Back to the roots Ullrich doch zu Telekom?
21.09.2003, 12:02 UhrWas wurde in der letzten Woche noch um Jan Ullrich gepokert, das Team Telekom gab sich betont pessimistisch. Ullrich wolle am liebsten bei Bianchi bleiben, das sei sicher, so Telekom-Sprecher Olaf Ludwig. Bianchi wiederum verhandelte mit Saeco über eine Fusion zu einem Rennstall, der sich Ullrich auch leisten kann.
Nun ist doch wieder alles ganz anders, "Bild am Sonntag" zufolge steigt der italienische Fahrrad-Produzent Bianchi als Sponsor aus dem Radsport aus, stellt künftig nur noch Material zur Verfügung. Auch die Fusion mit dem Rennstall Saeco ist damit vom Tisch.
Saeco hat bereits 20 Rennfahrer, darunter Giro-Gewinner Gilberto Simoni, unter Vertrag. Schon deshalb kann sich der italienische Küchenmaschinen-Hersteller eine Verpflichtung von Jan Ullrich sowie weiterer Bianchi-Fahrer nicht leisten.
Damit dürfte feststehen, dass der Tour-Sieger von 1997 zum Bonner Profi-Rennstall, der im kommenden Jahr „T-Mobile“ heißt, zurückkehrt. Schon von 1995 bis 2002 fuhr der Olympiasieger für die Magenta-Truppe.
Einige Unwägbarkeiten gibt es noch. Ullrich hatte immer klar gemacht, dass er auch seinen Bruder Stefan als Mechaniker, sowie seinen Teamkollegen und Freund Tobias Steinhauser gern an seiner Seite hätte und natürlich seinen persönlichen Berater Rudy Pevenage.
Für den soll aber "Bams" zufolge beim T-Mobile Team kein Platz sein. Telekom-Manager Walter Godefroot soll erklärt haben: "Die Vertrauensbasis zu ihm ist hin. Er hat bei mir von heute auf morgen mit der Begründung gekündigt, dass er sich um seine Familie kümmern müsse. Zehn Tage später tauchte er bei einem anderen Rennstall auf..."
Dennoch gibt es auch für eine Rückkehr des Belgiers ins Team seines Landsmanns eine Hintertür. Godefroot räumte zähnknirschend ein, dass dies nicht allein seine Entscheidung sei: "Ich habe einen Vertrag mit T-Mobile. Letztlich liegt die Entscheidung auch bei denen."
Heute bestreitet Ullrich in Wangen/Allgäu sein letztes Rennen in dieser Saison. Danach, aber noch bevor er mit Freundin Gabi und Töchterchen Sarah Maria Bevor ein paar Tage Urlaub macht, will er seine sportliche Zukunft klären.
Auf seiner Internetseite erklärt er dazu sybillinisch: "Die Entscheidung fällt mir nicht leicht. Ich fühle die Verantwortung für meine Team-Kameraden."
Ullrich bestätigt mehrere vorliegende Angebote, die er Manager Wolfgang Strohband genauestens prüfe. "Denn noch einen Fehlgriff will ich mir nicht leisten. Ich brauche schwarz auf, weiß wie die Mannschaft und das Umfeld nächstes Jahr aussehen werden. Versprechungen helfen mir nicht weiter. Damit ich Lance Armstrong bei der Tour wirklich Paroli bieten kann, muss im Team vom Mechaniker bis zum Edelhelfer alles perfekt aufeinander abgestimmt sein."
Quelle: ntv.de