Wegen Ausschluss von Russinnen WTA will jetzt Wimbledon abstrafen
22.04.2022, 08:42 Uhr
In Wimbledon sollen russische Profis im Sommer keine Rolle spielen.
(Foto: picture alliance / empics)
Die Organisatoren von Wimbledon, dem prestigeträchtigsten Turnier des Welttennis, verhängen einen Bann über russische und belarussische Profis. Das sorgt für Ärger, die Profivereinigung der Frauen arbeitet offenbar bereits an Konsequenzen.
Die Damentennis-Organisation WTA erwägt laut der französischen Sportzeitung "L'Equipe" Sanktionen gegen Wimbledon, weil die Turnier-Organisatoren russische und belarussische Profis in diesem Jahr ausschließen wollen. Dies berichtete die Zeitung unter Berufung auf eine entsprechende E-Mail von WTA-Chef Steve Simon, die ihr nach eigenen Angaben vorliegt.
Darin verurteile der Amerikaner zwar den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Simon verweise aber auch darauf, dass noch nie einer Spielerin die Teilnahme an einem Turnier aufgrund der Handlungen ihrer jeweiligen Regierung verwehrt worden sei. Der am Mittwoch von den Wimbledon-Veranstaltern verkündete Ausschluss verstoße gegen die Grand-Slam-Regeln und die Regeln der WTA.
Der vom 27. Juni bis zum 10. Juli in London stattfindende Rasen-Klassiker ist das dritte der vier Grand-Slam-Turniere, die die wichtigsten Veranstaltungen der Tennis-Saison sind. Als eine der möglichen Sanktionen nannte Simon, dass die in Wimbledon erspielten Weltranglistenpunkte nicht gewertet würden. In Madrid, wo ab der kommenden Woche ein großes gemeinsames Turnier von Damen und Herren stattfindet, solle in einer Sitzung, an der Turnierchefs, Vertreterinnen der Spielerinnen und der WTA teilnähmen, über die weiteren Schritte beraten werden.
"Schädlicher Präzedenzfall"
Auch Damentennis-Ikone Billie Jean King, die vor knapp 50 Jahren entscheidend an der Gründung der WTA beteiligt war, äußerte sich ablehnend zum Wimbledon-Beschluss. "Ich kann den Ausschluss einzelner Athletinnen von Turnieren nur wegen ihrer Nationalität nicht unterstützen", schrieb die 78-Jährige bei Twitter. Stattdessen solle der Fokus auf der finanziellen Unterstützung der Ukraine liegen.
Die ATP, die Vereinigung der männlichen Tennisprofis, teilte mit, es sei "unfair", Spieler wegen ihrer Nationalität zu diskriminieren, und die Entscheidung habe "das Potenzial, ein schädlicher Präzedenzfall" zu werden. Der serbische Topstar Novak Djokovic nannte die Entscheidung der Wimbledon-Organisatoren schlicht "verrückt". Athletinnen und Athleten allgemein hätten mit dem Krieg nichts zu tun, meinte der serbische Weltranglisten-Erste. "Wenn sich die Politik in den Sport einmischt, ist das Ergebnis nicht gut", sagte der sechsmalige Wimbledonsieger. Der 34-Jährige erinnerte angesichts der Kriege im Balkan daran, dass er selbst ein Kriegskind sei. Er sei der Erste, der Kriege verurteile, betonte Djokovic auch mit Blick auf das Leid der Zivilbevölkerung in Kriegen.
Quelle: ntv.de, ter/dpa