Sport

Minutenlange Bildausfälle UEFA: Unglückliche Umstände

Die Europäische Fußball-Union UEFA hat sich für die Bildausfälle beim EM-Halbfinale zwischen Deutschland und der Türkei entschuldigt. "Wir bedauern dies zutiefst. Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände", sagte der UEFA-Geschäftsführer für Medientechnologie, Alexandre Fourtoy, in Wien.

Verantwortlich seien drei Mikroausfälle im Stromversorgungssystem gewesen. "Diese reichten aus, um das System neu starten zu müssen", sagte Fourtoy. In vielen Ländern blieben die TV-Schirme in der zweiten Halbzeit für bis zu 18 Minuten dunkel. Für das zweite Halbfinale und das Finale kündigte Fourtoy neue, besondere Sicherheitsmaßnahmen an.

Panne verhinderte Rekordquote

Die Fernsehpanne hat möglicherweise ein juristisches Nachspiel. Das ZDF überprüft derzeit, ob Ansprüche gegen die Europäische Fußball Union (UEFA) geltend gemacht werden können. Bei der Live-Übertragung, die in Deutschland bis zu 32,74 Millionen Fans verfolgten, war das von der UEFA produzierte Weltbild in der zweiten Halbzeit mehrmals wegen eines Stromausfalls im International Fernsehzentrum (IBC) in Wien ausgefallen.

Die Panne könnte laut ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz einen deutschen TV-Rekord verhindert haben. Im Schnitt sahen 29,54 Millionen (81,8 Prozent Marktanteil) die dramatische Partie. Das bedeutet EM-Rekord und Platz zwei in der ewigen TV-Hitliste hinter dem Halbfinale Deutschland - Italien (29,66 Millionen) bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006. Fans beim Public Viewing wurden bei der Ermittlung der TV-Quote nicht erfasst.

Notstromaggregat sprang nicht an

"Ich verstehe nicht, warum das Notstromaggregat in Wien nicht funktioniert hat", erklärte Gruschwitz zu der "ärgerlichsten anzunehmenden Panne". Der Mainzer Sender hatte nach einem zweiten Stromausfall in Wien das Übertragungssignal des Schweizer Fernsehens SF1 übernommen, das zu dieser Zeit über eine Glasfaser-Direktverbindung aus dem Stadion in Basel als einziges noch verfügbar war.

Während des Bildausfalls hatte ZDF-Kommentator Bla Rthy die TV-Zuschauer wie ein Radioreporter per Telefonleitung auf dem Laufenden gehalten. Ton und Bild kamen zwischenzeitlich aber zeitversetzt an. Das zweite deutsche Tor von Miroslav Klose feierte Rthy bereits, als die Fernsehzuschauer den Ball noch gar nicht im Tor sahen.

Laut Gruschwitz haben sich alle anderen TV-Sender verpflichtet, das von der UEFA in Wien produzierte Signal zu übernehmen. Auch die von eigenen Kameras hergestellten ZDF-Bilder gehen über das IBC und waren von der technischen Panne betroffen. "Darüber wird noch zu reden sein", sagte Gruschwitz.

Durch die Übernahme der Fernsehbilder von SF1 sahen die deutschen Zuschauer auch einen sogenannten Flitzer, der in Basel wie ein Rugbyspieler über den Platz lief und von Ordnungskräften zu Boden gerissen wurde. Bei einem ähnlichen Vorfall während der Partie Österreich - Kroatien hatte die UEFA die Szene in ihrem Weltbild-Angebot nicht gezeigt. TV-Kritiker sprachen danach von Zensur.

Zwei Fans niedergetrampelt

Das schwere Unwetter hatte in Wien und Umgebung zu überfluteten Straßen und Kellern geführt. Auf der Wiener Fanmeile herrschten teilweise chaotische Verhältnisse. Bei der panikartigen Flucht zehntausender Fans vor dem verheerenden Gewitter wurden nach Angaben der Polizei zwei Fans niedergetrampelt und dabei schwer verletzt. Eine 18-Jährige erlitt einen Beckenbruch.

Zum Anpfiff des Spiels hatten sich knapp 30.000 Menschen in der Fanzone vor dem Wiener Rathaus versammelt. Unter ihnen waren Tausende deutscher Fans. Gegen 22.15 Uhr musste die Fanmeile wegen des heftigen Regens und Windgeschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern geräumt werden. Bei der Massenflucht der Fans wurden dann die beiden Fans niedergetrampelt. Die Regenfälle dauerten bis nach Mitternacht an.

Quelle: ntv.de

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