"Prinzessin ins Rampenlicht" Skistar Vonn dringt aufs "Battle of Sexes"
04.10.2017, 13:12 Uhr
Bald einmalige Herren-Starterin? Lindsey Vonn kommt ihrem sportlichen Traum einen Schritt näher.
(Foto: imago/GEPA pictures)
Amerikas Ski-Darling Lindsey Vonn möchte sich unbedingt einmal mit den schnellen Männern in einer Weltcup-Abfahrt duellieren. Ihr ewiger Traum könnte nun bald endlich erfüllt werden. Allerdings gibt es an Vonns Plan massive Kritik.
Spektakulärer Showdown auf ihrer Lieblingsstrecke im kanadischen Lake Louise: Sie, die Beste der Welt, gegen die Besten der Welt. Gegen die besten Männer, freilich. Nach 77 Weltcup-Siegen sucht Amerikas Ski-Darling Lindsey Vonn eine zusätzliche Herausforderung. Und nach Jahren des Bittens und Forderns scheint diese nun näher und konkreter denn je. Denn der Weltverband FIS hat bei einem Treffen seiner Exekutiv-Mitglieder in Zürich entschieden, einen entsprechenden Antrag des US-Verbandes zumindest zu prüfen. Bei der nächsten Sitzung im Mai soll der Antrag dann auf der Tagesordnung stehen. Für Vonns möglichen Start gibt's darin bereits mehrere denkbare Szenarien.
- Lindsey Caroline Vonn wurde am 18. Oktober 1984 als Lindsey Caroline Kildow in Saint Paul geboren.
- Ihr Weltcup-Debüt gab Vonn am 18. November 2000 beim Slalom in Aspen.
- Bislang konnte sie 77 Weltcup-Siege einfahren, 39 davon in ihrer Paradedisziplin Abfahrt.
- Acht Mal gewann sie bereits den Gesamtweltcup.
- Bei den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 holte sie in der Abfahrt ihre bislang einzige Goldmedaille.
- Zweimal gab's WM-Gold, 2009 in Val-d-Isère, in den Disziplinen Abfahrt und Super-G.
- Sie ist die erfolgreichste Skifahrerin der Weltcup-Geschichte.
Seit langer Zeit schon kämpft die extrovertierte Ausnahmefahrerin für das gemischtgeschlechtliche Duell. Ein Duell für mehr Aufmerksamkeit der Sportart, wie sie betont. Aber auch ein Duell der Grenzerfahrung: "Wenn ich mit den Herren trainieren kann, warum kann ich dann nicht gegen sie Rennen fahren? Ich möchte an etwas teilnehmen, bei dem ich an mein Maximum getrieben werde", sagte Vonn. Bislang ist es allerdings ein Kampf ohne Erfolg, wohl auch, weil für ihre Teilnahme eigentlich die Weltcup-Regeln geändert werden müssten.
Vonn hat stets bekräftigt, ihre Karriere erst beenden zu wollen, wenn sie einmal in einem offiziellen Rennen gegen die Männer antreten durfte. Der aktuelle Plan sieht den Start in der übernächsten Saison vor, im Dezember 2018. Es ist eines ihrer zwei letzten großen sportlichen Ziele. Das andere lautet: Den ewigen Siegrekord von Ingemar Stenmark zu brechen. Der Schwede hatte in den 70er- und 80er-Jahren 86 Rennen gewonnen - also neun mehr als Vonn aktuell. Zwei Jahre will sich die 32-Jährige mindestens noch Zeit geben, um diese Marke zu knacken - und eben auch, um ihr Männerduell in Lake Louise endlich zu bekommen, auf jener Strecke, auf der sie bereits 18 Damen-Rennen gewonnen hat.
"Damit machen wir uns lächerlich"
Doch anders als Vonn sehen viele Alpinisten den "Battle of Sexes" sehr skeptisch. "Ich halte wenig von Lindseys Wunsch. Ich glaube, die Herren sollen die Herren-Rennen und die Damen die Damen-Bewerbe bestreiten", sagte die ehemalige österreichische Top-Fahrerin Nicole Hosp bei laola1. "Nichtsdestotrotz bin ich überzeugt, dass Lindsey mit ihrem Können und in 'ihrem Wohnzimmer' Lake Louise im Vergleich zu einigen Herren eine sehr, sehr gute Figur abgeben könnte."
Richtig wütend wird Andreas Puelacher, Herren-Rennsportleiter des Österreichischen Skiverbands, wenn er auf das Duell angesprochen wird. Der Austria Presse Agentur sagte er: "Frauen boxen auch nicht gegen Herren oder spielen auf der Herren-Tennistour. Das ganze Theater gibt es nur, weil Frau Vonn unbedingt und nur bei einem bestimmten Rennen gegen die Herren fahren will." Für Puelacher ist der Weltcup der denkbar ungeeignetste Ort für so etwas. "Damit machen wir uns lächerlich." Für ihn ist der Start nicht mehr als eine stumpfe "PR-Geschichte".
Kritisch, wenn aber auch nicht so dramatisch wie Puelacher, bewertet FIS-Renndirektor Markus Waldner den Plan von Vonn: "Ich persönlich hätte kein Problem, wenn Lindsey mitfährt. Aber wenn sie in der ersten Kompression auf die Schnauze fällt, möchte ich keine Verantwortung tragen müssen", wird er in der "Kleinen Zeitung" zitiert. Außerdem warnt er: "Wie reagieren andere Top-Abfahrerinnen, und ist das fair, nur weil sich die Prinzessin exklusiv ins Rampenlicht setzen will?"
Der aktuelle Vorstoß des amerikanischen Skiverbands soll Medienberichten zufolge wohl auch der letzte sein.
Quelle: ntv.de, tno