Bestechungsskandal in der Formel 1 Briatore steckt mit im Sumpf
30.07.2011, 13:41 Uhr
Der ehemalige Renault-Teamchef darf wegen Rennmanipulation bis Ende 2012 keine Funktion in der Formel 1 ausüben.
(Foto: dapd)
Bei den Geldern, die zwischen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und dem festgenommenen BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky flossen, trat Flavio Briatore als Mittelsmann auf. Millionen flossen über verschiedene Briefkastenfirmen. In Genf werden im Zusammenhang mit dem Bestechungsskandal Räume durchsucht.
Formel-1-Chef Bernie Ecclestone hat die Zahlungen in Höhe von knapp 44 Millionen Dollar an den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky mit Hilfe von Vertrauten abgewickelt, schreibt die "SZ" unter Berufung auf die Münchner Staatsanwaltschaft. Dazu zähle auch der italienische Industrielle Flavio Briatore, der selbst in der Formel 1 tätig war.
Zwischen Ecclestone und Gribkowsky waren nach dem Verkauf der BayernLB den Ermittlungsergebnissen zufolge Honorare in Höhe von 50 Millionen Dollar vereinbart worden. Knapp 44 Millionen Dollar flossen demnach über Briefkastenfirmen auf Mauritius und in der Karibik. Davon soll Ecclestone selbst 22,7 Millionen Dollar über zwei Bekannte gezahlt haben: einen Anwalt in Genf und über Flavio Briatore.
Durchsuchung in Genf
Vier Anwälte Ecclestones – drei in Genf, einer in London – werden als Beschuldigte geführt, in Genf seien Räume durchsucht worden. Gribkowsky ist bereits als mutmaßlich bestochener Amtsträger angeklagt worden. Er soll beim Verkauf der Formel-1-Anteile von Bayerns Landesbank an den Finanzinvestor CVC im Interesse von Ecclestone gehandelt haben. Gribkowsky wird vorgeworfen, dass er vor der Veräußerung an CVC weder mögliche andere Kaufangebote geprüft noch den Markt sondiert haben soll.
Wegen des umstrittenen Verkaufs der Formel-1-Anteile der BayernLB hatte die Münchner Staatsanwaltschaft gegen Gribkowsky Anklage unter anderem wegen Bestechlichkeit, Untreue und Steuerhinterziehung erhoben.
Auch Ecclestone im Visier
Ecclestone bekräftigte, er habe sich vom früheren Bank-Manager erpresst gefühlt. Der BayernLB-Vorstand habe gedroht, ihm das Leben bei den britischen Steuerbehörden schwer zu machen. Gribkowsky habe "falsche Angaben" über Ecclestones Investmentgesellschaft Bambino Holdings machen wollen. Zunächst hatte der Formel-1-Geschäftsführer jegliches Wissen über Zahlungen dementiert. Gegen den 80-Jährigen laufen Ermittlungen wegen Beihilfe zur Untreue.
Gribkowsky soll beim Verkauf der Formel-1-Anteile kräftig mitkassiert haben. Die Bestechungszahlungen sollen mit Hilfe von Briefkastenfirmen verschleiert worden sein. Der BayernLB ist angeblich insgesamt ein Schaden von knapp 66,5 Millionen Dollar entstanden. Gribkowsky sitzt seit Anfang Januar in Untersuchungshaft.
Mehrere Zeugen haben zu Protokoll gegeben, wie sich Gribkowskys Verhalten gegenüber Ecclestones Anwalt in London Ende 2005 verändert haben soll, von stark angespannt hin zu fast freundschaftlich, so die "SZ". Demnach führte Gribkowsky die Gespräche mit dem Käufer CVC, ohne sein hausinternes Expertenteam einzubinden, was seine Kollegen verwunderte.
Quelle: ntv.de, ntv/dpa