Lockout in der NBA weckt Hoffnungen Sportfans träumen von Nowitzki
01.07.2011, 15:39 Uhr
Auch diese jungen Herren würden sich über ein Gastspiel Nowitzkis in Deutschland freuen.
(Foto: dpa)
Dirk Nowitzki hat Urlaub. Und das sogar länger als gedacht, denn die Basketball-Stars der NBA und die Klub-Besitzer konnten sich nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen, der Ligabetrieb ruht. Für die deutschen Sportfans wirft das zwei wichtige Fragen auf: Spielt der NBA-Champion bald in der Bundesliga? Und bestreitet Nowitzki nun die EM für Deutschland?
Seit Wochen schon schwirrt den Basketball-Fans in Deutschland ein schöner Traum im Kopf herum: Im September führt Dirk Nowitzki die Basketball-Nationalmannschaft durch die Europameisterschaft in Litauen und zur Qualifikation für Olympia 2012 in London. Im Anschluss streift der amtierende NBA-Champion und Finals-MVP, der derzeit vielleicht beste Spieler der Welt, das Trikot eines deutschen Vereins über und hebt die Basketball-Bundesliga (BBL) auf ein ganz neues Niveau.
Eine schöne Vorstellung, die allerdings einiges an Phantasie erfordert. Ganz ohne Grundlage ist sie aber auch nicht. Die NBA hat ihre Spieler im Streit um einen neuen Tarifvertrag ausgesperrt, der Ligabetrieb ruht also auf unbestimmte Zeit. Beim letzten Lockout startete die Saison statt im Oktober 1998 erst am 5. Februar 1999. Dirk Nowitzki, gerade neu in der NBA, absolvierte die Hinrunde der Bundesliga für seinen Heimatverein DJK Würzburg. Ein logisches Szenario auch in diesem Fall? Die Großen der Liga, Alba Berlin und Meister Bamberg, aber auch Emporkömmling Bayern München scharren schon mit den Hufen. Eine Verpflichtung würde volle Hallen, satte Merchandising-Einnahmen und sportliche Erfolge garantieren.
"Keine realistische Grundlage"
Nowitzki hat bereits angedeutet, dass er in der Spätphase seiner Karriere kaum ein halbes Jahr aussetzen könnte, ohne an Leistungsfähigkeit zu verlieren. Allerdings sind die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen nicht mehr mit denen von 1998 zu vergleichen. Damals besaß er noch keinen Profivertrag und konnte ohne Probleme nach Deutschland zurückkehren. Heute ist noch nicht einmal geklärt, ob die NBA-Regularien es hergeben, dass die Spieler in anderen Ligen auflaufen.
Das ist nicht der einzige Grund, warum etwa Bundestrainer Dirk Bauermann für ein Engagement Nowitzkis "keine realistische Grundlage" sieht: Eine Verpflichtung Nowitzkis könnten deutsche Vereine wohl kaum bezahlen. "Da haben einige Leute ihre Hausaufgaben nicht richtig gemacht. Auch wenn Dirk umsonst spielen würde, müsste ein Verein doch erst mal seine immensen Versicherungskosten stemmen können", bremst Nowitzkis persönlicher Trainer Holger Geschwindner die Euphorie.
Tatsächlich muss der MVP der Finals 2011 schon für seine Teilnahmen an den internationalen Turnieren für die Nationalmannschaft mit hohen sechsstelligen Beträgen versichert werden. Geschwindner schätzt, dass bei einer schweren Verletzung, die zum Karriereende führen würde, 20 Millionen Euro fällig würden. Kaum auszudenken also, was die Versicherungen für einen halbjährigen Vertrag aufrufen würden. Selbst für Alba Berlin mit seinem Etat von ca. 7 Millionen Euro wäre das unter normalen Voraussetzungen nicht zu bezahlen. Eher schon könnte ein europäischer Big Player aus Griechenland, Spanien oder Russland diese Summe aufbringen.
Gute Chancen auf EM-Start
Während die Fans des "Dirksters" sich keine allzu großen Hoffnungen auf einen Auftritt ihres Lieblings in der heimischen Liga machen sollten, wachsen mit dem Lockout die Aussichten die Teilnahme Nowitzkis an der Europameisterschaft in Litauen (31. August - 18. September). "Der Lockout wird uns und Dirk helfen. Man kann davon ausgehen, dass er nicht, wie sonst, Anfang Oktober wieder in den USA sein muss. Er könnte also eine Pause in zwei Teilen nehmen - vor und nach der EM. Das hilft den Chancen, dass er in Litauen spielen wird, schon sehr", zeigte sich Bundestrainer Bauermann in der "Frankfurter Rundschau" optimistisch.
Nowitzki selbst hatte beim Triumphzug durch seine Heimatstadt Würzburg am Dienstag zwar gesagt, dass er sehr müde sei von der letzten Saison, einen EM-Start jedoch nicht ausgeschlossen. Nun, da sich die Voraussetzungen geändert haben, gewinnt ein anderer Faktor an Bedeutung: Der Superstar will unbedingt noch einmal zu Olympia. In Peking durfte Nowitzki die deutsche Fahne tragen, ein Kindheitstraum erfüllte sich. Dieses Gefühl, das hatte er immer wieder betont, möchte er wiederholen.
Sein Verein, die Dallas Mavericks, kann ihm eigentlich keine Steine in den Weg legen. Der Kontakt zwischen Spielern und Eignern ist für die Zeit des Lockouts untersagt. Außerdem hat Nowitzki aus Rücksicht auf die Titelchancen der "Mavs" auf die letzten beiden großen Turniere verzichtet - er hat seine Schuldigkeit getan. Sein Boss Marc Cuban, ein sehr emotionaler Mensch, würde es ohnehin verstehen, wenn sein großer Star einen EM-Auftritt zur Herzensangelegenheit erklärt - für sich und seine Fans in der Heimat.
Quelle: ntv.de, Mit dpa/sid