Sport

Kühner Plan, wenig Zeit Wie Steffel Hertha retten will

Frank Steffels Vorschlag ist gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht.

Frank Steffels Vorschlag ist gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Weil es Hertha BSC Berlin sportlich und finanziell richtig schlecht geht, entwirft der Berliner Bundestagsabgeordnete Frank Steffel einen Rettungsplan. Dabei offenbart der Teppichhändler neben schier grenzenlosem Optimismus allerdings gewisse Defizite in einer wichtigen Detailfrage, fühlt sich dabei aber missverstanden. Stattdessen verweist er auf die positive Resonanz, die er mit seinem Vorschlag erfahren habe - und glaubt an dessen Erfolg.

In einem dreiseitigen Brief hat der CDU-Politiker, Präsident des Handballvereins Reinickendorfer Füchse und Teppichhändler Frank Steffel Hertha-Boss Werner Gegenbauer seine "Kampagne der Herzen" vorgestellt, um dem Fußballverein den "verdienten emotionalen und finanziellen Rückhalt für einen Verbleib in der 1. Bundesliga" zu verschaffen. Als griffiges Motto für die konzertierte Aktion schlug Steffel vor: "Berliner, steht auf wenn ihr Herthaner seid!"

Das Steffel-Konzept umfasst zehn Maßnahmen, die bis zu 21,6 Millionen Euro in die chronisch leeren Kassen des Hauptstadt-Klubs spülen sollen. Das berichtet die "BZ" unter der euphorischen Überschrift "Endlich! Rettungs-Plan für Hertha" und stellt dazu auch Steffels Brief an Gegenbauer als Download bereit. Datiert ist das Schreiben, dessen Echtheit Steffel n-tv.de bestätigte, allerdings schon vom 17. Dezember 2009. Hertha selbst wollte das Schreiben nicht kommentieren.

Hertha statt Böller

Steffels Vorschläge beruhen in der Essenz darauf, dass die Berliner Bürger, Unternehmen und die öffentliche Hand der Hertha großzügig mit Geldgeschenken unter die Arme greifen sollen - und das nicht etwa so charmant wie bei der Kampagne "Bluten für Union", sondern ganz profan mit direkten Zuwendungen.

Zwar sollten auch die Profis und der Trainerstab in der Rückrunde auf zehn Prozent ihrer Gehälter verzichten (Plus nach Steffels Rechnung: 1,8 Mio. Euro) und Hertha trotz Millonenschulden selbst 3,5 Millionen Euro aufwenden. Das Gros der rund 22 Millionen Euro an potentiellen Einnahmen soll jedoch von außerhalb kommen.  So veranschlagt Steffel 1,8 Millionen Euro durch eine Sonderumlage von 100 Euro pro Mitglied sowie 5 Millionen Euro durch die Einrichtung einer Spenden- und SMS-Rufnummer.

Zudem schlug das Sportausschuss-Mitglied vor, dass die Betreibergesellschaft des Olympiastadions, die dem Land Berlin gehört, dem Verein die Spielstätte in der Rückrunde kostenlos zur Verfügung stellt. Dies würde laut Steffel Hertha eine Ersparnis von 2 Millionen Euro bringen. (Steffels Ideensammlung im Überblick)

Transferfrist nicht im Blick?

"Das Ziel sollte sein, für die Monate Februar bis Juni 2010 mindestens 15 Millionen Euro zu akquirieren und dadurch weitere hochkarätige Verstärkungen zu verpflichten", heißt es in dem Schreiben vom 17. Dezember 2009. Man dürfe nicht zulassen, dass Hertha "fast unbemerkt absteigt und wir nicht versucht haben, die Berliner für einen Verbleib in der 1. Bundesliga zu motivieren und zu mobilisieren." In seinem Planungseifer scheint Steffel allerdings übersehen zu haben, dass das Transferfenster bereits Ende Januar schließt und die erhofften Millioneneinnahmen deshalb nicht wie vorgeschlagen in Neuzugänge investiert werden könnten.

Diese Interpretation wies Steffel gegenüber n-tv.de zurück. Natürlich sei ihm bewusst, wann die Transferfrist ende. Er glaube auch weiterhin daran, dass bis Ende Januar noch Geld aufgetrieben und somit personelle Verstärkungen realisiert werden könnten - auch wenn Hertha-Manager Michael Preetz die Personalplanungen für die Rückrunde bereits für beendet erklärt hat. Laut Steffel hätten sich schon mehrere Unternehmen bei ihm gemeldet, um seinen Rettungsplan mit Spenden zwischen 1.000 und 10.000 Euro zu unterstützen. Von Hertha-Fans will er zudem mehr als 100 positive Rückmeldungen per E-Mail erhalten haben, "weil sich jetzt endlich etwas tut".

Aufbruchstimmung nötig und möglich

"Aus meiner Sicht muss man Aufbruchstimmung erzeugen und das Olympiastadion in den verbleibenen acht Heimspielen vollkriegen, um gemeinsam die Kraftanstrengung Klassenerhalt noch zu schaffen", sagte Steffel. Hertha-Präsident Gegenbauer habe bereits Kontakt zu ihm aufgenommen, um die Vorschläge in einem persönlichen Gespräch zu erörtern - allerdings erst jetzt, nach der Veröffentlichung des persönlichen Briefes in der "B.Z.", wie Steffel einräumte. Er betonte zudem, dass er Gegenbauer keineswegs erklären müsse, wie man so eine Kampagne zu führen habe. Seinen Brief möchte er lediglich als Anregung verstanden wissen, um dem Verein gemeinsam zu helfen, denn: "Ich will mir nicht den Vorwurf machen müssen, nichts getan zu haben."

In Sachen Hertha hätte sich Frank Steffel lieber nicht aus der Deckung gewagt.

In Sachen Hertha hätte sich Frank Steffel lieber nicht aus der Deckung gewagt.

(Foto: REUTERS)

Angst, dass seinem Plan zur kurzfristigen Hertha-Rettung ein ähnlicher Erfolg beschieden sein könnte wie bei seiner Kandidatur für das Amt des Berliner Bürgermeisters im Jahr 2001, hat Steffel nicht. Damals blamierte er sich zunächst, als bei einer Wahlkundgebung auf dem Alexanderplatz Eier geworfen wurden und er sich deshalb hinter dem damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber versteckte. Später bekannte er sich öffentlich zu München als "schönster Stadt Deutschlands". Bei der Wahl führte Steffel die auch durch den Bankenskandal gebeutelte CDU dann auf das historische Tief von 23,8 Prozent.

Quelle: ntv.de, mit sid

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