Formel1

Rekord auf Teufel komm raus Profitiert Katar vom Irrflug der Formel 1?

Bislang wird in Katar Motorrad gefahren. Jetzt sollen auch Autos hinzukommen.

Bislang wird in Katar Motorrad gefahren. Jetzt sollen auch Autos hinzukommen.

(Foto: imago images/ZUMA Wire)

Katar greift nach dem nächsten sportlichen Großereignis: Die Formel 1 soll noch in diesem Jahr im Emirat gastieren. Davon profitiert der Wüstenstaat - und auch die Chefs der Motorsport-Königsklasse. Denn sie wollen unbedingt den Rekordkalender vollkriegen - was wegen Corona äußerst kompliziert ist.

Vielleicht kann man es sich so vorstellen: Sebastian Vettel und Co. nehmen Platz in einer Achterbahn, dürfen sich die ersten Meter der Strecke noch einprägen, dann wird eine Augenbinde angelegt - und los geht die wilde Fahrt im Blindflug. Nicht wissend, ob hoch oder runter, links oder rechts. Mit jeder Menge Ungewissheit startet nämlich die Formel 1 am Sonntag (15 Uhr/Sky und im ntv.de-Liveticker) in Spa in ihre zweite Saisonhälfte. Ungewissheit darüber, wie viele Rennen es in diesem vermeintlichen Rekordjahr noch gibt. Und auch darüber, wo überhaupt gefahren wird.

Katar könnte noch in diesem Jahr erstmals Gastgeber werden. Wie mehrere Fachmedien berichten, soll der Losail International Circuit nördlich von Doha für den wegen der Corona-Pandemie abgesagten Grand Prix von Australien einspringen. Dieses Rennen war ursprünglich für den 21. November geplant, kann wegen der strengen Einreise- und Quarantänebestimmungen aber das zweite Jahr nacheinander nicht stattfinden. Erst in der Vorwoche wurde der Große Preis von Japan im Oktober abgesagt, auch in Kanada und Singapur wird nicht gefahren. Zweifel halten sich zudem, ob Rennen in Brasilien und Mexiko durchgeführt werden können, auch die Lage in der Türkei ist schwierig.

"Wir versuchen, so viele wie möglich durchzuführen", sagt Formel-1-Chef Stefano Domenicali, "und wir haben für alle Läufe einen Plan B, C und D. Aber die Lage ändert sich ständig." Das hat neben Corona noch einen anderen Grund. Die Formel 1 versucht trotzdem einen Rekord zu brechen: 23 Rennen hatte man vor der Saison auf der ganzen Welt geplant, und 23 Rennen sollen es noch immer sein. So viele wie noch nie, komme, was wolle.

"Zum Wohle des Unternehmens"

Um der anvisierten Zahl von 23 Rennen möglichst nah zu kommen, könnte es am Ende zu einer Häufung von Events im arabischen Raum kommen, denn Europa ist aufgrund der Wetterunsicherheit im Herbst und Winter kaum noch eine Option. Die ohnehin geplanten Rennen in Saudi-Arabien (5. Dezember) und Abu Dhabi (12. Dezember) könnten zu Doppelveranstaltungen werden, ein erneutes Gastspiel in Bahrain ist denkbar. Dazu dann noch Katar. Ein Rennen dort wäre zumindest logistisch eine sinnvolle Wahl. Aufgrund von vielen Menschenrechtsverletzungen steht das Land, das im kommenden Jahr die Fußball-WM ausrichten soll, allerdings stark in der Kritik.

Dieses verbissene Festhalten an der Rekordzahl hat ausschließlich wirtschaftliche Gründe. "Zum Wohle des Unternehmens", sagt Domenicali, zum Wohle der Formel 1 also, müssen "die Ziele in dieser Saison" erreicht werden. Im Vorjahr waren nur 17 Rennen möglich, ohne Grands Prix kein Umsatz, vielen Teams drohte daher das finanzielle Aus.

Mitarbeiter "wie Zombies"

Und so dürfte weiter gewerkelt werden am Kalender, ein Problem ist das weniger für Sebastian Vettel und seine Kollegen. Es sind die Mitarbeiter, die Teams hinter den Teams, die an ihre Belastungsgrenze kommen. Die immense Logistik der Königsklasse macht wochenlange Nachtschichten notwendig. Beteiligte erzählen von Arbeitern, die "wie Zombies durch das Fahrerlager laufen", vor allem, wenn die Formel 1 ihre Triple Header einstreut: Drei Rennen an drei Wochenenden. Die galten einst als Ausnahme, mittlerweile sind sie Standard.

"Sie werden einfach so reingeworfen, weil der Kalender in ständiger Bewegung ist", sagt etwa Teamchef Günther Steiner von Mick Schumachers Haas-Rennstall. Bislang gab es in diesem Jahr ein Triple Header, vier weitere könnten bis Dezember folgen.

Schon der Start aus der Sommerpause ist übrigens der Beginn eines Dreierpacks. Nach Belgien folgen direkt die Rennen in den Niederlanden und in Italien. Immerhin bringt das etwas Planungssicherheit.

Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid

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