Doch kein Übungsleiter Springstein wieder ausgeladen
13.10.2006, 14:22 UhrDas Trainer-Comeback von Thomas Springstein in Rostock ist geplatzt. Einen Tag vor der geplanten Vorstellung als Übungsleiter einer Laufsportgruppe ist der wegen Dopings bereits verurteilte Coach vom Polizeisportverein Rostock überraschend wieder ausgeladen worden. Offenbar wurde der Druck von Medien und aus der Sportpolitik so groß, dass der größte Sportverein Mecklenburg-Vorpommerns zurückrudern musste. "Es wird keine Laufsportgruppe unter der Leitung von Herrn Springstein beim PSV geben", gab der Verein am Freitagmittag in einer kurzen Presse-Erklärung bekannt. Zu einer weiteren Stellungnahme stand PSV-Geschäftsführer Hans-Joachim Lüdemann auf dpa-Nachfrage nicht zur Verfügung.
Der 47 Jahre alte Springstein war am 20. März dieses Jahres vom Magdeburger Amtsgericht zu einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung verurteilt worden, weil er einer 16-jährigen Sprinterin das Dopingmittel Testosteron-Undecaonat gegeben hatte. Die Bewährungszeit beträgt drei Jahre. Am Samstag wollte er das Breitensport-Projekt in der Hansestadt vorstellen und mit dem Training beginnen.
Wolfgang Remer, der Präsident des Landessportbundes (LSB) Mecklenburg-Vorpommern, begrüßte die Entscheidung des Rostocker Vereins: "Der Imageschaden für das Land wäre groß gewesen. Herr Springstein ist wegen Dopings verurteilt worden. Da ist es egal, ob man ihn als Trainer in den Leistungs- oder Breitensport holen will." Als Sportlehrer der Kinder- und Jugend-Sportschule (KJS) in Schwerin hatte der oberste Sportfunktionär des Landes einstmals Springstein selbst unterrichtet.
Massive Kritik an dem "Coup" mit Springstein gab es auch vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). "Bei uns herrscht völliges Unverständnis, wir können nur den Kopf schütteln. Das ist mit gesundem Menschenverstand für uns nicht nachvollziehbar", hatte DLV-Präsident Clemens Prokop am Freitagvormittag gesagt. "Wir haben aber in dieser Sache als DLV keine Hoheit und keinen Zugriff, da eine Freizeit-Laufgruppe kein Leichtathletik-Verein ist", erklärte der promovierte Jurist. Eine Breitensport-Abteilung muss de jure nicht im DLV organisiert sein.
"Jeder hat eine zweite Chance verdient, Thomas Springstein ist ein hervorragender Trainer. Wir sind froh einen solchen Mann für unseren Verein gewinnen zu können", hatte PSV-Geschäftsführer Lüdemann im Radiosender "NDR 1 Radio MV" Springstein am Donnerstag noch verteidigt. LSB-Präsident Remer wollte diese Argumentation nicht gelten lassen: "Das wäre seine vierte oder fünfte Chance gewesen."
Springstein selbst hatte keine Skrupel mit dem neuen Job. "Ich arbeite ehrenamtlich für den Verein, verdiene kein Geld", sagte der frühere Trainer der Sprinterinnen Katrin Krabbe und Grit Breuer. "Ich will wieder unter Menschen sein, will mich nicht länger verstecken. Ich möchte wieder mit Leuten arbeiten und meine Erfahrungen, was das Laufen betrifft, vermitteln." Deutschlands bekanntester Dopingaufklärer, Werner Franke, zeigte sich sehr erstaunt: "Das ist für mich eine nicht nachvollziehbaren Entscheidung."
Nachdem Grit Breuer, die mit Springstein seit Jahren liiert ist, eine Anstellung als Fitnesstrainerin im Warnemünder Hotel "Neptun" gefunden hatte, zog nun auch ihr Lebensgefährte an die Ostseeküste. "Ich will hier mein Leben neu sortieren und mir eine neue Existenz aufbauen", sagte Springstein, der 2002 vom DLV noch zum "Trainer des Jahres" gekürt wurde.
Von Oliver Schubert und Karsten Lehmann, dpa
Quelle: ntv.de