2019 vom Weltcup-Auftakt in Sölden bis zum letzten Rennen in Soldeu in Andorra einfach keine Bessere, keine Erfolgreichere, keine Dominantere, als Mikaela Pauline Shiffrin.

Dominant von Sölden bis Soldeu

Von 26 Rennen hatte sie 17 gewonnen und stellte somit einen neuen Weltcup-Rekord auf. Shiffrin entschied nicht nur die Gesamtwertungen im Super-G, Riesenslalom und Slalom für sich, sondern holte auch zum dritten Mal nacheinander den Gesamt-Weltcup. Ihre 2204 Punkte waren fast doppelt so viele wie die der zweitplatzierten Slowakin Petra Vlhova (1355). "Die vergangene Saison war riesig, fast schon zu viel", meint Shiffrin. Sie spricht von ihrer "besten Saison." Und sie weiß, dass 17 Siege in diesem Winter nicht unmöglich sind, aber natürlich auch keine Selbstverständlichkeit. "Ich muss realistisch bleiben", betont sie.

"Ich fühle mich komfortabler, etwas anzustoßen, wenn du nicht hinsichtlich einer WM aufpassen musst."

"Ich fühle mich komfortabler, etwas anzustoßen, wenn du nicht hinsichtlich einer WM aufpassen musst."

(Foto: imago images/Sammy Minkoff)

Noch ist unklar, bei wie vielen der insgesamt 41 Rennen Shiffrin dabei sein wird. Bislang waren es in ihrer Karriere nie mehr als 30 gewesen - WM und Winterspiele inklusive. Sie deutete bereits an, nicht nur in ihren Lieblingsdisziplinen dabei zu sein, sondern auch mehr Abfahrten und Super-G fahren zu wollen. Denn in diesem Winter gibt es keinen echten Höhepunkt. Die nächste WM findet im Februar 2021 in Cortina d’Ampezzo statt, ein Jahr später geht es dann in Peking um Olympia-Medaillen.

Daher will Shiffrin testen, ausprobieren und einfach mal gucken, wie gut sie in den Speed-Disziplinen mit den Weltbesten mithalten kann. "Ich fühle mich komfortabler, etwas anzustoßen, wenn du nicht hinsichtlich einer WM aufpassen musst." Der blonde Skistar aus Vail ist seit Jahren bekannt und berühmt. Aber Shiffrin war trotzdem nur eine von mehreren prominenten Profis, musste sich das Scheinwerferlicht der Ski-Szenerie mit Hirscher, Felix Neureuther, dem Norweger Aksel Lund Svindal und ihrer charismatischen Landsfrau Lindsey Vonn teilen. Doch alle vier sind zurückgetreten. Ein Quartett, das mehr als ein Jahrzehnt das Geschehen auf den Pisten von Nordamerika bis Südkorea bestimmt, dominiert und entscheidend geprägt hat.

Auf den Spuren Vonns und Stenmarks

Man stelle sich vor, Lionel Messi, Cristiano Ronaldo, Manuel Neuer und Marta hätten alle im Sommer ihre Karrieren beendet. Gut, der Fußball würde natürlich weiterhin rollen. Es gibt ja schließlich noch Neymar, Kylian Mbappe, Kevin de Bruyne oder Megan Rapinoe. Aber es würde schon etwas fehlen. Bei den Ski Alpinen ist die Lücke noch größer. Hier gibt es mit Mikaela Shiffrin nun nur noch einen ganz großen Namen. Sie ist das globale Gesicht ihrer Sportart. Da ist zwar noch eine Petra Vlhova, bei den Männern sind es der Norweger Hendrik Kristoffersen und Alexis Pinturault, der mit seinen 23 Weltcup-Siegen so oft gewonnen hat wie kein anderer Franzose.

Gesamt-Weltcup? Eher nicht: Sofia Goggia.

Gesamt-Weltcup? Eher nicht: Sofia Goggia.

(Foto: imago images/Eibner Europa)

Doch alle drei haben nicht die Strahlkraft einer Mikaela Shiffrin. Und sie sind nicht so dominant. Während bei den Männern offen ist, wer den Gesamt-Weltcup gewinnt, dürfte bei den Frauen der Sieg zum vierten Mal nacheinander an Shiffrin gehen - wenn sie gesund bleibt. Die Voraussetzungen sind so klar, dass die Konkurrentinnen gar nicht an die große Kristallkugel denken. "Ich will es mir in den Speed-Disziplinen selbst beweisen", sagt die italienische Abfahrtsolympiasiegerin Sofia Goggia, die die erste Hälfte des vergangenen Winters aufgrund eines Knöchelbruchs verpasst hatte. An den Gesamt-Weltcup, hebt Goggia hervor, verschwende sie keine Gedanken. Ähnlich ergeht es Wendy Holdener. Die Schweizer Kombinationsweltmeisterin würde sich schlichtweg freuen, "wenn es einen Kampf um die Gesamtwertung geben" würde. Aber sich ernsthaft damit beschäftigen? "Nein."

Shiffrin hingegen fokussiert sich nicht nur auf die große Kristallkugel, sondern wird von den Medien auch immer wieder auf die Anzahl der gewonnen Weltcups angesprochen. Aus gutem Grund. Bislang hat sie 60 Siege errungen. In dieser Saison könnte sie in der ewigen Rangliste Annemarie Moser-Pröll (Österreich/62) und Hirscher (67) passieren. Und es dürfte nur eine Frage von wenigen Wintern sein, bis sie die dann noch vor ihr liegenden Lindsey Vonn (82) und Ingemar Stenmark (Schweden/86) ein- und überholt.

Quelle: ntv.de

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