Sport

"Ich musste es tun. Für mich" Tettenborn lässt Rekord löschen

Nach Ines Geipel fordert auch die frühere DDR-Sprinterin Gesine Tettenborn vom Deutschen Leichtathletik-Verband die Streichung ihres mittels Dopings zustande gekommenen deutschen Rekordes. Der DOSB begrüßt die späte Reue, Tettenborns ehemalige Teamkollegin Marita Koch übt Kritik.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die ehemalige DDR-Sprinterin Gesine Tettenborn hat ihre mit Hilfe von Dopingmitteln gelaufenen Rekorde vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) streichen lassen. "Mir ist bewusstgeworden, dass ich für immer dort stehen bleibe, wenn ich nicht aktiv werde", sagte sie dem " Spiegel", "irgendwie wäre ich also mitverantwortlich dafür, wenn junge Athletinnen dopen, weil sie motiviert sind, diesen Rekord zu brechen." Der DLV hat dies inzwischen auch getan, erklärte DLV-Sprecher Peter Schmitt.

"Für ein Dopinggeständnis ist es nie zu spät. Wir begrüßen den Schritt von Gesine Tettenborn", sagte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die Aufarbeitung der Dopingvergangenheit in Ost und West stehe auch im Fokus eines Forschungsprojektes, das der DOSB in Auftrag gegeben habe: "Jedes Geständnis, egal wie weit das Dopingvergehen zurückliegt, ist dafür hilfreich."

Unverständnis bei Teamkollegin

Tettenborn war 1984 unter ihrem Mädchennamen Gesine Walther einen Weltrekord mit der 4x400-Meter-Staffel der DDR gelaufen. Die Zeit von 3:15,92 Minuten wird noch immer als deutscher Rekord geführt. Die 47-Jährige kritisierte im "Spiegel" die Haltung vieler Athletinnen und Trainer aus der ehemaligen DDR. Die würden die Einnahmen von Dopingmitteln bis heute abstreiten oder verharmlosen.

Marita Kochs 400-Meter-Weltrekord hat seit 20 Jahren Bestand.

Marita Kochs 400-Meter-Weltrekord hat seit 20 Jahren Bestand.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Tettenborns damalige Staffel-Kollegin Marita Koch wehrte sich gegen diese Darstellung. "Ich hatte gedacht, dass damals alles okay war", sagte sie. "Außerdem glaube ich nicht, dass das Thema Doping verharmlost wird, weil ja schon seit 20 Jahren ständig darüber diskutiert wird." Die Olympiasiegerin von 1980 hält bis heute den Weltrekord über 400 Meter. Koch bestreitet Doping.

Name durch * ersetzt

Fünf Jahre vor Tettenborn hatte bereits die frühere DDR-Sprinterin Ines Geipel den DLV um Streichung ihres Namens aus der Rekordliste gebeten. Sie begründete dies damit, dass sie unfreiwillig in das ostdeutsche Zwangsdopingsystem eingebunden war und der mit ihrer Mitwirkung erzielte Vereins-Weltrekord mit dem SC Motor Jena (1984) Resultat von Körperverletzung sei. Im Mai 2006 entsprach der DLV der Bitte und ersetzte den Namen Geipel durch ein Sternchen.

Im Gespräch mit dem "Spiegel" sagte Tettenborn: "Mir ist klar, dass ich nun für manche ein Nestbeschmutzer bin, der ihnen die Erinnerung kaputtmacht. Aber ich musste es tun. Für mich."

Quelle: ntv.de, dpa

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