Wird Vettel "langfristig schaden" Red-Bull-Zoff erfreut Button
27.03.2013, 12:05 Uhr
Die Eiszeit zwischen Mark Webber (l.) und Sebastian Vettel wird Red Bull lähmen, glaubt McLaren-Rivale Jenson Button.
(Foto: AP)
Die Eskalation im Red-Bull-Team lässt die Konkurrenten von Dreifach-Champion Sebastian Vettel auf bessere Titelchancen in diesem Jahr hoffen. McLaren-Pilot Jenson Button zeigt sich überrascht von Vettels kontraproduktivem Manöver. Dessen Lehrmeister verteidigt ihn.
Formel-1-Pilot Jenson Button sieht im Streit bei Red Bull wegen der Befehlsverweigerung von Sebastian Vettel eine Chance für die Titelrivalen. "Anstatt sich um all die anderen Jungs auf der Strecke zu kümmern, müssen sie sich Sorgen machen, was der Teamkollege tut. Hoffentlich hilft uns das", wurde Button in britischen Medien zitiert. Dreifach-Weltmeister Vettel hatte beim Rennen in Malaysia die Anweisung seines Teams ignoriert und Kollege Mark Webber durch ein Überholmanöver noch den Sieg entrissen.
"Das wird ihm langfristig schaden. Ich bin überrascht, dass er das gemacht hat", sagte McLaren-Fahrer Button. Zwar sei eine Teamorder grundsätzlich problematisch, aber der Rennstall müsse das letzte Wort haben, befand der Champion von 2009. "Wir wollen alle gewinnen, aber Sebastian fährt für Red Bull und sie haben das Sagen. Er hat schon so oft einen Vorteil davon gehabt", erklärte Button.
Vettel hatte nach dem Rennen seinen Fehler eingeräumt und um Entschuldigung gebeten. Button erwartet aber nicht, dass der Hesse bei nächster Gelegenheit Webber einen Sieg überlässt. Der Vorfall werde stets zwischen den beiden stehen. "Das kann zum Problem werden. Es wird in ihren Köpfen bleiben, und es verschwindet auch nicht", warnte der Engländer.
"Rennfahrer sind Egoisten"
Von seinem einstigen Lehrmeister Peter Mücke erhielt Mücke hingegen Rückendeckung. "Ein Fahrer, der Weltmeister werden will, der muss so kompromisslos an die Sache herangehen", sagte Mücke dem "Tagesspiegel", "Rennfahrer sind Egoisten und werden es immer bleiben. Auch wenn es irgendwo ein Teamsport ist: Wenn du da draußen bist, bist du allein."
Zwischen 2004 und 2005 fuhr Vettel für Mücke Motorsport in der Formel BMW. Laut Mücke wäre Vettel niemals dreimaliger Weltmeister geworden, würde er auf der Strecke nicht rücksichtslos seine Ziele verfolgen. "Wenn man ein Racer ist, ist man ein Racer, das kann man nicht abstellen", sagte der 66 Jahre alte Ex-Rennfahrer. Vettel gehöre zu einer Spezies, "die quasi herangezüchtet wird. Denen bringt man alles bei, was ein Champion können muss. Aber eines kann man ihnen nicht mitgeben: den Instinkt, ich will nicht sagen Killer-Instinkt. Den haben sie oder nicht. Vettel hat ihn. Und wenn die Situation da ist, wird er immer überholen."
"Schumacher hat sich auch nie gefügt"
Vettel hatte sich am Sonntag beim Großen Preis von Malaysia über eine Order der Teamleitung hinweggesetzt, den in Führung liegenden Webber in einem waghalsigen Manöver überholt und so seinen ersten Saisonsieg eingefahren. Daraufhin war die Dauerfehde zwischen den Streithähnen eskaliert. Webber war außer sich und wollte die Entschuldigung des dreimaligen Weltmeisters nicht akzeptieren. Angeblich ist nun beschlossene Sache, dass sein Vertrag bei Red Bull nach der Saison nicht mehr verlängert wird. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko wollte eine entsprechende "Bild"-Meldung nicht kommentieren.
"Dieses Selbstbewusstsein, manchmal fast Arroganz, das muss man einfach haben, um zu sagen: Du kannst mir hier mit allem Möglichen kommen, interessiert mich nicht", sagte Mücke, "wer ganz nach oben will, muss ein Stückchen mehr Durchsetzungskraft haben. Schumacher hat sich auch nie gefügt. Der hat nur schon vorher alles so eingefädelt, dass nie die Frage aufkam. Er hätte nie eine andere Nummer eins akzeptiert. Nicht einmal Gleichstand hätte er geduldet."
Quelle: ntv.de, dpa/sid