"Das war kein kluger Schachzug" US-Footballer wagt Coming-out
11.02.2014, 08:59 Uhr
Michael Sam ist 1,88 Meter groß und wiegt 116 Kilogramm. Er jagt beruflich Quarterbacks.
(Foto: USA Today Sports)
Bald hat eine der härtesten Sportligen der Welt ihren ersten offen schwul lebenden Spieler: Footballer Michael Sam redet in einem Interview über seine Homosexualität. Er wird bald in der NFL spielen, doch das Coming-out könnte seine Karriere behindern.
Der US-Footballer Michael Sam hat öffentlich erklärt, dass er schwul ist. In einem Interview mit der "New York Times" sprach der 24-Jährige von seinem Wunsch, er wolle der erste offen homosexuelle Spieler in der National Football League (NFL) werden. Weil Gerüchte im Umlauf waren, wollte er selbst zu Wort kommen, sagte Sam der "Times". "Ich wollte sicherstellen, dass ich meine Geschichte so erzählen kann, wie ich es will."
Sam war bislang als Defensivspieler für die Universität von Missouri im Einsatz. Er gilt als großes Nachwuchstalent und hat gute Chancen, beim Draft der NFL-Spieler im Mai verpflichtet zu werden. Sein Coming-out zum jetzigen Zeitpunkt wird in den Medien jedoch auch als Risiko gesehen, denn Homosexualität ist auch in der NFL ein schwieriges Thema.
Das Magazin "Sports Illustrated" zitierte einen ungenannten Assistenztrainer aus der NFL mit den Worten: "Das war kein kluger Schachzug." Schließlich, so schreibt das Magazin, habe auch Jason Collins noch keinen neuen Verein. Der Basketballer hatte sein Coming-out im vergangenen Jahr und hat seitdem kein Spiel mehr in der NBA absolviert. Michael Sam sagte, ihm sei durchaus bewusst, dass sein Gang an die Öffentlichkeit Folgen für seine Karriere haben könnte. "Ich bin nicht naiv. Ich weiß, dass das eine große Sache ist."
"Warum sollten wir uns das antun?"
Sein Coming Out könnte dazu führen, dass er beim Draft an tieferer Position gezogen wird als ursprünglich gedacht. Das Sportmagazin "Sports Illustrated" befragte acht Verantwortliche von NFL-Vereinen anonym, das Ergebnis: Die meisten rechnen damit, dass Sams Draft-Chancen gesunken sind. Außerdem sei die "Kabinen-Kultur" in der Liga noch nicht so weit, ganz zu schweigen vom riesigen Rummel um die Person Sam. Ein ehemaligen General Manager sagte: "Die Vereine werden sich fragen: 'Warum sollen wir uns das antun?"
Gleichzeitig schrieb das Magazin, die Football-Szene sei nicht überrascht. Sams Homosexualität sei ein offenes Geheimnis gewesen. Sam berichtete, er habe während der Zeit an seiner Universität in Columbia eine Beziehung zu einem Mann geführt. Die Reaktionen von Mitspielern, aber auch NFL-Stars waren bislang ausschließlich positiv. Vor zwei Jahren ergab eine Studie außerdem, dass die meisten NFL-Spieler keine Probleme mit schwulen Mitspielern haben würden. Die Stimmung brachte Ex-Footballer Deion Sanderns auf den Punkt: "Michael Sam ist nicht der erste schwule Spieler in der NFL, aber der erste, der sein Coming out hat."
Quelle: ntv.de, cba/dpa