Uefa Cup Version 2.0 Was sich ändert und was nicht
29.09.2008, 17:08 UhrKlägliche TV-Gelder, unattraktive Gegner, müde Spiele von Durchschnittsteams vor Durchschnittskulissen – der Uefa Cup verkommt langsam zu einer Art Randsportart. Seit der Einführung der Champions League 1992 geht es mit dem Pokal sportlich, aber auch finanziell, bergab. Franz Beckenbauer titulierte ihn als "Cup der Verlierer", für die großen Clubs ist der Uefa Cup eine Strafe.
Finanziell ist er in den ersten Runden oft ein Zuschussgeschäft. Und auch wer weit kommt, wird nicht auf Rosen gebettet. Finalist Glasgow Rangers verdiente in der vergangenen Saison 5,1 Millionen Euro – die beste Ausbeute aller Teams. Champions League Sieger Manchester United kam auf fast 43 Millionen Euro – mehr als das achtfache. Werder Bremen, in der Champions League Vorrunde ausgeschieden, erwirtschaftete das 45-fache gegenüber Uefa Cup Drittrunden-Teilnehmer 1. FC Nürnberg.
Den Abwärtstrend stoppen
Die Uefa will diesem selbst geschaffenen Abwärtstrend ab der kommenden Spielzeit entgegentreten. Vergangene Woche verabschiedete sie dafür Änderungen, die Karl-Heinz Rummenigge – Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München und Vorsitzender der European Club Association (ECA) – vor rund einem Jahr vorgeschlagen hatte.
Der Uefa Cup wird in Zukunft UEFA Europa League heißen. "Ich hoffe, dass die Auffrischung des Namens zu einer Imageverbesserung führt", so Rummenigge. Doch alleine der Name sorgt schon eher für Verwirrung als für Glanz. Konnte man sich da nicht zwischen Europa-Liga und Europe League entscheiden? Rummenigge jedenfalls hatte ursprünglich die englische Variante angedacht.
Wenn schon, denn schon
Aber nicht nur der Name ist neu. Ein einheitlicher, zentral vermarkteter TV-Vertrag, ein Namens- und ein Ballsponsor sowie ein einheitliches Logo sollen dem "Fiat-Punto-Clio-Cup" (Bayern-Kapitän Mark van Bommel) neuen Gewinner-Glanz verleihen. "Diese Änderungen werden diesen historischen Wettbewerb verbessern", sagt Uefa-Boss Michel Platini.
Platini und seine Kollegen haben gleich auch noch eine Änderung des Modus beschlossen, der ja eigentlich erst 2004 ein neues Gewand bekommen hatte. Ab der Saison 2009/10 werden 48 Mannschaften in zwölf Vierergruppen antreten – mit Hin- und Rückspiel. Die jeweils beiden Gruppenersten kommen weiter. Dazu stoßen wie bisher die acht Vorrundendritten aus der Champions League. Diese 32 Teams spielen dann das Sechzehntelfinale.
Änderungen im Detail
Was bedeutet das für die Bundesligateams? Der UI-Cup fällt weg, damit kann sich der Bundesligasechste nicht mehr durch die Hintertür qualifizieren. Der Ligavierte muss ab jetzt eine Runde überstehen, um die Gruppenphase zu erreichen. Der Fünfte und der Pokalsieger müssen zwei Runden absolvieren, um im Kreis der 48 Mannschaften dabei zu sein. Für die Gruppenphase direkt qualifiziert sind der Titelverteidiger – sofern er nicht in der Champions League aktiv ist – sowie die zehn Verlierer der dritten Qualifikationsrunde zur Champions League.
Das klingt kompliziert. Ist es aber nicht. Denn außer einem leicht modifizierten Qualifikationsmodus für die Gruppenphase hat sich eigentlich nicht viel geändert. Die Gruppenphase gibt es aktuell schon, gesetzt ist dafür zurzeit allerdings niemand. Einzig in der Gruppenphase hat jeder Verein nun ein Heimspiel mehr und damit zusätzliche Verdienstchancen.
Eine Chance für kleine Clubs
Michel Platini sagt weiter: "Die Europaliga ist wichtig für die UEFA und den europäischen Fußball, da sie mehr Fans, Spielern und Vereinen die Begeisterung des Europapokals ermöglicht." Da stellt sich dem geneigten Fußballfan schon die Frage: Wie kommt Herr Platini darauf?
Wolfgang Holzhäuser, Sprecher der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen, sieht in der Zentralvermarktung einen Vorteil für die kleineren Vereine: "Gerade in den ersten Runden ist es für kleinere Vereine sehr schwierig, ihre Spiele an die TV-Sender loszuwerden." Durch die Vermarktung der Spiele durch die Uefa könne so eine Verbesserung für einige Teams entstehen, so Holzhäuser gegenüber n-tv.de.
Auch als großer Verein müsse man manchmal den ganzen Wettbewerb im Blick haben, wenn man solche Änderungen beurteilt. "Wenn die Gelder gerecht verteilt werden, dann kann diese neue Europaliga eine interessante Geschichte werden", sagt der Experte. Wenn der alte Uefa Cup wieder zu einer festen Marke wird, dann könne das nur gut für alle Teilnehmer sein. "Ob die Europa League wirklich ein Vor- oder Nachteil sein wird", sagt Holzhäuser, "das muss man eben einfach mal abwarten."
Zweite Liga des internationalen Fußballs
Für die deutschen Vereine dürften die Veränderungen ohnehin klein ausfallen. Die Töpfe der deutschen TV-Sender sind eben nur bis zu einem gewissen Budget gefüllt. Dieses Budget erhöht sich nicht, nur weil plötzlich die Uefa vor der Tür steht und die Vermarktung übernimmt.
Im Vergleich zur Champions League wird der Uefa Cup also weiterhin eher die "Zweite Liga" des internationalen Fußballs bleiben. Er mutet etwas wie die Reservemannschaft an, der man neue Trikots spendiert hat.
Quelle: ntv.de