Größtes Problem noch ungelöst FIA macht Weg für Formel-1-Einstieg von Andretti frei
03.10.2023, 07:52 Uhr
Die Plätze in der Formel 1 sind begehrt.
(Foto: IMAGO/Motorsport Images)
Andretti macht sich bereit, ab 2025 in der Formel 1 an den Start zu gehen. Der Weltverband FIA erteilt dem US-Team seine Zustimmung - die zehn anderen Rennställe aber sind höchst skeptisch. Und auch Formel-1-Chef Stefano Domenicali klingt nicht gerade begeistert.
Nach dem Grünen Licht der FIA wartet auf das US-Projekt von Michael Andretti erst noch ein richtig harter Kurs. Der Sohn von Rennfahrer Mario Andretti muss die möglichen Rivalen und auch das Formula One Management überzeugen. In der entscheidenden Phase des Bewerbungsverfahrens wird das Formel-1-Management prüfen, ob der 60-jährige Andretti mit seinem geplanten Team den Wert des Sports steigern kann. Andretti kann also nun in Gespräche über wirtschaftliche Rahmenbedingungen gehen.
"Ein großer Mehrwert für die Formel 1" wäre dieses Team, hatte Motorsportdirektor Eric Warren von General Motors bei NBC zumindest bereits versichert. GM ist mit seiner Marke Cadillac Partner beim Formel-1-Projekt von Andretti. Der Aufbau des Rennstalls Andretti Cadillac für die Saison 2025 sei schon voll im Gange, "weil uns die Zeit davon läuft", hatte Warren auch noch erklärt.
Es wäre das zweite US-Team nach Haas. Andretti hatte immer wieder betont, der Formel 1 einen Mehrwert bieten zu können, vor allem durch den Status als "einziges" amerikanisches Team - die Vereinigten Staaten sind momentan der größte Wachstumsmarkt der Rennserie. Zwar gibt es bereits den Haas-Rennstall, dessen Besitzer Gene Haas im US-Rennsport erfolgreich ist. Das Team hat aber einen zusätzlichen Sitz im britischen Banbury und arbeitete seit der Entstehung 2016 eng mit Ferrari zusammen.
Mercedes-Boss Wolff fürchtet "Verwässerung"
Das Problem für Andretti ist, dass die Vergrößerung des Starterfeldes auf elf Rennställe bedeuten würde, dass die Einnahmen auch mit einem Team mehr geteilt werden müssen. 200 Millionen US-Dollar werden für einen Einstieg fällig. Weil die Rennserie aber boomt, neue Märkte und Städte wie bald auch Las Vegas erschlossen werden, halten die, die sich gegen ein elftes Team stellen, diese Summe für zu niedrig. Dem Magazin "Forbes" zufolge ist allein die Scuderia Ferrari, der größte und immer noch klangvollste Name im Feld, rund 3,5 Milliarden Euro wert, selbst Hinterbänkler Haas wird auch noch auf 700 Millionen beziffert.
Keine große Sportliga würde Neuankömmlingen so einfach die Tür öffnen und sie am Preisgeld-Topf teilhaben lassen, hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gemahnt. "So etwas verwässert nur die gesamte Liga." Die Formel 1 nahm die Mitteilung der FIA dann auch bloß "zur Kenntnis", sie werde nun "eine eigene Bewertung des verbliebenen Bewerbers" vornehmen, "ob der verbleibende Antrag begründet ist", hieß es recht nüchtern. "Das Interesse an der Formel 1 ist schon groß. Ich glaube nicht, dass die Ankunft neuer Teams das Interesse erhöhen würde", hatte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali vor Wochen bereits gesagt.
FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem hatte in der Mitteilung des Verbandes indes auch betont, dass der Weltverband in Übereinstimmung mit einer Richtlinie der EU handle. Eine Direktive der Europäischen Union aus dem Jahr 2000 untersagt es, Bewerbern die Teilnahme ohne nachvollziehbare Gründe zu verweigern. Die FIA hatte zuletzt die Bewerbungen von noch vier verbliebenen Interessenten eingehend geprüft, nur Andretti überstand diese zweite Phase. Untersucht wurden unter anderem die finanziellen, technischen und sportlichen Möglichkeiten der Bewerber.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid