Formel1

Neuer Formel-1-Weltmeister Hamilton profitiert vom Stotter-Silberpfeil

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(Foto: Reuters)

Das mit Spannung erwartete Saisonfinale in Abu Dhabi ist praktisch ausgefallen. Ausgerechnet der Konstrukteurs-Weltmeister hatte massive Motorprobleme in einem seiner Autos. Somit hatte Rosberg gegen seinen Teamkollegen Hamilton keine Chance.

Nico Rosbergs Titel-Traum ist beim WM-Triumph von Lewis Hamilton wie eine Seifenblase geplatzt. Ein verschlafener Start und ein stotternder Silberpfeil beim Showdown in Abu Dhabi raubten dem Wiesbadener jede Chance, nach Michael Schumacher und Sebastian Vettel als dritter Deutscher Formel-1-Weltmeister zu werden. Den Titel holte sich Teamkollege Lewis Hamilton.

Die kleinen Psycho-Spielchen, die elfte Pole Position der Saison - genutzt hat es alles nichts. Am Ende fehlten Rosberg im Rennen schlicht und einfach die Mittel, um aus eigener Kraft zum Titel zu fahren. Hamilton, der mit elf Saisonsiegen zum erfolgreichsten britischen Formel-1-Fahrer (33 Karriere-Erfolge) aller Zeiten avancierte, fuhr nervenstark und fehlerfrei zu seinem zweiten Titel nach dem Triumph 2008 im McLaren-Mercedes. Felipe Massa (Brasilien) belegte im Williams Rang zwei vor seinem finnischen Teamkollegen Valtteri Bottas.

Rosberg kroch mit seinen gravierenden Motorenproblemen letztlich nur noch über die Strecke, wurde überrundet und landete nur auf Rang 14. Das Team wollte ihn kurz vor Schluss sogar in die Box holen, doch so wollte Rosberg die Saison nicht beenden: "Ich will das hier zu Ende bringen", funkte er in seinen Helm. Nach dem Ende sprach er dennoch von einem "grandiosen Jahr" für das Team. Im kommenden Jahr will er sich nach den vielen Qualifying-Erfolgen vor allen in Rennen steigern.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff zeigte sich angesichts der Technik-Probleme etwas zerknirscht. Gerade dies hatte den Titelkampf nicht entscheiden sollen, sagte er dem Sender RTL. Dennoch sei Hamilton ein "würdiger Weltmeister" auch wenn es kein perfektes Rennen gewesen sei.

Königliches Statement zu Alonso

Vorentscheidung am Start: Hamilton lässt Rosberg stehen.

Vorentscheidung am Start: Hamilton lässt Rosberg stehen.

(Foto: REUTERS)

Der entthronte Champion Sebastian Vettel musste in seinem Abschiedsrennen nach 15 Jahren bei Red Bull wegen eines irregulären Frontflügels wie sein Teamkollege Daniel Ricciardo (Australien) aus der Boxengasse starten, dazu mit einem alten Motor. Am Ende reichte es für den Heppenheimer, der für drei Jahre bei Ferrari unterschrieben hat, zu Platz acht.

Bei der Scuderia löst Vettel den zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso ab, dessen Wechsel zu McLaren der abgedankte spanische König Juan Carlos höchstpersönlich in Abu Dhabi ausplauderte. Alonso belegte Rang neun.

Nico Hülkenberg, der auch in der kommenden Saison für Force India fahren wird, holte als Sechster noch einmal WM-Punkte, während  Adrian Sutil, der sein Cockpit bei Sauber verloren hat, als 16. erneut leer ausging.

Rosberg hilflos, Hamilton haltlos

Hilflos musste Rosberg beim Start mitansehen, wie Hamilton vor ihm Richtung erste Kurve schoss. Alle Pläne waren innerhalb weniger Meter über den Haufen geworfen worden, zumal auch Bottas, auf dessen Schützenhilfe Rosberg gehofft hatte, überhaupt nicht vom Fleck kam und bis auf den achten Rang zurückfiel. Hamilton setzte sich an der Spitze ab und war schnell aus dem DRS-Fenster. In dieser Konstellation war es für Rosberg unmöglich, entscheidende Boden auf den Teamkollegen gutzumachen.

Mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch pflügten derweil die beiden Red-Bull-Piloten durchs Feld. "Red Bull verleiht ja Flügel, deshalb haben wir jetzt neue dran", hatte Vettel den Start aus der Boxengasse wegen des irregulären Frontflügels vor dem Rennen ironisch kommentiert.

Für Rosberg kam nach rund einem Drittel der Renndistanz vom Kommandostand die Ansage für eine neue Taktik: "Halte den Abstand zu Lewis im Rahmen. Wir planen, länger als er draußen zu bleiben." Rosberg selbst machte sich dann aber einen Strich durch die Rechnung, als er in der 23. Runde von der Strecke abkam und dabei gleich mehrere Sekunden verlor. Wenig später funkte er an die Box: "Ich verliere Motorpower."

"Haltet mich in den Top 5 oder 6"

Während Massa ihm auf den Pelz rückte, diskutierte Rosberg mit seinem Team. "Es ist nicht nur das ERS, das nicht funktioniert. Bitte untersucht das jetzt", forderte er - doch es war zu spät.  Massa schnappte sich den Silberpfeil wenige Kurven später völlig problemlos. "Es geht erstmal nur darum, dass er überlebt ohne den Hybridantrieb", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Hamilton fiel nach seinem zweiten Boxenstopp kurzfristig hinter Rosberg zurück, doch der konnte keine Gegenwehr leisten, als der Engländer ihn problemlos überholte. "Haltet mich einfach so sicher wie möglich in den Top 5 oder 6, was immer nötig ist", funkte Rosberg, wohl wissend, dass ihm bei einem möglichen Ausfall von Hamilton Rang fünf zum Titelgewinnen reichen würde.

Wenig später zog auch Bottas an Rosberg vorbei, der damit auf Rang vier zurückfiel. In der Folgezeit schimpfte Rosberg immer wieder über die Situation ("Das Gaspedal macht, was es will"), kämpfte aber um jede Sekunde. Doch sein Auto schien am Ende fast stehen zu bleiben, und Rosberg wurde immer weiter nach hinten durchgereicht.

Quelle: ntv.de, jwu/sid/dpa

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