Bernie Ecclestone wird 90 Der 1,59 Meter große Pate der Formel 1
28.10.2020, 11:56 Uhr
Bernie Ecclestone machte aus der Formel 1 ein Milliarden-Business. Doch sein Abgang im Jahr 2017 reizt den Briten bis heute, bis zu seinem 90. Geburtstag. Der junge Vater ist trotzdem beliebt, auch wenn er immer wieder für Skandale sorgt.
Viagra? Kein Thema für einen Bernie Ecclestone. "Ob ich irgendwas nehme? Nein!", sagte der ehemalige Strippenzieher, Macher und große kleine Mann der Formel 1 vor seinem 90. Geburtstag: "Fabiana gibt mir ein paar Tabletten - Vitamin D, ich aber nehme sonst nichts."
Und so genießt Ecclestone, nicht ganz freiwillig in PS-Rente, derzeit quietschfidel das Leben. Mit seiner dritten Frau Fabiana Flosi residiert er auf seiner riesigen Ranch in der Nähe von São Paulo. Mittlerweile krabbelt auch sein erster Sohn Ace über das Anwesen, weiterer Nachwuchs nicht ausgeschlossen. "Ich glaube nicht, dass wir hier aufhören. Vielleicht sollte er noch einen Bruder oder eine Schwester bekommen", sagte Ecclestone, der sich zu seinem Geburtstag an diesem Mittwoch ganz auf das Familienleben konzentrieren kann.
Denn im Milliarden-Zirkus der Formel 1, den er erschuf, hat "Mr. E" längst nichts mehr zu sagen. Eigentlich unvorstellbar. Doch Anfang 2017 wurde er an der Spitze der Königsklasse von den neuen Besitzern abgesetzt, eine Schmach für den Briten. Und seitdem stichelt der nur 1,59 Meter große Ecclestone aus der Ferne gegen seine Nachfolger, die angeblich sein Lebenswerk nur unzureichend pflegen.
40 Jahre lang war Ecclestone der unumstrittene Chef, es wurde gemacht, was er sagte, aus der Schrauber-Serie formte er einen Premiumsport mit Milliardenumsätzen. Ecclestone war unantastbar. An dem umstrittenen Strippenzieher perlten alle Skandale und Vorwürfe ab. Selbst die Anklage wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung in besonders schwerem Fall vor der deutschen Justiz 2014 konnte ihm nichts anhaben. Ecclestone zahlte 100 Millionen Dollar, das Verfahren wurde eingestellt.
"Wir sind die Mafia"
Aus seinen extravaganten Geschäftsmethoden hat der ehemalige Gebrauchtwagenhändler Ecclestone nie einen Hehl gemacht. "Wir sind nicht so etwas wie die Mafia, wir sind die Mafia", sagte der ehemalige Formel-1-Pate einst. Er hielt in der Rennserie seit den 1970er-Jahren alle Fäden in der Hand und verwandelte den PS-Zirkus in ein milliardenschweres Unternehmen und eine der profitabelsten Sportveranstaltungen der Welt. Ein freiwilliger Rücktritt kam für ihn nie infrage: "Ich denke, wenn die Leute 100 Jahre alt werden, dann sollten sie anfangen, über die Pension nachzudenken."
Im Fahrerlager war und ist Ecclestone noch immer beliebt, er machte viele Menschen in der Formel 1 zu Millionären, fast alle schätzten ihn für seine Arbeit. Der Gegenwind wurde in den vergangenen Jahren zwar immer schärfer, aber egal, ob peinliche Aussagen über Adolf Hitler und Saddam Hussein oder ein drohender Prozess, nachhaltig konnte ihm kein Skandal schaden. Ecclestone lächelte meistens alles einfach weg. Jüngst legte sich noch Weltmeister Lewis Hamilton in der Rassismus-Debatte öffentlichkeitswirksam mit ihm an, bezeichnete ihn als "ignorant und ungebildet".
Doch die Formel 1 brauchte Ecclestone lange Zeit ebenso sehr wie Ecclestone die Formel brauchte. Denn der "Herr der Räder", der schon in der Schule Bleistifte und Radiergummis an seine Mitschüler verhökerte, schaffte immer wieder frisches Geld ran. Ohne Ecclestone wäre die moderne Formel 1 undenkbar. Mit 90 Jahren genießt er jetzt nur noch das Leben - wenn auch nicht ganz freiwillig.
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid