Formel1

Weltmeister grummelt im Schatten "König" Button reizt Vettel

Sebastian Vettel zeigte eine beeindruckende Aufholjagd in Melbourne. Für den Sieg und damit Platz 1 in der WM-Wertung reichte es aber nicht.

Sebastian Vettel zeigte eine beeindruckende Aufholjagd in Melbourne. Für den Sieg und damit Platz 1 in der WM-Wertung reichte es aber nicht.

(Foto: dpa)

Die Formel 1 fährt wieder, und es werden wieder Lobeshymnen angestimmt. Doch der Adressat ist ausnahmsweise nicht Weltmeister Sebastian Vettel, sondern Auftaktsieger Jenson Button. Als "König Australiens" wird der Brite gefeiert, was Vettel sauer aufstößt. Schon in Malaysia will er mit Red Bull zurückschlagen.

Für Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel gab es nach der Aufholjagd beim Saisonauftakt in Melbourne auch Lob. Gefeiert wurde aber ein anderer: Jenson Button. Der Brite wurde nach seiner Gala in Australien von den internationalen Medien geradezu hochgejubelt. Die "L'Equipe" aus Frankreich sprach von einem "perfekten Saisonstart", der italienische "Corriere dello Sport" krönte ihn sogar zum "König Australiens". Und die "Neue Zürcher Zeitung" aus der Schweiz wollte sogar eine "veränderte Hackordnung" in der Königsklasse festgestellt haben.

Vettel will davon nichts wissen. Nach seinem zweiten Platz zum Saisonstart will sich Weltmeister schon am nächsten Wochenende in Malaysia die WM-Führung zurückholen. Schon direkt nach dem Rennen hatte er geknurrt: "Es gefällt uns nicht, wenn uns McLaren auf der Nase herumtanzt." Den Flieger nach Kuala Lumpur bestieg er schon wieder voller Tatendrang und Zuversicht. Die Botschaft an Button: Der Spitzenplatz in der WM-Wertung, den Vettel von seinem Last-Minute-Titeltriumph im November 2010 bis zum Sonntag ununterbrochen innegehabt hatte, hat er an den McLaren-Pilot nur verliehen.

Button könnte Vettel fordern

In Melbourne stellte Vize-Weltmeister Jenson Button den Champion in den Schatten.

In Melbourne stellte Vize-Weltmeister Jenson Button den Champion in den Schatten.

(Foto: dpa)

Trotzdem zeichnet sich ab: Der Vizeweltmeister könnte in diesem Jahr der schärfste Widersacher des deutschen Doppelchampions werden. Button sei "ganz einfach in der Form seines Lebens", schwärmte die britische Zeitung "Daily Telegraph" und bejubelte den McLaren-Fahrer als "Zauberer von Oz".

"Ihre Exzellenz heißt Button", meinte das spanische Sportblatt "Marca". Und selbst der geschlagene Vettel, der von Rang sechs noch auf Platz zwei gefahren war, meinte über den nun dreimaligen Australien-Sieger: "Er war nicht in unserer Reichweite."

Angst, dass das so bleibt, hat Vettel nicht. "Schauen wir einmal, wie es am nächsten Wochenende aussieht. Wir müssen uns nicht verstecken", sagte Vettel nach seiner Aufholjagd, die einhellig gelobt wurde. "Vettel war besser als sein Red Bull. Der Champion macht die Defizite seines Autos wett", befand Italiens "La Gazzetta dello Sport". Und "Tuttosport" pflichtete bei: "Vettel zeigt ein großartiges Rennen und hält sich tapfer."

Red-Bull-Fehler schon gefunden

Zuversichtlich stimmt Vettel zudem: Sein Red-Bull-Team hat den Grund für das verhältnismäßig schwache Qualifying bereits gefunden. "Ja, wir selbst wissen es schon", sagte Red-Bull-Berater Helmut Marko. Es war wohl lediglich ein Fehlgriff, durch den Vettels Auto nicht optimal abgestimmt war. "Aber man hat trotz aller Schwierigkeiten gesehen, dass wir absolut vorne mitfahren können. Ich hoffe schon, dass wir in Malaysia besser sortiert sein werden", sagte Marko.

Dem Red-Bull-Team war vor dem Saisonstart zu wenig Zeit für die richtige Abstimmung geblieben, sagt das Red-Bull-Team.

Dem Red-Bull-Team war vor dem Saisonstart zu wenig Zeit für die richtige Abstimmung geblieben, sagt das Red-Bull-Team.

(Foto: dpa)

Red Bull sei weit davon entfernt, weg vom Fenster zu sein, wie schon einige Experten gemutmaßt hätten, meinte der Österreicher. Vettel selbst formulierte es drastischer. "Es war kein Desaster", meinte er über Startplatz sechs, seinen schlechtesten seit dem Monza-Rennen im September 2010: "Wenn man sagt, dass wir scheiße waren, dann waren die Leute hinter uns ganz am Ende der Scheiße."

Auch Vettels Teamchef Christian Horner versprühte Zuversicht. "Wir wussten von den Winter-Tests, dass McLaren stark ist, und wir haben es auch hier gesehen", meinte er in Melbourne: "Aber unser Renntempo war eigentlich gleichauf mit ihnen - und das, obwohl keiner unserer Fahrer absolut zufrieden mit seinem Auto war."

Zu wenig Zeit für die Abstimmung

Das lag bei Vettel vor allem daran, dass ihm viel Zeit zur richtigen Abstimmung verloren gegangen war, meinte Marko. Zuerst hatte Vettel fast den kompletten letzten Testtag in Barcelona verpasst. Dann regnete es in Melbourne am Freitag, am Samstag rutschte der Weltmeister im letzten freien Training ins Kiesbett. "So tappten die Ingenieure im Dunkeln und wussten nicht genau, in welche Richtung sie mit den vielen neuen Teilen gehen sollen", sagte Marko: "Aber wir haben jetzt viel mehr Erkenntnisse und schauen positiv nach Malaysia."

Horner erwartet in diesem Jahr ein ähnliches Auf und Ab zwischen den Spitzenteams wie 2011. "Wir haben gesehen, dass es von Wochenende zu Wochenende wechselte. Einige Strecken bevorteilten andere Autos", sagte er. In Melbourne, ohnehin als Stadtkurs wenig representativ für den Großteil der Saison, sei McLaren schon immer stark gewesen, meinte der Brite: "Wenn man sich erinnert, Lewis Hamilton hat Seb im letzten Jahr den größten Teil des Rennens gejagt."

Horner erwartet wie sein McLaren-Kollege Martin Whitmarsh ab jetzt einen Entwicklungswettlauf zwischen den Top-Teams "bis zum Ende der Saison". "Wer auch immer am schnellsten das meiste auf seinem Auto herausholt, wird davon profitieren", sagte Horner und kündigte an: "Wir wissen, dass wir uns verbessern müssen. Aber wir haben viele Dinge in der Pipeline und wir ziehen ganz viel Positives aus dem ersten Wochenende."

Quelle: ntv.de, sid/dpa

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