Im Kampf um neuen F1-Vertrag Haas-Teamchef macht Schumacher klare Vorgaben
02.09.2022, 15:34 Uhr (aktualisiert)
Steigt Mick Schumacher auch in der kommenden Saison ins Haas-Cockpit?
(Foto: dpa)
Die Zukunftsfrage ist zermürbend: Fährt Mick Schumacher auch im kommenden Jahr für Haas in der Formel 1 - oder nicht? Das Team lässt sich nach wie vor Zeit, aber Chef Günther Steiner konkretisiert jetzt noch einmal, was er von seinem jungen Fahrer erwartet.
Beim Formel-1-Team Haas geht derzeit nichts mehr zusammen. Das erste Rennen nach der langen Sommerpause im belgischen Spa geriet gar zu einem Debakel. Mick Schumacher wurde Vorletzter, sein Teamkollege Kevin Magnussen landete einen Rang davor. An den Piloten lag das derweil nicht. Vor allem dem Deutschen wurde eine gute Leistung auf der Lieblingsstrecke seines Vaters Michael attestiert. Das Auto war das Problem - mal wieder. Auf schnellen Strecken kommt der Haas nicht zurecht. "Wir haben einfach zu viel Luftwiderstand", bekannte Teamchef Günther Steiner exklusiv gegenüber RTL/ntv. In dieser Saison werde das nicht mehr korrigiert werden. Es braucht einen neuen Heckflügel.
Nun geht es am Wochenende nach Zandvoort. Die Rennstrecke ähnelt vom Profil jener in Spielberg, wo das Team am 10. Juli zum bisher letzten Mal Punkte einfahren konnte. Magnussen landete auf Rang acht, Schumacher fuhr nach einem überragenden Rennen sogar auf Platz sechs. Es war der Höhepunkt seines Jahres, das mit zwei spektakulären Unfällen (selbst verantwortet) katastrophal begonnen hatte und über dem weiter das Damoklesschwert der offenen Formel-1-Zukunft schwebt.
Noch immer hat Haas nicht entschieden, ob der 23-Jährige in der kommenden Saison ein Cockpit bekommt. Anders als Teamkollege Magnussen. Es ist ein Thema, das nicht nur am Fahrer selbst nagt, sondern auch am Rennstall-Chef. Der ideale Zeitpunkt für abgeschlossene Planungen wäre sofort, sagt Steiner. Aber so einfach ist das nicht. "Wir wollen uns nicht unter Druck setzen lassen, wir wollen die richtige Entscheidung treffen." Ob die pro Schumacher ausfällt? Der Italiener lässt sich nicht locken. "Mick ist nicht aus dem Spiel. Aber wir wollen offen und fair sein und schauen, wie sich die Lage entwickelt." Wie lange Haas noch beobachtet, bevor eine Entscheidung fällt, das lässt Steiner offen. "Zwei Wochen, drei Wochen, vier Wochen, alles ist möglich."
Prominente Namen auf Bewerberliste
Klar ist indes, es gibt eine Bewerberliste für das noch unbestätigte Cockpit. Auf der stehen unter anderem Daniel Ricciardo und Antonio Giovinazzi. Dies sei allerdings ein normaler Prozess, erklärte der Südtiroler und aus Sicht eines Fahrers mit unklarer Zukunft auch sinnvoll. Gespräche mit den potenziellen Kandidaten seien aber noch nicht geführt worden. Zwischen den Zeilen lässt Steiner derweil reichlich Platz für Interpretationen. So betont er etwa, dass es derzeit keine klare Tendenz im Sinne von "das ist der Fahrer, den wir wollen" gibt. Der Druck auf Schumacher bleibt gewaltig.
Steiner verriet indes auch, was er sich von seinem jungen Fahrer erwartet: "Gute Leistungen wollen wir sehen. Das gilt natürlich auch für Kevin." Alles gehe in der Formel 1 über die Leistung. "Leistung bedeutet für mich, das Beste aus dem Auto rauszuholen", so der Teamchef. Im Idealfall sind das Punkte, aber eben nicht immer. Auf einer Strecke wie Spa könne man dem Fahrer nicht vorwerfen, wenn es mit Zählbarem für die Konstrukteurswertung nicht klappe. "Ich bin kein Träumer, das Auto war nicht gut genug. Aber wenn das Auto eben gut genug ist, dann musst du Punkte holen." Zudem fließe in Steiners Bewertung mit ein, wie der Fahrer mit dem Team agiert.
"Appetit auf Risiko ist derzeit nicht sehr groß"
Grundsätzlich hat Steiner nach turbulenten Jahren mit mehr Tiefs als Hoch aber ein großes Interesse daran, das Team weiter zu stabilisieren. Das gilt auch für die Fahrerpaarung. Die Entscheidung sei für ihn eine Gefühlssache. Eine Abwägung zwischen Risiko und Konstanz. Und: "Mein Appetit auf Risiko ist derzeit nicht sehr groß." Ein Fingerzeig? Nein, die Sache ist: "Mick hat ein paar gute Leistungen gezeigt, wenn er sie wiederholen kann, ist er ein Kandidat zum Bleiben." Druck übt der 23-Jährige übrigens nicht aus. "Er verhält sich sehr gut", lobt Steiner.
Hat Ferrari bei der Zukunftsfrage ein Mitspracherecht? Teamchef Mattia Binotto hatte angedeutet, dass es mit Haas Gespräche geben soll. Steiner bügelt das ab. Er schätzte den Austausch mit der Scuderia. Aber er wolle nicht, dass die Italiener vorgeben, was sein Team zu tun oder entscheiden hätte. Auch zum Thema auslaufender Vertrag von Schumacher bei der Ferrari-Nachwuchsakademie hält er sich sehr bedeckt. "Ich kenne die Details nicht", sagte er und möchte daher keinen Rat geben. Anders etwa als Sebastian Vettel, der seinem Kumpel wohl empfohlen hatte, nicht bei Ferrari zu verlängern. Das mache ihn interessanter für andere Teams mit offenen Cockpits. Alpine etwa. Auch wenn sich das Gerücht verdichtet, dass Pierre Gasly von AlphaTauri kommen soll.
(Dieser Artikel wurde am Mittwoch, 31. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, tno/fgö