Sport

Ex-Dopingjäger Pound klagt an "Wir haben zu wenig Waffen"

Den Dopingjägern fehlen aus Sicht von Ex-WADA-Präsident Dick Pound die Waffen. Das Doping-System habe mafiöse Strukturen, weshalb eine engere Zusammenarbeit von Dopingfahndern und Staatsanwaltschaften aus seiner Sicht unabdingbar ist, sagte der ehemalige Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) im Interview mit dem "Spiegel".

"Wir haben zu wenig Waffen, wir können nur Urin und Blut testen. Die Ermittler können e-Mails lesen, Telefonate abhören. Ihr Arsenal ist größer als ein Fläschchen Pipi", erklärte der kanadische "Cowboy", der für markige Sprüche bekannt ist.

Kritik an WADA

Zugleich griff er die derzeitige WADA-Führung an, die seiner Meinung nach die Chance ungenutzt ließ, einen Dopingring zu sprengen, der angeblich unter anderem jamaikanische Spitzen-Leichtathleten versorgen soll. Diesen Tipp hatte Pound im Dezember 2007 von Victor Conte, dem Ex-Chef des kalifornischen Balco-Dopinglabors, erhalten.

Das Gespräch mit Conte war eine seiner letzten Amtshandlungen: "Wenn ich noch Präsident wäre, hätte ich mich noch ein paar Mal mit Conte getroffen. Aber das aktuelle Management scheint das nicht für nötig zu halten. Ich bin enttäuscht."

Welt der Doper ist eine "kranke Welt"

Pound sprang auch dem Doping-Kronzeugen Jörg Jaksche zur Seite und sprach ein vernichtendes Urteil über den Radsport. Der Ansbacher Radprofi hatte nach seinem Geständnis kein Team mehr gefunden und deshalb seine Karriere beendet. Dies sei eine Tragödie, befand Pound: "Dass man ihn als Verräter brandmarkt, zeigt, der Radsport will nicht gegen Doping vorgehen." Die Welt der Doper sei eine "kranke Welt".

Während seiner Amtszeit von 1999 bis Ende 2007 habe er viele Hass-Mails von Fans, Schiedsrichtern und Athleten bekommen, berichtete Pound, der auch seine Lehren aus dem verlorenen Rennen gegen Jacques Rogge um die IOC-Präsidentschaft 2001 gezogen hat. Er wisse mittlerweile, dass er für dieses Amt nicht geschaffen sei: "Als IOC-Präsident muss man biegsam sein. Das bin ich nicht, ich handle gern aggressiv."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen