Formel1

Ferrari tauscht Massas Getriebe aus Alonso darf einen Platz vor

Alonso macht sich noch Hoffnungen auf den WM-Titel.

Alonso macht sich noch Hoffnungen auf den WM-Titel.

(Foto: dpa)

Der Vorfall könnte noch für heiße Diskussionen sorgen: Ferrari verletzt kurz vorm Start des Rennens in Austin das Siegel am Getriebe von Massa, der daraufhin regelgerecht fünf Plätze nach hinten rückt. Gleichzeitig startet damit Ferrari-Pilot Alonso vom siebten statt vom achten Platz. Experten sind erstaunt, Red Bull reagiert gelassen.

Ferrari ist im Titelkampf seines Piloten Fernando Alonso gegen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel jedes Mittel recht. Eine eigentlich als Bestrafung gedachte Regel des Automobil-Weltverbandes FIA machte sich die Scuderia nun zunutze, um den Spanier beim vorletzten Saisonrennen in Austin in eine bessere Position zu bringen.

Bei Alonsos Teamkollege Felipe Massa wurde vor dem Rennen das Siegel am Getriebe verletzt, was wie der Tausch des Getriebes eine Rückversetzung um fünf Plätze nach sich zieht. Somit startet der Brasilianer vom elften statt vom sechsten Startplatz - Alonso rückt vom achten auf den siebten Rang vor.

Hat Ferrari bei der Aktion getrickst?

Hat Ferrari bei der Aktion getrickst?

(Foto: dpa)

"Das ist nicht unsere Sache. Wir müssen auf uns schauen. Was hinter uns passiert, bleibt hoffentlich hinter uns", sagte Vettel. Positiver Nebeneffekt zudem: Beide Fahrer starten nun von der sogenannten "sauberen Seite", auf die die Piloten vor allem bei neuen Rennen wie in Austin großen Wert legen. Dies könnte schon beim Start ein großer Vorteil sein, weil der neue Kurs neben der Ideallinie extrem rutschig und staubig ist.

Lauda ist erstaunt

"Das habe ich noch nie erlebt", sagte RTL-Experte Niki Lauda: "Es ist schon eine komische Art und Weise. Ferrari hat alles aus der Trickkiste geholt, was geht. Ob es Alonso helfen wird, wird man sehen." Der dreimalige Weltmeister rechnete sogar fest mit einer Trotzreaktion Vettels, der in Austin vorzeitig seinen dritten Titel perfekt machen konnte: "Diese Aktion wird ihn sicher zusätzlich motivieren und beflügeln."

Bei Vettels Red-Bull-Team reagierte man gelassen auf die Spielchen der Konkurrenz. "Das geht uns nichts an. Wir konzentrieren uns auf uns und unsere Strategie", sagte Teamchef Christian Horner: "Was Ferrari macht, ist ihre Sache." Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko ergänzte süffisant: "Wenn das Getriebe kaputt ist, muss man es wechseln", und fügte hinzu: "Wir gehen unseren Weg."

Bei Ferrari sah in dem Trick niemand etwas Verwerfliches. "Einfach dazusitzen und nichts zu tun, wäre auch der falsche Weg. Wir machen es offen und für jeden sichtbar", sagte Sprecher Luca Colajanni. "Die Entscheidung wurde getroffen um Fernando einen bestmöglichen Start zu ermöglichen", ergänzte er bei Sky Sports F1: "Am Samstag hatte sich gezeigt, dass man nur sehr schlecht von der schmutzigen Seite starten kann. Fernando fährt um den Titel und wir müssen unser Bestes geben um ihn in diesem Kampf zu unterstützen."

Der "geopferte" Massa hat die Teamentscheidung zähneknirschend akzeptiert. "Natürlich ist das nicht die beste Nachricht, die einem Piloten mitgeteilt werden kann", beschrieb der Ferrari-Sprecher über die Reaktion des Brasilianers: "Doch wir haben die Entscheidung ausdrücklich ganz transparent im Einvernehmen mit den Fahrern getroffen. Die Entscheidung im Team steht bei Ferrari vor allem anderen."

Aus Zeitgründen Getriebe nicht getauscht

Sollte Vettel gewinnen, müsste Alonso mindestens Vierter werden, um noch eine minimale Titelchance zu wahren. Der WM-Zweite war in der Qualifikation nur Neunter geworden und dabei erst zum zweiten Mal in dieser Saison hinter Massa gelandet. Wegen eines Getriebewechsels am Lotus von Romain Grosjean war Alonso bereits am Samstag um einen Platz aufgerückt. Auch der Deutsche Nico Hülkenberg profitiert von der Strafe für Massa. Der Force-India-Fahrer darf als Sechster direkt neben Rekordweltmeister Michael Schumacher losfahren.

Der Automobil-Weltverband FIA musste sich bisher keine Gedanken machen, ob er Rückversetzungen "erlaubt". Eigentlich dürfen sie nur bei technischer Notwendigkeit vollzogen werden. Der Bruch des Siegels lässt jedoch keine andere Wahl, weil ein Tausch oder eine Veränderung eben zu bestrafen sind. Getauscht wurde das Getriebe von Ferrari im Endeffekt aber aus Zeitgründen gar nicht mehr. "Natürlich ist das eine komische Sache", sagte der frühere Weltmeister Mario Andretti, der beim Premieren-Rennen in Texas als Botschafter fungiert: "Aber man muss Ferrari auch dafür bewundern, dass sie wirklich alles für ihren Fahrer geben."

Heppenheim schaut zu

Bei einem groß angelegten Public Viewing wollten derweil die Einwohner seiner Heimatstadt Heppenheim Sebastian Vettel zum vorzeitigen Gewinn des dritten Titels schreien. Fans aus ganz Deutschland verfolgten in einem Autohaus die Live-Übertragung des vorletzten Saisonrennens in Austin/Texas. Für den Fall, dass Vettel den Titel noch nicht vorzeitig gewonnen haben sollte, kündigten die Organisatoren schon ein weiteres Public Viewing in der kommenden Woche an. Dann steigt in Brasilien das letzte Rennen der Saison.

Die Rekorde eines Michael Schumacher sind für Vettel derzeit noch unerreichbar und sollten deshalb für ihn auch kein Thema sein, rät ihm unterdessen Teamchef Christian Horner. "Die Formel 1 musste mehr als 50 Jahre auf jemanden wie Michael Schumacher warten. Sieben Titel und 91 Grand-Prix-Siege sind eine so phänomenale Marke, dass man nicht einmal daran denken sollte, dass jemand sie knacken könnte", sagte der Red-Bull-Teamchef der "Welt am Sonntag".

Gleichzeitig versicherte Horner aber auch, dass sein Schützling vom Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit "noch weit entfernt" sei: "Er wird immer noch besser. Er ist noch dabei, sich als Fahrer und als Mensch zu entwickeln." Vettels Stärke sei es, dass er sei "wie ein Schwamm. Er kann nie genug Input bekommen. Das ist eines seiner Erfolgsgeheimnisse", so Horner, der sich über die Kritik von Ex-Weltmeister Jaqcues Villeneuve ("Vettel ist wie ein Kind") ärgerte. "Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, warum Jacques das gesagt hat", erklärte der Brite.

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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