Mercedes schickt Schumacher weg Das große Wagnis mit Hamilton
28.09.2012, 13:43 Uhr
"Hi, ich bin Lewis Hamilton und ich will eines Tages euer Auto fahren."
(Foto: dpa)
Mit der Verpflichtung von Lewis Hamilton als Nachfolger von Michael Schumacher geht Mercedes ein nicht zu kleines Risiko ein. Der Brite gilt zwar in der Formel 1 als einer der Besten seiner Zunft, aber auch als einer, der durchaus für Ärger sorgen kann.
Extrovertiert, exzentrisch und immer gut für eine kleine Eskapade: Lewis Hamilton ist abseits der Rennstrecke die Antithese zu Michael Schumacher. Der Nachfolger des Formel-1-Rekordweltmeisters im Silberpfeil versendet schon mal geheime Teamdaten via Twitter, macht bis in die Nacht Party mit ein paar Damen im Hotel und verärgert damit Popstar-Freundin Nicole Scherzinger. Der 27-Jährige gilt in der PS-Branche als Rapper auf Rädern, als vielleicht schillerndste Figur im Vollgas-Zirkus. Pflegeleicht ist der Mercedes-Neuzugang ganz sicher nicht.
Doch der schwäbische Autobauer weiß, warum er das Wagnis eingeht und die globale Sportikone Schumacher gegen Hamilton austauscht. Auf der Strecke sind die Qualitäten des Briten unbestritten, er gilt neben WM-Spitzenreiter Fernando Alonso und Doppel-Champion Sebastian Vettel als der derzeit beste Fahrer der Formel 1. "Leidenschaftlichen Siegeswillen" nannte Hamilton am Freitag als Eigenschaft, die ihn und Mercedes eine. Teamchef Ross Brawn sprach von gemeinsamem "Ehrgeiz".
Hamilton ist ein Getriebener, hungrig nach Siegen und Rekorden, schießt als Rennrüpel dabei auch bisweilen über das Ziel hinaus. Das zumindest erinnert an den siebenmaligen Champion Schumacher auf dem Höhepunkt seines Schaffens. 20 seiner 104 Formel-1-Rennen hat Hamilton gewonnen. 2008 war er Weltmeister, damals als jüngster Fahrer der Geschichte. Ein Jahr davor hatte er den Titel trotz großen Vorsprungs noch verspielt. Dieser Eindruck bleibt bis heute: Für sein außergewöhnliches Talent hat Hamilton noch zu wenig erreicht.
Er genießt das süße Leben der High Society
Auch das war wohl einer der Beweggründe für die Trennung von McLaren. Als Zehnjähriger war Hamilton auf McLaren-Boss Ron Dennis zugegangen und hatte ihm erklärt: "Hi, ich bin Lewis Hamilton und ich will eines Tages euer Auto fahren." Ein paar Jahre später holte Dennis ihn tatsächlich ins Nachwuchsprogramm, 2007 debütierte Hamilton schließlich in der Formel 1. In den ersten neun Rennen fuhr er stets aufs Podium, auch dank des starken Mercedes-Motors.
Doch Hamilton hat eben auch diese andere Seite. Er genießt das süße Leben der High Society an der Seite der bildhübschen "Pussycat Dolls"-Sirene Scherzinger. Er zeigt sich gern mit Hip-Hop-Musikern und verbreitet Twitter-Botschaften im Rap-Slang. Hamilton will eine Marke sein - und ist sich seines Werts sehr wohl bewusst. Im Streit hatte er einst Vater Anthony den Laufpass als Manager gegeben. Inzwischen wird er von der Agentur von Simon Fuller beraten, der auch David Beckham, die Spice Girls und Jennifer Lopez vertritt. Wie stark Fullers Einfluss auf Hamiltons Entscheidung war, ist offen. Dass sich der Formel-1-Superstar allein aus sportlichen Gründen für Mercedes entschied, darf aber bezweifelt werden.
Quelle: ntv.de, Christian Hollmann und Jens Marx, dpa