Formel1

"Natürlich war es Scheiße für uns" Red-Bull-Panne bleibt mysteriös

Bedient: Sebastian Vettel wurde von seinem Team um eine gute Startposition gebracht. Wie es dazu kommen konnte - unklar.

Bedient: Sebastian Vettel wurde von seinem Team um eine gute Startposition gebracht. Wie es dazu kommen konnte - unklar.

(Foto: dpa)

Es sind gerade mal 350 Milliliter Sprit, die im Tank von Sebastian Vettels Red Bull fehlen. Die Strafe ist eindeutig und tut Vettel im engen Titelrennen mit Ferrari-Rivale Fernando Alonso richtig weh. Ob sich die Teamverantwortlichen verzockt haben oder schlichtweg irgendwo ein Fehler passiert ist, bleibt weiter offen.

Sebastian Vettel konnte nichts dafür. Aber ihn traf es. "Natürlich war es Scheiße für uns", kommentierte der Formel-1-Doppelweltmeister seine Strafversetzung von Platz drei auf den letzten Rang unmissverständlich (das Rennen im n-tv.de Liveticker). Viereinhalb Stunden hatten die Untersuchungen und Anhörungen am Samstagabend insgesamt gedauert, bis das Urteil feststand. Fragen und Antworten zur Spritpanne von Red Bull:

Was war passiert?

Auf dem Weg zurück in die Box nach der Qualifikation funkt Vettels Renningenieur Guillaume Rocquelin: "Stopp den Wagen." Vettel gehorcht, hält und steigt aus. Zur Box sind es noch etwa 400 Meter. Vettel wartet in Kurve 18 darauf, abgeholt zu werden.

Warum sollte Vettel anhalten?

Um Sprit zu sparen, musste Vettel seinen Red Bull vorzeitig abstellen. Trotzdem war zuwenig Benzin im Tank.

Um Sprit zu sparen, musste Vettel seinen Red Bull vorzeitig abstellen. Trotzdem war zuwenig Benzin im Tank.

(Foto: REUTERS)

Die dringende Aufforderung kommt von Red Bulls Motorpartner Renault. Die Franzosen sprechen von verdächtigen Daten an der Telemetrie. Um nicht einen Motordefekt und damit einen Wechsel des Triebwerks zu riskieren, der die Zurückstufung um fünf Startplätze bedeutet hätte, soll Vettel den neuen Motor sofort ausschalten. Die Rennkommissare akzeptieren die nicht weiter öffentlich gewordenen Erklärungen der Red-Bull-Verantwortlichen und haken den Vorfall zunächst als "höhere Gewalt" ab.

Warum kam es dann doch zu einer Strafe?

Der Technische Delegierte stellt bei einer genaueren Untersuchung des Rennwagens von Vettel nach der Qualifikation fest, dass zu wenig Treibstoff im Tank ist. Das Regelwerk schreibt vor, dass jederzeit ein Liter als Probe entnehmbar sein muss. In Vettels Fall kommen umgerechnet auf die Distanz bis zur Red-Bull-Garage noch mal 0,2 Liter hinzu. Statt der 1,2 Liter tropfen aber nur 850 Milliliter aus dem Tank: 350 Milliliter zu wenig.

Zu Bedenken gilt: Weniger Sprit heißt weniger Gewicht und weniger Gewicht bedeutet mehr Geschwindigkeit. Auf dem 5,554 Kilometer langen Yas Marina Circuit machen 2,5 Kilogramm eine Zehntelsekunde pro Runde aus. Auf einer Runde werden etwa ein bis zwei Kilogramm Sprit verbraucht.

Letztlich werten die Rennkommissare den Vorfall als einen Verstoß gegen Artikel 6.6.2. des Technischen Reglements, der besagt, dass ein Wagen aus eigener Kraft zurück in die Box kommen muss. Straffrei geht nur aus, wer einen Grund "höherer Gewalt" nachweisen kann, sprich ein Unfall, ein Motorschaden oder auch ein Getriebedefekt. Die Konsequenz: Vettels Zeiten werden gelöscht, er kommt ans Ende des Starterfeldes.

Gab es so ein Urteil schon einmal?

Ja. Lewis Hamilton schaffte es mit seinem McLaren in Barcelona wegen Spritmangels in diesem Jahr nicht in die Box. Er verlor damals seine Pole: Hamilton wurde wie Vettel aus den Ergebnislisten gestrichen und musste das Rennen als Letzter starten.

Warum startet Vettel aus der Boxengasse?

So kann das Team noch einmal große Veränderungen am Wagen vornehmen. "Abbey", wie Vettel seinen Red Bull vor der Saison getauft hat, wurde fürs Überholen zurechtgemacht. Immerhin fuhren erstmal 23 Wagen vor ihm los.

Quelle: ntv.de, Jens Marx, dpa

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