Sport

Federers Schweiß für Kamerun Signiertes Shirt zu ersteigern

Das gute Stück ist ungewaschen und handsigniert: "Roger Federer Hamburg 2008". Dort hat der Weltranglisten-Erste das Shirt beim Hamburger Rothenbaum im Finale gegen Rafael Nadal getragen. Bei Auktionsbeginn am 27. Juni liegt das Startgebot beim Internetauktionshaus eBay bei einem Euro. Eine Woche später sind die Mitbietenden schon bereit, für Federers Schweiß mehr als 900 Euro zu zahlen. Kurz nachdem am 6. Juli in Wimbledon das Herrenfinale zwischen Federer und Rafael Nadal gespielt worden ist, fällt um 19.30 im Internet der virtuelle Hammer. Bis dahin rechnen die Anbieter mit einem vierstelligen Eurobetrag für das "nicht behandelte oder gewaschene" Shirt.

Warum Federer-Fans die muffige Oberbekleidung ihres Idols ersteigern möchten, entzieht sich jeder Kosten-Nutzen-Analyse. Allerdings darf man sich wundern, warum der Star sein Hemd gibt, um es bei ebay vom Anbieter "tennis-magazin" vertickern zu lassen.

Mehr als Matches

Für den eigenen Profit hat Federer den Fanartikel jedenfalls nicht freigegeben. Vielmehr lässt er Signatur und Schweiß einem kleinen aber feinen Projekt zugute kommen: Tennis für Afrika. Die kamerunisch-deutsche Initiative will das Spiel mit dem elitären Touch in afrikanischen Grundschulen etablieren.

Tennistrainer Joe Onohiol hat die Aktion ins Leben gerufen, zuerst 2003 in Dakar im Senegal, jetzt in seinem Heimatland Kamerun. Der kamerunische Junioren-Tennismeister von 1991 lebt seit 1996 in Deutschland. Wenn er den Kindern in seiner Heimat das Tennisspielen näherbringen will, geht es Onohiol um mehr als den Spaß bei der Sache. Im pfälzischen Römerberg ebenso wie in seiner Heimatstadt Douala hat ihm der Sport Horizonte eröffnet: Mit Tennis verdient er seinen Lebensunterhalt, mit seinem Projekt "Tennis für alle" ist er gesellschaftspolitisch aktiv.

Tennisausrüstung im Gepäck

Mit den beiden Pfälzern Jochen Hollstein und Christoph Meyers sind inzwischen auch zwei Deutsche mit im Team. Private Sachspenden aus zweiter Hand, die Unterstützung durch den Tennisausrüster Topspin oder die Begleitung durch Medien wie das "Tennismagazin" haben Schwung ins Spiel gebracht.

So reisten die drei Tennisfreunde im vergangenen Herbst ins kamerunische Wirtschaftszentrum Duala. 400 Schläger, 500 Bälle, drei Bespannungsmaschinen und Tennissaiten, alles Sach- und Geldspenden aus Deutschland, brachten sie mit. Die Tennisausrüstung wurde an zwei Tennisvereine und Grundschulen vor Ort weitergegeben, wo die 7- bis 14-Jährigen Mädchen und Jungen sofort das Training aufnahmen.

Für Reiche und Erfolgreiche

Schnell wurde Tennis, eigentlich der Sport der Oberschicht, zum wichtigsten Pausenthema, erinnert sich Christoph Meyers. Der Unternehmensberater nahm extra Urlaub, um auf Dualas Schulhöfen Ballgefühl und grundlegende Koordination zu vermitteln.

Dass der Sport der Reichen, als der Tennis in Kamerun noch immer wahrgenommen wird, dort keine existenziellen Probleme löst, ist den Tennistrainern bewusst. Viel entscheidender für die Förderung afrikanischer Kinder sei natürlich eine solide Schulausbildung, erklärt Meyers.

Trotzdem hofft er, "dass dieses Tennisprojekt für einige der Kids ein einschneidendes Erlebnis war und weiterhin ist, aus dem sie Kraft, Willensstärke und Hoffnung für ihren oft sehr beschwerlichen Alltag schöpfen können." Onohiol und seine beiden deutschen Kollegen vermitteln den Kindern nicht nur die Grundlagen des Tennis, sie wollen motivieren. Denn bei allem Spaß an der Sache gilt im Tennis wie in anderen Lebensbereichen, dass sich ohne Disziplin, Willenskraft und Selbstvertrauen kein Satz gewinnen lässt.

Federers Hemd für Trainerstunden

Nach vier Wochen in Duala konnten sie sich die Trainer aus der Pfalz über beeindruckende Fortschritte ihrer jungen Schüler freuen. Nun hält Joe Onohiols Bruder, Jean-Jacques, das Projekt vor Ort am Laufen, während in Deutschland Federers Schweiß dafür sorgt, dass der Geldfluss nicht versiegt.

Mit dem Erlös auf der eBay-Auktion können an den Schulen kamerunische Trainer bezahlt werden, in den beiden örtlichen Vereinen soll die Talentförderung ausgebaut werden. Die Euphorie der Kinder, Lehrer und Eltern in den Schulen darf nicht durch finanzielle Engpässe gebremst werden, wünschen sich die Projektmacher, die den Verein "Tennis für Afrika" gegründet haben. Langfristig ist geplant, noch weitere Bälle ins Rollen zu bringen, beispielsweise in Kameruns Hauptstadt Yaounde. Und Solange der bestehende deutsch-kamerunische Ballwechsel und Schlägertausch nicht einschläft, bietet er wenigstens einigen Kindern Kameruns die Möglichkeit, erste Schritte in Yannick Noahs Fußstapfen zu wagen.

Quelle: ntv.de

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