Sport

Politik-Instrument der Saudis? Wie ein Piratensender die Sportwelt verärgert

Die großen Fußballverbände sind sich einig: "Piraterie zerstört die Investitionen in den Sport."

Die großen Fußballverbände sind sich einig: "Piraterie zerstört die Investitionen in den Sport."

(Foto: imago/Kolvenbach)

Durch illegale Live-TV-Signale entgehen Medienunternehmen jährlich Milliardenbeträge. Das Flaggschiff der Piraterie ist beoutQ. Der Sender aus dem arabischen Raum zapft im großen Stil weltweit Signale an. Damit bringt er die größten Sportverbände gegen sich auf.

Bundesliga, Formel 1, Super Bowl oder NBA, auf dem arabischen Sender beoutQ sind alle Sportereignisse live zu sehen. Bezahlen müssen Kunden nur einen Bruchteil dessen, was andere Pay-TV-Sender verlangen, denn die nötigen Lizenzen spart sich der Piratensender einfach. Über das übliche Online-Streaming hat sich beoutQ längst hinaus entwickelt. Seit Oktober 2017 wird das gekaperte TV-Signal anderer Sender auch über Satelliten der Arabsat Gruppe verbreitet. Den großen Sportverbänden, die ihre Rechte schließlich für Milliarden Euro verkaufen, ist der TV-Blutsauger ein Dorn im Auge.

Der Weltverband Fifa, die Uefa und die größten Fußball-Ligen Europas formieren sich gegen den Sender. Ein Schritt, den bereits die großen Tennis- und Rennsportverbände gemacht haben. "Die Aktivitäten von beoutQ sind ein klarer und schamloser Bruch der Rechte unseres geistigen Eigentums", teilte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in einem gemeinsamen Statement mit. Geld aus dem Verkauf von TV-Rechten sei notwendig, um die Teilnehmer zu unterstützen und den Sport weiterzuentwickeln. "Piraterie zerstört diese Investition." Heißt im Klartext: Ihnen entgeht eine Menge Geld.

Reichweite deutlich beschnitten

beoutQ stiehlt Sport aus aller Welt und strahlt ihn dann über zehn verschiedene Kanäle aus.

beoutQ stiehlt Sport aus aller Welt und strahlt ihn dann über zehn verschiedene Kanäle aus.

(Foto: Screenshot by NYT)

Der Piratensender beoutQ klaut nicht nur geistiges Eigentum anderer, sondern ist gleichzeitig ein politisches Instrument, um den Golfstaat Katar weiter zu isolieren. Denn die meisten der angezapften Übertragungssignale im arabischsprachigen Raum gehören dem katarischen Medienunternehmen beIN Sports. Seit Sommer 2017 ist Katar aus politischen Gründen von seinen Nachbarn wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten isoliert. Dem kleinen Emirat wird vorgeworfen, Terrororganisationen zu unterstützen. Fast zeitgleich mit dieser Blockade war der Piratensender beoutQ geboren.

Wie jeder andere Pay-TV-Sender lebt beIN Sports von Abonnenten, von denen ein gewichtiger Teil in den Nachbarnationen zu finden war. Dort ist der Sender aber gesperrt, was die Reichweite deutlich beschnitten hat. Zig Millionen Menschen können ja schließlich den Schwarzsender nutzen. Beim katarischen Sender sind die Auswirkungen der Piraterie bereits zu erkennen. beIN Sports hatte bereits angekündigt sein Angebot für die Rechte an der Premier League zu halbieren. Bislang zahlen sie 375 Millionen Euro für die Saisons 2018 bis 2021, um den eigenen Kunden englischen Spitzenfußball liefern zu können.

Saudi-Arabien als Drahtzieher vermutet

Wer hinter beoutQ steckt, lässt sich nicht sicher sagen. Für Katar ist klar, dass Saudi-Arabien die Fäden beim Konkurrenzsender zieht. Das Logo von beoutQ sei eine Art Collage aus beIN Sports und PBS Sport, eine saudische-ägyptische Senderkooperation, die nie umgesetzt wurde. Dass die Namen beider Sender sehr ähnlich daherkommen, sei kein Zufall. Der Name des Piratensenders "ist designed, um einzuschüchtern", sagte ein Sprecher der beIN Media Group der "New York Times". Das verärgere die Bevölkerung Katars. Mehrere Hunderttausend Dollar habe beIN bereits in die Ermittlungen investiert und sogar eine Chronologie des Piratensenders erstellt. Ironischerweise wird für die Domain "beoutq.tv" der Name des Piratensenders gekapert. Dessen eigentliche Homepage ist für alle Länder außer Saudi-Arabien geogeblockt.

Mit der Receiver-Box werden die Frequenzen des Senders via Arabsat empfangen.

Mit der Receiver-Box werden die Frequenzen des Senders via Arabsat empfangen.

(Foto: BeoutQ)

  Es gibt aber auch stichhaltigere Hinweise, die auf Saudi-Arabien deuten. Der Betreiber der Satellitengruppe Arabsat hat seinen Sitz in Riad und saudische Regierungsvertreter verweisen regelmäßig in sozialen Netzwerken auf den Piratensender. Obwohl sich Saudi-Arabien offiziell bereits vom Sender und seinen Machenschaften distanziert hat, ist beoutQ dort längst eine Marke geworden, die toleriert wird. Die notwendigen Satelliten-Receiver samt Senderlogo kann man dort im Elektrofachgeschäft kaufen. Beim Jahresabo wird nur die saudi-arabische Währung Saudi-Riyal akzeptiert. Es kostet umgerechnet 88 Euro - ein Spottpreis für den allumfänglichen medialen Zugang zur Sportwelt.

Dass Saudi-Arabien hinter dem Sender steckt glauben mittlerweile auch viele Verbände. Nachdem beoutQ die ersten Spiele der Fußball-Asienmeisterschaft im Januar illegal ausgestrahlt hatte, griff der asiatische Fußballverband AFC ein. Er leitete rechtliche Schritte ein, um gegen den Sender vorzugehen - in Saudi-Arabien.

 

Quelle: ntv.de

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