Formel1

Chance für BMW-Sauber-Nachfolger? Formel 1 künftig ohne Toyota

Nicht einmal "Sayonara": Toyota macht nach acht sieglosen Jahren in der Formel 1 Schluss, ein Wiedersehen wird es wohl nicht mehr geben. Dem Nachfolge-Rennstall von BMW-Sauber könnte der Ausstieg der Japaner jedoch die Gelgenheit zum Einstieg bieten.

Mechaniker vom Team Toyota sitzen im Kommandostand.

Mechaniker vom Team Toyota sitzen im Kommandostand.

(Foto: dpa)

"Wir haben realisiert, dass wir keine andere Wahl haben", sagte Präsident Akio Toyoda in der Toyota- Zentrale in Tokio. "Wir steigen völlig aus der Formel 1 aus", erklärte der Überbringer der "sehr schmerzvollen" Entscheidung.

Schmerzvoll betroffen sind vor allem die rund 650 Beschäftigten in der deutschen Formel-1-Zentrale von Toyota. "Mir tut diese Entscheidung sehr leid für die vielen großartigen Mitarbeiter von Toyota Motorsport in Köln-Marsdorf. Sie hätten wahrlich einen anderen Beschluss verdient gehabt", sagte Ralf Schumacher, Toyota-Pilot von 2005 bis Ende 2007, der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Wir sind von der Nachricht total überrascht worden", sagte ein Beschäftigter vor Ort in Köln-Marsdorf: "Die Stimmung ist sehr gedrückt. Keiner weiß, wie es weitergeht."

Exodus geht weiter

Der dritte Hersteller der Formel 1 nach Honda und BMW nimmt damit den Hut. "Wir bedauern diese Entscheidung", sagte Mercedes- Motorsportchef Norbert Haug. Vor einem Jahr war Honda ausgestiegen. Am Montag hatte auch noch der Reifenhersteller Bridgestone sein Formel-1-Ende nach 2010 verkündet. Ein Nachfolger wird von der FIA mit ihrem neuen Präsidenten Jean Todt gesucht werden müssen.

Im Juli hatte die zu Toyota gehörende Fuji International Speedway Co. zudem das Formel-1-Rennen auf der Hausstrecke am Fuße des Fuji für 2010 abgesagt. Das Rennen wird wieder in Suzuka gefahren. Angesichts der vier geplanten neuen Teams steht die Formel 1 aber (noch) nicht vor einem ganz großen Problem. Kann eines oder können sogar mehrere der Neulingen nicht antreten, wird es indes heikel.

Qadbak als Krisengewinner?

Kurioserweise könnte das Toyota-Aus aber die Übernahme des BMW- Sauber-Rennstalls beschleunigen. "Wir werden nun mit der FIA die entsprechenden Auswirkungen für das BMW Sauber F1 Team besprechen", sagte BMW-Motorsportchef Mario Theissen. Noch immer hängt die Übernahme des werkseigenen BMW-Sauber-Teams durch die Investorengruppe Qadbak von einem garantierten Startplatz im kommenden Jahr ab. Bislang steht man auf der Warteliste.

Toyota hatte sich Startplatz gesichert, der nun vorerst frei wäre. Die Japaner unterzeichneten im Gegensatz zu BMW das im Sommer verabschiedete neue Concorde Agreement, das ja eigentlich die Teams zur Teilnahme bis einschließlich 2012 verpflichtet. Seit Monaten machten aber Zweifel an der Formel-1-Zukunft der Japaner die Runde. Der deutsche Pilot Timo Glock erklärte jüngst in Abu Dhabi, dass ein Verbleib bei Toyota weniger wahrscheinlich sei. Er wird gewusst haben, warum.

Zwei zweite Ränge, mehr nicht

(Foto: dpa)

Im Land des Lächelns macht man ernst. Auch ein Sieg hätte an der Entscheidung nichts geändert, betonte Toyoda. Als beste Platzierungen sprangen ohnehin nur zweite Ränge aus, zweimal unter anderem durch Glock (Ungarn 2008/Singapur 2009). Mehr als Vierter in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft (2005) war auch nicht drin.

Bei Toyota lagen Anspruch und Wirklichkeit praktisch von Beginn an eher weiter auseinander. Siege und auch der WM-Titel sollten her. 139 Rennteilnahmen reichten aber nicht. Zuletzt hatte Teamchef John Howett Kimi Räikkönen als möglichen Fahrer für 2010 genannt, einen Vertrag sei ihm vorgelegt worden. Der Ex-Ferrari-Mann und Weltmeister von 2007 erteilte Toyota öffentlich eine gehörige Abfuhr.

Toyotas totaler Rückzug beinhaltet auch das Engagement als Motorenlieferant. Williams, für das der designierte deutsche Debütant Nico Hülkenberg 2010 Gas geben wird, hatte den Vertrag mit den Japanern nicht verlängert. Die Zeichen standen im Fahrerlager schon länger auf Abschied. Als die Crew am Sonntagabend in der Wüste die Koffer packte, standen ihnen Ungewissheit und Sorge ins Gesicht geschrieben. Sie waren abhängig von der Entscheidung aus Tokio. Und das für sie Schlimmste trat ein.

Quelle: ntv.de, dpa

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