"Die Probleme sind überall" Neue F1-Bosse treten gegen Ecclestone nach
25.01.2017, 14:11 Uhr
Bernie Ecclestone ist weg - endlich, sagen seine Nachfolger ziemlich unverhohlen.
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Schlechte Vermarktung, schlechtes Fanmanagement, limitierter Sponsorenpool: Das Erbe von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ist kein gutes, finden seine Nachfolger. Sie versprechen einen radikalen Kurswechsel - um die Essenz der Formel 1 zu bewahren.
Fast 40 Jahre beherrschte Bernie Ecclestone die Formel 1. Seit Montag ist er abgesetzt, und so rüde wie sein Rauswurf sind auch die Abschiedsworte der neue Bosse. Ecclestones Nachfolger als Formel-1-Chef, Chase Carey, attestierte seinem Vorgänger eine ganze Reihe von Versäumnissen. "Die Probleme sind überall", sagte der Amerikaner der englischen Zeitung " Telegraph". "Wir vermarkten den Sport nicht, wir ermöglichen es den Fans nicht, sich auf den heute verfügbaren Plattformen mit dem Sport zu verbinden, unsere Sponsoren-Beziehungen sind eindimensional, die Events fühlen sich altmodisch an", kritisierte Carey.
Chase Carey herrscht jetzt über die Formel 1, will aber kein Herrscher im Stile von Ecclestone sein.
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Der vom neuen Formel-1-Eigentümer Liberty eingesetzte Medien-Manager hat neben dem Posten des Vorstandschefs auch das Amt des Geschäftsführers von Ecclestone übernommen. Zwar betonte Carey, auch künftig den Rat des 86 Jahre alten Briten suchen zu wollen, rügte aber zugleich den Führungsstil Ecclestones. "Es ist im Moment nicht so, wie es sein sollte, wenn das Geschäft gut laufen soll", sagte Carey. Er versprach transparente und nachvollziehbare Entscheidungen. "Es geht hier nicht darum, dass alle miteinander pokern und versuchen, sich gegenseitig zu täuschen", sagte er.
"Essenz der Formel 1 bewahren"
Neben dem US-Geschäftsmann werden der ehemalige Teamchef Ross Brawn als Direktor für Sport und Technik sowie der frühere TV-Manager Sean Bratches als Vermarktungschef künftig die Formel 1 führen. Ziel des neuen Eigentümers Liberty Media ist es, die Rennserie wieder attraktiver und noch profitabler zu machen.
Brawn rechnet nach dem Ende der Ära Ecclestone mit einem radikalen Kurswechsel in der Formel 1. "Es ist jedem klar, dass eine Wende notwendig ist", sagte Brawn der italienischen "Gazzetta dello Sport": "Wir müssen jedoch auch die Essenz der Formel 1 bewahren."
Unter anderem kündigte Brawn an: "Mit Chase Carey als Präsident und Sean Bratches werden wir kollegiale Beschlüsse ergreifen. Wir werden Fia, Teams und Organisatoren einbinden. In den letzten Jahren hat die Formel 1 wenig Reaktionsfähigkeit bewiesen." Der Brite will einen Fünfjahresplan entwickeln und schrittweise Neuheiten einführen. "Zu schnell zu handeln, könnte kontraproduktiv sein. Wichtig ist mehr auf die Qualität als auf die Zahl der Rennen zu achten", sagte Brawn: "Wir müssen einen Kompromiss mit den Teams finden und klar machen, dass die Mitarbeiter keine übertriebene Last aushalten können."
Lob für den Deutschland-GP
Außerdem sollen auch die Meinungen der Fans berücksichtigt werden. "Wir wollen Lösungen prüfen, die die Rennen spannender machen können. Wir wollen aber der Versuchung widerstehen, künstlich den Wettbewerb anzustacheln", sagte Brawn: "Man muss jedoch die Konkurrenzfähigkeit unter den Teams fördern. Man braucht Geduld. Wir können nicht alles umkrempeln. Das wäre ein Fehler, denn die Formel 1 bleibt ein komplexer Sport."
Den deutschen Fans machte Brawn Hoffnung, dass es für sie wieder regelmäßig Heimrennen geben könnte. "Wir wollen das Erbe der Formel 1 beschützen und erhalten", sagte Ross Brawn dem Fachmagazin "auto motor und sport": "Und der Grand Prix von Deutschland zählt zu diesem Erbe."
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa