Scolari kritisiert Strafe UEFA sperrt Löw
18.06.2008, 13:58 UhrDie deutsche Fußball-Nationalmannschaft muss in ihrem EM-Viertelfinalspiel am Donnerstag gegen Portugal ohne Bundestrainer Joachim Löw auskommen. Die Disziplinarkommission der UEFA bestätigte die Sperre gegen den DFB-Chefcoach für eine Partie.
Er erhielt ebenso wie der ehemalige Bundesliga-Profi Hickersberger ein Innenraumverbot von der UEFA. Die Mannschaft muss somit von Löw-Assistent Hansi Flick gecoacht werden. Bei einem Spiel Sperre besteht laut UEFA keine Möglichkeit, in Berufung zu gehen.
Im letzten Vorrundenspiel Österreich-Deutschland am Montagabend in Wien waren Löw und Hickersberger vom spanischen Schiedsrichter Manuel Enrique Mejuto Gonzalez in der 41. Minute auf die Tribüne verbannt worden.
Keinen Kontakt zum Team
Die beiden Fußballlehrer hatten sich zuvor mit dem Vierten Offiziellen angelegt. Löw hatte lautstark moniert, dass der Vierte Offizielle ihn und Hickersberger in der Arbeit in der Coaching-Zone behindere.
Löw darf am Vorabend der Portugal-Partie auf der Pressekonferenz in Basel noch Antworten geben. Am Spieltag selbst darf er innerhalb des Stadions auch über Mittelsmänner keinen Kontakt zum Team haben – somit auch nicht während der Halbzeitpause in die Umkleidekabine gehen. Die Sperre endet mit dem Abpfiff der Partie. Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel darf Löw wieder auf dem Podium sitzen.
"Bin maßlos enttäuscht"
Bundestrainer Löw hat sich bereits zu der UEFA-Entscheidung geäußert. Er müsse sie zur Kenntnis nehmen und wolle sie nicht kommentieren, sagte er. Und fügte hinzu: "Natürlich bin ich maßlos enttäuscht."
Enttäuscht zeigte sich auch DFB-Generalsekretär Niersbach: "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass kein Fehlverhalten des Bundestrainers vorlag." Im Viertelfinale sei das ein Handicap, mit dem die Mannschaft fertig werden müsse.
"Will, dass Löw auf der Bank sitzt"
Portugals Fußball-Nationaltrainer Luiz Felipe Scolari kritisierte die Sperre für Bundestrainer Joachim Löw. "Wenn ich etwas bei der UEFA zu sagen hätte, würde ich alles versuchen, um diese Sperre aufzuheben. Ich will, dass Joachim Löw am Donnerstag auf der Bank sitzt und seine Spieler betreut", sagte der 59 Jahre alte Brasilianer auf der abschließenden Pressekonferenz vor dem Duell zwischen seinen Portugiesen und Deutschland im St. Jakob Park in Basel.
Scolari zeigte wie schon zu anderen Gelegenheiten eine kritische Haltung zum Regelwerk. "Ich habe diese Erfahrung auch schon gemacht, ich war auch schon gesperrt. Das ist alles andere als ein Vorteil", sagte Scolari weiter. Der Brasilianer war jedoch gesperrt worden, nachdem er einen Spieler der gegnerischen Mannschaft geschlagen hatte.
DFB-Spitze optimistisch
Etwas optimistischer äußerte sich DFB-Präsident Zwanziger: "Ich bin ganz sicher, dass für die Mannschaft damit ein zusätzlicher Motivationsschub gegen Portugal verbunden sein wird und sie ihren Trainer im EM-Halbfinale wieder auf der Bank haben wollen", sagte er. Auch er zeigte Verständnis dafür, dass sich Löw ungerecht behandelt fühlt.
DFB-Teammanager Oliver Bierhoff wertete die UEFA-Entscheidung als "schwere Niederlage für den Fußball". Er könne die Entscheidung nicht nachvollziehen und habe absolut kein Verständnis dafür, sagte Bierhoff. Löw habe niemanden beleidigt – das komme auch im Schiedsrichter-Bericht klar zum Ausdruck, so Bierhoff.
Quelle: ntv.de