Sport

"Sehr, sehr unglücklich" Viel Ärger rund um einen Pokalkrimi

Johannes Golla stand beim Pokalspiel in Melsungen im Fokus.

Johannes Golla stand beim Pokalspiel in Melsungen im Fokus.

(Foto: picture alliance / Eibner-Pressefoto)

Die Handball-Fans erleben einen spannenden Pokalabend unter Beteiligung der SG Flensburg-Handewitt und der MT Melsungen. Beide Klubs sorgen im Vorfeld dafür, dass es Ärger gibt.

Es war ein spannendes, enges, teilweise hochklassiges Pokalduell, das sich Bundesliga-Spitzenreiter MT Melsungen mit der SG Flensburg-Handewitt lieferte. Die Gäste aus dem Norden reisten knapp geschlagen wieder ab, 30:28 (14:13) hieß es am Ende für Melsungen, das damit zum zweiten Mal in Folge den Einzug ins Final-Four-Turnier feierte. Dem Jubel der Nordhessen war dabei allerhand Getöse vorausgegangen - und auch wenn sich der Sturm vor allem über der SG Flensburg-Handewitt entlud, hatten die Nordhessen einen großen Anteil daran. Denn ausgerechnet zwei Tage vor dem Duell wird ein spektakulärer Wechsel angekündigt.

Erst am Dienstag, gut 48 Stunden vor dem gerade für die kriselnden Flensburger enorm wichtigen Pokalspiel, lief eine spannende Meldung über die Ticker: Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla wird spätestens im Sommer 2026 von der dänischen Grenze zur MT Melsungen wechseln. Für die SG Flensburg-Handewitt wird das ein herber Verlust sein, für den Nationalmannschaftskapitän bedeutet der Abschied ein "Heimkommen": Und genau das war in einem Social-Media-Clip ausgiebig inszeniert worden. Und eben das sorgte für reichlich Unmut unter den Fans der Norddeutschen.

"Sehr, sehr unglücklich"

Golla, der schon in der Jugend für Melsungen gespielt hatte und 2018 von dort in den Norden gewechselt war, war selbst unglücklich darüber, wie die Dinge gelaufen waren: "Ja, sehr unglücklich. Das war auf jeden Fall auch nicht mein Ansinnen, das so zu machen. Es gibt viele Interessen in so einer Sache und viel Planung, aber sehr, sehr unglücklich", sagte der Weltklasse-Kreisläufer vor dem Spiel bei Dyn. "Es ist sehr viel passiert bei uns in den letzten Tagen, es war eine sehr ereignisreiche Zeit und anstrengende Tage, das muss ich ganz ehrlich sagen." Unzufrieden waren sie in Flensburg auch mit der Präsentation ihres künftigen Ex-Spielers - in einem Pullover des Melsunger Ausrüsters Erima. "Das ist eine Sache, mit der wir natürlich nicht glücklich sind. Das werden wir aber intern mit Johannes besprechen", sagte Flensburgs Geschäftsführer Holger Glandorf, der die Interessen des eigenen Textilpartners Hummel zu wahren hat.

In einem engen Spiel konnte Golla, der noch am Montag, zwei Tage nach der überraschenden Entlassung von Trainer Nicolej Krickau, beim 38:37-Krimisieg über die Füchse Berlin acht Tore erzielt hatte, keine Heldentaten vollbringen: Nur ein Treffer gelang dem Kreisläufer.

"Was für ein Quatsch"

Für Ärger sorgte auf der Platte stattdessen ein Teamkollege: Beim Stand von 22:24 nahm die SG Flensburg-Handewitt eine Auszeit - und Mads Mensah Larsen packte währenddessen kräftig zu: Der Däne griff sich das Mikro, mit dessen Hilfe die TV-Zuschauer an der Ansprache des Trainers teilhaben können, riss es aus der Verankerung und feuerte es aufs Spielfeld. Handball-Legende Stefan Kretzschmar, der das Spiel als Co-Kommentator verfolgte, war von der Aktion schwer irritiert: "Was war das denn? Das verstehe ich überhaupt nicht."

Auch in der zweiten Auszeit kurz vor dem Ende verhindern die Flensburger, dass ihre Auszeit - wie ligaweit seit vielen Jahren Usus - in die Welt übertragen wird. Kapitän Jim Gottfridsson versuchte sich nach der Schlusssirene an einer Erklärung: Beim letzten Gastspiel in Melsungen seien Inhalte aus der Teambesprechung an die Melsunger Bank weitergegeben worden. Kretzschmar blieb fassungslos: "Was soll denn das? Das hat ja auch nichts mit 'Wir sind jetzt mal cool und machen mal was anderes zu tun'. Was ist denn das für ein Quatsch?"

Dyn-Kommentator Florian Schmidt-Sommerfeld schrieb später unter einem Clip der Mensah-Szene zynisch: "Beim Final Four wird ja auch geangelt. Sollte man dann eh nicht hinfahren, wenn man damit nicht klar kommt." In Flensburg werden sie indes hoffen, dass nun schnell wieder Ruhe einkehrt. In diesem Jahr stehen für den Meister von 2004, 2018 und 2019 noch zwei Bundesligaspiele an.

Quelle: ntv.de, ter

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen