Pirelli verteidigt sich und Mercedes Fia will Klarheit im Reifenzoff
01.06.2013, 12:43 Uhr
Pirelli und Mercedes beteuern, dass die Dominanz der Silberpfeile in Monaco nichts mit den Testfahrten zu tun hatte.
(Foto: dpa)
Der Formel-1-Streit um zu weiche Reifen und geheime Tests geht in die nächste Runde: Automobil-Weltverband Fia möchte von Ferrari und Mercedes weitere Infos, um über den Protest gegen die Geheimtests der Silberpfeile entscheiden zu können. Hersteller Pirelli beteuert: Niemand hat etwas falsch gemacht.
Der Automobil-Weltverband Fia hat nach dem Reifenhersteller Pirelli auch die Rennställe Mercedes und Ferrari im Ärger um Probefahrten zu Stellungnahmen aufgefordert. Das teilte die Fia auf ihrer Internetseite mit. Der Weltverband benötige weitere Informationen von den beiden Formel-1-Teams, nachdem bereits Pirelli am 28. Mai um Aufklärung gebeten worden war.
Auslöser für den Streit ist ein Reifentest von Mercedes in Barcelona Mitte Mai, bei dem Nico Rosberg und Lewis Hamilton mit dem aktuellen Silberpfeil verschiedene Pneus ausprobierten. Red Bull und Ferrari legten Protest bei der Fia ein, weil sie sich benachteiligt fühlen. Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery sagte hingegen: "Den Nutzen hat nur Pirelli und die Formel 1 im allgemeinen."
Dass Ferrari mit einem älteren Modell ebenfalls testen durfte, bestätigte er nicht. Es habe zwar Proberunden mit einem weiteren Team gegeben, Details seien jedoch vertraulich. Der italienische Reifenlieferant und Mercedes haben der Fia volle Unterstützung in dem Verfahren zugesagt. Die Regelbehörde kann den Fall gegebenenfalls an das Internationale Tribunal weiterleiten.
Keine Vorteile für die laufende Saison
Laut Pirelli haben sich der Reifenhersteller und Mercedes völlig korrekt verhalten. Das Werksteam des schwäbischen Autobauers habe aus den umstrittenen Probefahrten in Barcelona keinen Vorteil für die weitere Saison ziehen können, betonte Hembery in einer Telefonkonferenz. "Mercedes hat blind getestet. Sie hatten keine Ahnung, was sie testen", sagte der Brite.
Ziel des Tests sei die überfällige Entwicklung des Reifens für 2014 gewesen, Pneus für dieses WM-Jahr seien gar nicht eingesetzt worden. Auch den Weltverband Fia habe man ordnungsgemäß informiert. Zudem wünscht sich Pirelli trotz des aktuellen Ärgers weitere Tests mit anderen Rennställen. "Wir sind schon mit einer Reihe von Teams im Gespräch, und vielleicht werden noch andere verfügbar, weil die Veränderungen für 2014 dramatisch sind", sagte Hembery.
Die Übungsrunden des aktuellen Silberpfeils auf dem Circuit de Catalunya vom 15. bis 17. Mai mit den Stammpiloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton waren erst kurz vor dem Monaco-Rennen bekanntgeworden und hatten für mächtig Wirbel gesorgt. Red Bull und Ferrari legten Protest ein, weil sie sich benachteiligt fühlen.
Verstoß gegen das sportliche Regelwerk

Mercedes-Sportchef Niki Lauda im Gespräch mit Pirelli-Boss Marco Tronchetti Provera. Beide Seiten können gut miteinander.
(Foto: REUTERS)
Rosberg und Hamilton legten bei ihrem Test insgesamt 1000 Kilometer zurück. Dies ist trotz des generellen Testverbots während der laufenden Saison durchaus erlaubt. Allerdings monierte vor allem Sebastian Vettels Red-Bull-Rennstall, nicht wie erforderlich von Pirelli ebenfalls auf die Strecke gebeten worden zu sein. "Andere Teams sind auch eingeladen worden - aber dort hat man offenbar zu langsam reagiert", erwiderte Niki Lauda, Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams, in der Zeitung "Österreich". Hembery bestätigte, dass Mercedes als erstes Team seine Verfügbarkeit signalisiert hatte.
Auch Lotus ist noch immer verärgert über das Vorgehen von Pirelli. "Wenn uns die gleiche Möglichkeit auf eine rechtmäßige und transparente Art geboten worden wäre und alle Teams einverstanden gewesen wären, hätten wir sie begrüßt", sagte Teamchef Eric Boullier am Freitag und fügte hinzu: "Ganz sicher scheint das, was passiert ist, gegen das sportliche Regelwerk zu verstoßen."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa