Vettel mit Qualifikations-Fiasko Mercedes feiert Doppel-Pole
14.04.2012, 12:06 Uhr
Den Silberpfeilen wuchsen in Shanghai Flügel.
(Foto: AP)
Mit einem "gigantischen" Coup im Qualifying nähren Pole-Mann Nico Rosberg und Rekordchampion Michael Schumacher die Hoffnung auf einen Mercedes-Sieg beim Formel-1-Rennen in China. Erstmals seit 1955 glänzt die erste Startreihe wieder komplett silbern. Weltmeister Sebastian Vettel erlebt mit Startplatz elf ein Debakel und findet: "Das ist natürlich schon doof."
Nico Rosberg ballte die Faust und fühlte sich nach der ersten Pole Position seiner Karriere einfach nur "phänomenal": Diese Formel-1-Qualifikation in Shanghai dürfte bei seinem Team Mercedes in die Geschichtsbücher eingehen. "Das ist der absolute Hammer, ein gigantisches Gefühl", sprudelte es aus Rosberg heraus. Beim Großen Preis von China am Sonntag (09.00 Uhr/RTL und n-tv.de Liveticker) starten beide Silberpfeile aus der ersten Reihe - das gab es seit gut 56 Jahren nicht mehr. "Darauf hat Mercedes sehr lange gewartet. Jetzt haben wir es geschafft", sagte Michael Schumacher freudestrahlend.
P. | Fahrer | Pkt. |
---|---|---|
1. | Lewis Hamilton (McLaren) | 45 |
2. | Jenson Button (McLaren) | 43 |
3. | Fernando Alonso | 37 |
4. | Mark Webber (Red Bull Racing) | 36 |
5. | Sebastian Vettel (Red Bull Racing) | 28 |
6. | Nico Rosberg | 25 |
7. | Sergio Perez (Sauber) | 22 |
8. | Kimi Räikkönen | 16 |
9. | Bruno Senna | 14 |
10. | Kamui Kobayashi (Sauber) | 9 |
Am 11. September 1955 hatte im legendären Juan Manuel Fangio zuletzt ein Mercedes-Werksfahrer eine Formel-1-Pole-Position inne. Damals starteten in Fangio, Stirling Moss und Karl Kling gleich drei Silberpfeile am Anfang des Feldes. Rosbergs Teamkollege Schumacher, am Freitag schon der Trainingsschnellste, wurde in der Qualifikation auf dem Shanghai International Circuit zwar Dritter, profitierte aber von einem Problem bei McLaren. Die Briten mussten nach dem zweiten WM-Lauf der Saison Ende März in Malaysia das Getriebe bei WM-Mitfavorit Lewis Hamilton wechseln. Gemäß den Regeln muss der zweitplatzierte Hamilton am Sonntag von Platz sieben starten. "Wir sind tatsächlich Erster und Zweiter, weil der Lewis zurückgesetzt wird - man glaubt es kaum", frohlockte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
"Das ist natürlich schon doof"
"Ich werde alles versuchen, ihn mir zu schnappen. Es ist fantastisch, ihn da zu sehen", sagte Hamilton anerkennend über die Glanzleistung seines alten Kumpels Rosberg. Möglicherweise war Hamilton aber auch wegen des Missgeschicks seines WM-Konkurrenten Sebastian Vettel so gut gelaunt. Noch deutlich hinter dem WM-Zweitplatzierten Hamilton (30 Punkte) muss der WM-Sechste Vettel (18) von Platz elf aus starten. "Das ist natürlich schon doof", kommentierte Vettel seine Leistung.
Woran sein Aus bereits im zweiten Abschnitt lag, wusste der Weltmeister auch nicht so recht. "Eigentlich war ich mit dem Auto zufrieden. Darauf will ich es nicht schieben. Schade, dass nicht mehr kam", sagte der 24-Jährige. Zuletzt hatte der Red-Bull-Pilot im Oktober 2009 in Brasilien die Top Ten verpasst. Vor zweieinhalb Jahren reichte es in der verregneten Qualifikation nur zu Platz 16. Damals wurde im Rennen noch Platz vier daraus. Auf etwas Ähnliches setzt Vettel auch nun: "Ich denke mal, im Rennen ist noch alles drin."
Die Favoriten sind die anderen
Eigentlich wollte Vettel nach Platz zwei zum Auftakt in Australien und Platz elf in Malaysia in China seinen Angriff auf die WM-Spitze um den führenden Fernando Alonso (35) starten. Der Ferrari-Pilot wurde zwar auch nur Neunter, doch gegen McLaren und vor allem Mercedes hatte Vettels Red Bull am Samstag das Nachsehen. "Im Moment kommt vielleicht das letzte Bisschen nicht", haderte Vettel.
Wer denn nun die Favoriten seien, wurde der Champion gefragt. "Die, die vorne stehen", raunte er zurück. Er selbst nicht mehr? Abwarten. Für das Rennen hat Vettel noch einen Satz neue Reifen und damit einen leichten Vorteil. "Das ist das einzig Gute", meinte der Weltmeister.
Mercedes bisher nur Trainingsweltmeister
Bei Mercedes wird nun gehofft, die erneut starke Qualifikation auch endlich am Rennsonntag zu bestätigen. "Das Rennen ist erst morgen", mahnte Haug nach den schlechten Erfahrungen in den ersten beiden Saisonläufen. Trotz der Qualifikationsplätze vier in Australien und drei in Malaysia für Schumacher sammelten die Schwaben erst einen WM-Punkt. Eingefahren ebenfalls vom Rekordchampion. "Ich bin überzeugt davon, dass wir auch im Rennen Fortschritte machen werden", versprach Pole-Fahrer Rosberg nun.
Fortschritte müssen auch die beiden anderen deutschen Fahrer machen. Nico Hülkenberg wurde im Sahara Force India 16., Timo Glock gar nur 21. im Marussia.
Quelle: ntv.de, Carsten Lappe, dpa