"Master" Russell auf Vormarsch Der nächste F1-Superstar macht mächtig Druck
31.08.2021, 11:39 Uhr
"So hatte ich mir diese Premiere nicht vorgestellt", sagte Russell nach dem Spa-Farce-Rennen über seinen ersten Podiumsplatz.
(Foto: imago images/PanoramiC)
Verstappen gegen Hamilton? Das spannendste Ereignis der Formel 1 heißt George Russell. Der 23-jährige Williams-Pilot überzeugt trotz langsamem Auto und wird nächstes Jahr wohl Bottas im Mercedes ablösen. Dort und auch an der Spitze der Formel 1 könnte er die Kräfteverhältnisse ins Wanken bringen.
"Master George" wird er mittlerweile vom englischen Boulevard genannt, und dieser junge Rennfahrer hat ja auch etwas ziemlich Vornehmes an sich. George Russell fällt auf im Fahrerlager der Formel 1, mit aufrechtem Gang und höflichen Tönen. Verdient hat er sich seinen Beinamen allerdings mit den Leistungen im Cockpit.
"Außergewöhnlich" und "unglaublich" sei das, was Russell im unterlegenen Williams derzeit leistet, sagt sein deutscher Teamchef Jost Capito. Einen Hinweis ist das durchaus wert, weil Russells Auftritt im Dauerregen und der Aufregung von Spa fast ein bisschen unterging.
Auf nasser Strecke raste er am vergangenen Samstag im Qualifying auf den zweiten Startplatz, war dabei auch schneller als Weltmeister Lewis Hamilton im Mercedes. Der überflutete Grand Prix war dann kein echter, nach drei Runden hinter dem Safety-Car stand daher auch der erste Podestplatz für den 23-Jährigen in der Formel 1 fest.
Mercedes hat Russell schon lange auf dem Zettel
"So hatte ich mir diese Premiere nicht vorgestellt", sagte Russell später, aber er darf sich trösten: Es werden wohl noch viele, viele weitere dazukommen. Denn das Ergebnis in Spa war kein Zufall, auch keine plötzliche Leistungsexplosion. Sondern die logische Folge eines strukturierten Aufstiegs.
Russell war gerade erst 16, da sprach er auf eigenen Wunsch bei Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff vor, legte mit einer Power-Point-Präsentation dar, warum er in Zukunft einmal ein Silberpfeil-Pilot sein sollte. Der Boss war beeindruckt, holte ihn in den Mercedes-Juniorkader, in dem Russell bis heute gefördert wird.
Im kommenden Jahr, das bezweifelt niemand mehr, wird Russell nun ins Werksteam aufsteigen, Valtteri Bottas ersetzen und neben Hamilton fahren. Das ergibt sportlich Sinn für Mercedes, und die Serienweltmeister können es sich auch schlichtweg nicht mehr leisten, Russell warten zu lassen. Das ist sogar der Konkurrenz aufgefallen.
Echte Konkurrenz für Hamilton
"George ist sehr schnell, er kann nicht bleiben, wo er jetzt ist", sagt Red-Bull-Star Max Verstappen. Denn Russell tut etwas, das aufgrund der großen Unterschiede zwischen Spitze, Mittelfeld und Ende des Feldes selten geworden ist: Er macht den Unterschied.
Den Williams, ein Auto für ziemlich weit hinten, steuert er regelmäßig in den Bereich der Top Ten. Das sieht natürlich auch Wolff. "Wir wissen, was wir an ihm haben", sagt der Österreicher: "George war schon in den Nachwuchsserien außergewöhnlich, und jetzt fährt er außergewöhnlich für Williams." Irgendwann in den kommenden Wochen dürfte der Aufstieg ins Werksteam offiziell werden, für die Formel 1 ist das eine spannende Geschichte.
Denn Russell darf man zutrauen, dass er die Kräfteverhältnisse bei Mercedes und damit die an der Spitze der Formel 1 ins Wanken bringt. Seit 2016, seit Nico Rosbergs WM-Sieg, hatte Hamilton keinen Teamkollegen mehr, der ihn wirklich fordern konnte. In der kommenden Saison dürfte der 36-Jährige einen bekommen. Und Verstappen hat bei Red Bull neuerdings ja auch ein Sieger-Auto. Das Jahr 2022 könnte ein spannendes werden.
Quelle: ntv.de, dbe/sid