Doping eingestanden Uni Freiburg entlässt Ärzte
24.05.2007, 10:22 UhrDie Universität Freiburg zieht Konsequenzen aus den Doping-Geständnissen der Teamärzte Andreas Schmid und Lothar Heinrich und trennt sich mit sofortiger Wirkung von den beiden Medizinern. Die Universität erwägt zudem, die Abteilung Sportmedizin aufzulösen. Die gesamten Aktivitäten der Abteilung während der vergangenen 20 Jahre sollen auf den Prüfstand gestellt werden.
Heinrich und Schmid hatten am Mittwochabend eingeräumt, als Mannschaftsärzte Doping-Praktiken des Telekom-Radsportteams in den 90er Jahren unterstützt zu haben. Ihr Geständnis gaben die beiden Radsportärzte in getrennten persönlichen Erklärungen ab.
"Ich räume ein, in den 90er Jahren das Doping einzelner Radprofis unterstützt zu haben", erklärte Prof. Andreas Schmid. "Ich habe den Radsportlern auf Anforderung Drogensubstanzen, insbesondere EPO, zugänglich gemacht." Er habe Dopingmittel aber "niemals einem Sportler ohne dessen Wissen oder gar gegen seinen Willen" verabreicht.
Sein Kollege Lothar Heinrich räumte in einer siebenzeiligen Mitteilung ebenfalls ein, "in meiner Funktion als Sportmediziner an Doping von Radsportlern mitgewirkt zu haben". Er bedauere diese ärztlichen Verfehlungen. Nun sollen beide Ärzte "unverzüglich" von der Untersuchungskommission der Uni vorgeladen werden.
Anfang des Monats hatte das Team T-Mobile nach den Anschuldigungen des ehemaligen Telekom-Betreuers Jef d'Hont die Zusammenarbeit mit den beiden Medizinern beendet. Zudem wurden sie von der Uni Freiburg bei vollen Bezügen suspendiert. Am Dienstag hatte die Uniklinik dann ihre drei noch beim Team T-Mobile tätigen Mediziner mit sofortiger Wirkung zurückgezogen.
Zukunft für T-Mobile?
Nach den jüngsten Doping-Geständnissen erhält eine für den Vormittag angesetzte Pressekonferenz von T-Mobile eine besondere Brisanz. In Bonn will sich der Radrennstall zu seiner Zukunft äußern. Neben Teammanager Bob Stapleton und Kommunikationschef Christian Frommert wird mit besonderer Spannung auch Sportdirektor Rolf Aldag erwartet. Laut Stapletons Ankündigung in der "Süddeutschen Zeitung" will sich Aldag zu seiner Vergangenheit im Team Telekom äußern. Die Fortsetzung des Engagements der Deutschen Telekom im Radsport gilt nach den Geständnissen ihrer Ex-Profis Bert Dietz, Christian Henn und Udo Bölts keineswegs mehr als sicher.
Stapleton kündigte in ein Doping-Geständnis des früheren Telekom-Profis Aldag an. Er wisse, dass sich Aldag "schon in den vergangenen zwei Wochen mit dem Gedanken getragen hat, sich zu offenbaren. Er wollte es tun und hat nach einem Weg gesucht, sich umfassend und nachvollziehbar zu äußern", sagte Stapleton. "Ich glaube, dass Rolf heute sehr engagiert ist und sehr zu dem steht, was wir jetzt tun. Es hat eben auch bei ihm Momente der Schwäche gegeben, und jetzt müssen wir versuchen, dass wir da rauskommen und mit ihm weitermachen können", antwortete Stapleton auf die Frage, ob er enttäuscht sei, dass Aldag ihm gegenüber "das Doping-Geständnis nicht viel früher gemacht hat".
Quelle: ntv.de