Verschiebung der Kräfte in Afrika Togo, Ghana, Angola vor WM-Debüt
06.10.2005, 11:03 UhrMit seinem Siegtor zum 1:0 gegen Titelverteidiger Frankreich zum Auftakt der WM in Japan und Südkorea schrieb der Senegalese Papa Bouba Diop am 31. Mai 2002 Fußball-Geschichte - bei der Endrunde 2006 in Deutschland wird der flinke Angreifer womöglich nur Zuschauer sein. Denn bei der Vergabe der insgesamt fünf afrikanischen Tickets für die Endrunde ist das vor drei Jahren bis ins WM-Viertelfinale vorgedrungene Team auf Schützenhilfe angewiesen. Selbst ein Sieg im letzten Spiel der Gruppe 1 am Samstag gegen Mali reicht Senegal nicht zur Qualifikation, wenn Tabellenführer Togo zur gleichen Zeit im Kongo punktet.
"Wir brauchen keine Rechenspiele. Wir wollen in Brazzaville gewinnen und nicht auf Unentschieden spielen. Für mich ist das das Spiel meines Lebens", sprach Togos Angreifer Emmanuel Sheyi Adebayor vielen seiner Landsleute aus dem Herzen. Mit einem Erfolg würde sich das westafrikanische Land zum ersten Mal für eine WM-Endrunde qualifizieren. Indes hat man im Senegal die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. "Die Mannschaft Togos ist jung und unerfahren. Vielleicht leisten sie sich einen Ausrutscher", machte das nationale Fußball-Idol Jules Bocande den Anhängern Mut.
Nicht nur Togo steht für die Verschiebung der Kräfte im afrikanischen Fußball. Vor dem WM-Debüt steht auch die Auswahl Ghanas, der in der letzten Partie der Gruppe 2 ein Punkt in Kap Verde genügt, um der Demokratischen Republik Kongo und dem WM-Gastgeber von 2010, Südafrika, das Nachsehen zu geben. "Generationen ghanaischer Fußballer haben davon geträumt und darauf hingearbeitet", fiebert Matthew Amoah der ersten WM-Teilnahme seines Landes entgegen. Der 24 Jahre alte Angreifer von Vitesse Arnheim war mit drei Toren in den letzten drei Qualifikationsspielen maßgeblich am Erfolg seiner Mannschaft beteiligt.
Mit Angola kann am Samstag eine dritte Mannschaft ihre WM-Premiere feiern. Ein Sieg bei Schlusslicht Ruanda würde in jedem Fall die Endrunden-Teilnahme der Angolaner bedeuten, selbst wenn Nigerias "Super Eagles" zur gleichen Zeit ihr Heimspiel gegen Simbabwe gewinnen. Denn im direkten Vergleich der beiden punktgleichen Teams in der Gruppe 4 hat der Außenseiter die Nase vorn. Für die zuletzt drei Mal in Folge qualifizierten Nigerianer wäre das vorzeitige Scheitern ein schwerer Rückschlag auf dem angestrebten Weg zur Fußball-Großmacht des Kontinents.
In den Gruppen 3 und 5 haben WM-Stammgäste die besten Karten für eine erneute Endrundenteilnahme. Mit einem Heimsieg gegen Ägypten will Kamerun das Dauerduell um Platz eins gegen die im Sudan antretende Elfenbeinküste endgültig zu seinen Gunsten entscheiden. Kameruns "unzähmbare Löwen" waren bereits fünf Mal bei einer WM dabei. Tunesien strebt im Spitzenspiel der Gruppe 5 gegen Marokko seinen vierten WM-Start an. Während den Tunesiern bereits ein Unentschieden genügt, muss Marokko unbedingt gewinnen, um im letzten Moment am nordafrikanischen Rivalen vorbeizuziehen.
Von Jörg Obergethmann, dpa
Quelle: ntv.de