"Mit 40 wissen, was du sagst" Wundermädchen van Almsick feiert
05.04.2018, 11:09 Uhr
Die 40 bereitet Franziska van Almsick nach eigenen Angaben "ein mulmiges Gefühl".
(Foto: picture alliance / Lukas Schulze)
Schon als Teenager bejubelt sie erste Erfolge auf internationaler Bühne. Olympia-Gold ist Franziska van Almsick allerdings nie vergönnt. Die deutsche Ausnahme-Schwimmerin blickt zwar ohne Wehmut zurück, hat aber auch Respekt vor dem Alter.
Ihren Ehrentag will Franziska van Almsick im kleinen Kreis feiern. Das einstige Wundermädchen und Covergirl sucht zum Geburtstag nicht den ganz großen Rummel, bezeichnet sich selbst als Familienmensch. Mit 14 wurde die gebürtige Ost-Berlinerin bei Olympia in Barcelona zur gesamtdeutschen Schwimm-Heldin, als sie Silber über 200 Meter Freistil holte.
Heute wird sie 40. Ein ganz besonderer Geburtstag für die Mutter zweier Söhne. "Die 40 bereitet mir auf jeden Fall ein mulmiges Gefühl", sagt van Almsick im Interview mit der "Welt". "Die 40 steht auf jeden Fall dafür, dass man jetzt wieder ein Stück erwachsener wird, vielleicht auch weiser." Sie sei immer dafür bekannt gewesen, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, erklärt van Almsick. Wenn man jung ist, seien einige Dinge verzeihbar. "Mit 40 solltest du wissen, was du sagst."
Den Geburtstag erlebe sie "ziemlich bewusst" und habe Respekt davor. Respekt hatte spätestens nach ihren fulminanten Auftritten in Barcelona auch die damalige Schwimm-Elite vor der Newcomerin. Neben Silber gewann Freistilspezialistin van Almsick 1992 auch die Bronzemedaille auf der 100-Meter-Strecke und je einmal Silber und einmal Bronze in Staffelrennen.

Franziska van Almsick gewann 1994 die Goldmedaille über die 200 Meter Freistil bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Rom.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zwei Jahre später bei der WM in Rom verpasste sie als Vorlauf-Neunte das Finale, rückte dann jedoch nach, weil Teamkollegin Dagmar Hase auf ihren Start verzichtete - und holte in damaliger Weltrekordzeit Gold. 1996 reichte es als Topfavoritin bei den Olympischen Spielen in Atlanta zu Silber. Vier Jahre später musste sich van Almsick nach den erfolglosen Rennen von Sydney hämische Kritik gefallen lassen, 2004 schwamm sie in Athen zu Platz fünf. Vier Olympia-Teilnahmen, kein Gold - ein großer Makel? Nicht für van Almsick. "Ich glaube, für mein Leben und meine Persönlichkeit war es sogar gut, diese Medaille nicht gewonnen zu haben", sagt sie der "Super Illu". Es mache sie heute aus, dass sie alles versucht und viel erreicht habe, aber der Olympiasieg fehlt. "Das tut mir heute gut in meinem Leben." Nach ihrem Karriereende 2004 habe sie den Übergang in das "normale Leben" gut geschafft.
Einsatz für Kinder-Schwimmkurse
Es sei ihr wichtig, nicht zu sehr in der Öffentlichkeit zu stehen, ihr Privatleben zu schützen. Sie verbringt Zeit mit ihrer Familie. Mit dem Unternehmer Jürgen B. Harder hat sie einen vier und einen elf Jahre alten Sohn. Sie kümmert sich um ihren Verein "Franziska van Almsick Schwimmkids". Dort setzt sie sich dafür ein, dass Kinder schwimmen lernen. "Denn schwimmen rettet Leben!" Zudem will sie ihr Abitur nachholen und einen Hubschrauberschein machen.
Die Entwicklung des deutschen Schwimmsports stimmt sie traurig. Die Beckenschwimmer waren bei Olympia zuletzt zweimal ohne Medaillen geblieben und hatten auch bei den Weltmeisterschaften im vergangenen Sommer in Budapest enttäuscht. "Zu meiner Zeit waren wir eine Schwimmmacht", sagt van Almsick.
Heute müsse man "mit der Lupe nach Talenten suchen. Da ist also einiges schiefgelaufen." Was genau, könne sie nicht beurteilen. Die frühere Weltklasse-Athletin sei nach wie vor bereit, ihren Erfahrungsschatz an den Nachwuchs weiterzugeben. Bisher sei der Deutsche Schwimm-Verband jedoch nicht auf sie zugekommen.
Quelle: ntv.de, Thomas Eßer und Christian Kunz, dpa