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DEL-Coup mit bitterem Ende? Unaufhaltsame "Pinguins" watscheln Spott und Kritik davon

Felix Scheel und seine Pinguins haben derzeit viel Grund zum Jubeln.

Felix Scheel und seine Pinguins haben derzeit viel Grund zum Jubeln.

(Foto: IMAGO/kolbert-press)

Die Fischtown Pinguins mischen die DEL mit einem eigenen Weg auf. Während die Konkurrenz vor allem auf Spieler aus Nordamerika setzt, glänzen in Bremerhaven Slowenen und Dänen. Der Trainer hat etwas Besonders geschaffen, wird den Klub aber woh verlassen.

Für ihren denglischen Namen verspottet, als "Deutschmacher" kritisiert: Lange wurden die Fischtown Pinguins in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nicht so richtig ernstgenommen. Doch inzwischen macht sich niemand mehr über die Bremerhavener lustig. Der Außenseiter aus dem Norden, der in mehrerlei Hinsicht gegen den Trend arbeitet, thront über all den Branchengrößen an der Tabellenspitze.

"Zurzeit scheint uns die Sonne aus allen Knopflöchern", sagt Manager Alfred Prey: "Aber das Wetter hier im Norden ist sehr wechselhaft, es kann schnell stürmisch werden." Die meisten Punkte, die zweitmeisten Tore, die beste Abwehr, das stärkste Powerplay, in den letzten 15 Spielen nur einmal ohne Punkte, zwei lange Siegesserien über acht und neun Partien - aktuell ist Bremerhaven das Maß aller Dinge.

"Definitiv auf der Rechnung im Titelrennen"

Die namhafte - und deutlich zahlungskräftigere - Konkurrenz hat den Aufsteiger von 2016 mittlerweile "definitiv auf der Rechnung im Titelrennen", wie es Verteidiger Jonathon Blum vom Meister Red Bull München formulierte. An der Nordseeküste will man dagegen über den DEL-Silberpokal überhaupt nicht reden. "Man kann sich auch lächerlich machen", meint Prey. Und Trainer Thomas Popiesch ergänzt: "Im Januar ist noch nie jemand Meister geworden."

Der 58-Jährige, seit acht Jahren bei den Pinguins an der Bande und damit der DEL-Cheftrainer mit der längsten laufenden Amtszeit, ist einer der Erfolgsgaranten. Während anderswo meist ausländische Headcoaches wirken und deutlich weniger Zeit bekommen, hat Popiesch kontinuierlich eine Mannschaft aufbauen können, die so gar nicht dem gängigen DEL-Modell entspricht.

Slowenen und Dänen in Schlüsselpositionen

Während ligaweit 75 Prozent der Importspieler aus Nordamerika stammen, setzt Bremerhaven auf Slowenen und Dänen in den Schlüsselpositionen. Der "Karawanken-Express" mit Jan Urbas, Ziga Jeglic, die die Scorerliste anführen, und Miha Verlic bildet seit Jahren das Prunkstück der Offensive, die Verteidiger Phillip Bruggisser und Nicholas B. Jensen gehören zu den besten ihrer Zunft.

Hinzukommen eingebürgerte Spieler, die mitunter Kritik hervorriefen. "Man hat uns immer vorgeworfen, dass wir die Deutschmacher sind", sagt Prey, "aber es ist alles völlig legal abgelaufen." Inzwischen haben es in Torhüter Maximilian Franzreb sowie den Abwehrspielern Nicolas Appendino und Lukas Kälble aber auch drei Spieler in den erweiterten Kreis der Nationalmannschaft geschafft.

"Ein Mensch ohne Arroganz"

"Wir können uns mit unserem Etat nicht auf dem nordamerikanischen Markt versorgen", erklärt Prey. Ob das Budget in Bremerhaven tatsächlich so klein ist, will der Manager nicht verraten, nur: "Wir sind nicht unbedingt im vorderen oder mittleren Drittel der Liga." Sportlich dagegen haben sich die Norddeutschen in dieser Saison an der Spitze etabliert. Dank Popiesch, den Prey in den höchsten Tönen lobt: "Ein Mensch ohne Arroganz und Eitelkeiten, der manchmal ein bisschen bärbeißig wirkt, aber immer seinen Weg geht."

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Der gebürtige Berliner hat nicht die typische deutsche Eishockey-Biografie: Popiesch wuchs im DDR-Sportsystem auf, saß nach einem missglückten Fluchtversuch vier Jahre im Stasi-Gefängnis Bautzen, spielte nach dem Mauerfall vorwiegend unterklassig, etablierte sich als Zweitliga-Trainer, ehe er mit Bremerhavens DEL-Einstieg einer von aktuell nur fünf deutschen Headcoaches wurde.

Bevor Popiesch im Sommer wahrscheinlich nach Krefeld in die DEL2 wechselt und Prey nach über 30 Jahren abtritt, könnte der große Coup gelingen. Für Prey wäre "das Halbfinale schon ein Traum". Und der Titel? "Darüber zu reden", sagt Popiesch, "wäre vermessen."

Quelle: ntv.de, tno/sid

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