Formel 1 zu Gast in Spa Rosberg macht den Anfang
28.08.2009, 10:55 UhrWährend die Formel 1 so langsam auf die Zielgeraden lenkt beginnt sich das Fahrerkarussell heftig zu drehen. Umso spannender für den Grand Prix in Belgien an diesem Wochenende, denn einige Piloten müssen unbedingt zeigen, dass in der Königsklasse ihre Existenzberechtigung haben. Die ehemaligen Titelkandidaten von Red Bull haben derweil ganz andere Probleme.
In der Formel 1 wird es nie langweilig. Es mag zwar das ein oder andere Rennen geben, das nicht ganz so aufregend ist. Aber gerade in dieser Saison verstehen es die Nebendarsteller, sich in den Vordregrund zu spielen. Nachdem das Theater um das Concorde Agreement, den Grundsatzvertrag der Formel 1, und eine Piratenserie vom Tisch ist, beginnt das Fahrerkarussell sich zu drehen.
Die entscheidende erste Kugel im Roulette um die begehrten Plätze im Cockpit scheint Nico Rosberg zu sein. Der Abgang von Fernando Alonso war eigentlich schon lange klar und Sebastian Vettel hat mit Red Bull verlängert. Rosberg hat so die besten Karten, er kann sich offenbar zwischen einem Verbleib bei Williams und einem neuen Cockpit entscheiden. Hat er seine Wahl getroffen, werden die anderen Stühle reihum besetzt.
Ähnlich der „Reise nach Jerusalem“ bleiben stets auch ein oder zwei Fahrer außen vor. Dieses Schicksal droht Nick Heidfeld. Der Mönchengladbacher steht nach dem verkündeten Ausstieg von BMW erst einmal ohne Cockpit da. Ähnlich ergeht es Teamkollege Robert Kubica. Frei ist zunächst nur ein Cockpit bei Renault und wahrscheinlich das von Heikki Kovalainen, der bei McLaren ausgetauscht werden soll.
Brawn bald Werksteam von Mercedes?
Rosberg selbst rätselt noch, ob Mercedes die beste Option ist. Mittlerweile sind die Autos wieder siegfähig, doch die Schwäche in der ersten Saisonhälfte hat jede Chance auf den WM-Titel zunichte gemacht. Auch Lewis Hamiltons Vater Anthony soll einem solchen Transfer sehr skeptisch gegenüber stehen. In jedem Fall dürfte die Fahrerdiskussion eine Eigendynamik bekommen, wenn sich Rosberg als derzeit begehrtester freier Pilot eine Anstellung ausgesucht hat.
Und schließlich gibt es noch ein ganz heißes Gerücht, das die Fantasie der F1-Anhänger beflügelt. Mercedes könnte in der kommenden Saison Brawn zum Werksteam machen. Die Erfolge des Rennstalls sprechen für sich und Ross Brawn ist als Teamchef unbestritten der beste und mit der meisten Erfahrung ausgestattete Rennstall-Leiter. McLaren müsste dann mit den von Mercedes gelieferten Motoren auskommen. So richtig wahrscheinlich ist ein solcher Wechsel unterdessen nicht, denn mit Lewis Hamilton würden sie einen der besten Fahrer verlieren.
Brawn dämpft die Euphorie
Womit wir bei den Favoriten auf den Titel wären. Bei Brawn ist die Freude nach dem Sieg von Rubens Barrichello in Valencia riesengroß. Nach einer lange Durststrecke hat das Team wieder seine Konkurrenzfähigkeit zurückgewonnen. Allerdings fuhr Jenson Button immer noch hinterher und Barrichello wurde der Sieg beim Großen Preis von Europa durch die Fehler an der Box von Mercedes mehr oder weniger geschenkt. Da nach dem Stadtkurs von Spanien nun in Spa Francorchamps wieder ein Hochgeschwindigkeitsrennen ansteht, ist Teamchef Ross Brawn denn auch vorsichtig: „Dort sind Streckencharakteristik und Wetter ganz anders“, dämpft er die Euphorie.
Beim ärgsten Verfolger Red Bull ist unterdessen eher der Blues angesagt. Der Motorschaden von Sebastian Vettel hat die WM-Chancen auf ein Minimum reduziert. Zumal Vettel für diese Saison nur noch zwei frische Motoren zur Verfügung stehen. Bei sechs ausstehenden Rennen eigentlich nicht machbar. Wird ein weiterer Motor eingesetzt so würde der Heppenheimer in der Startaufstellung einmalig um zehn Plätze nach hinten versetzt. Dennoch gibt sich Vettel kämpferisch und lies verlauten: "So leicht geben wir nicht auf." Die realen Chancen Vettels auf die Krone sind unterdessen minimal, vor allem weil Button das Kunststück fertig brachte, in jedem bisherigen Saisonrennen zu punkten.
Red Bull ist sauer auf Renault
Sauer ist man bei dem Team vor allem auf Motorenlieferant Renault. Gerüchteweise sollen die neuerlichen Probleme mit dem Antrieb bereits am Samstag bekannt gewesen sein. Es war wohl einigermapen klar, das die Chancen Vettels mit dem Motor das Rennen beenden zu können recht gering waren. Dennoch gaben die Franzosen wohl die Emfehlung am Sonntag damit ins Rennen zu gehen. Das Ergebnis ist bekannt: Vettel fiel aus und ermöglichte Button so sogar noch einen weiteren Zähler.
McLaren und Ferrari dürften mit einigem Optimismus nach Belgien fahren. Beide Teams wurden in Valencia mit Podiumsplätzen für ihre Weiterentwicklung belohnt. Weltmeister Lewis Hamilton hatte gar den Sieg in der Hand, doch das Team verspielte den zweiten Erfolg nacheinander an der Box. Drei Sekunden verlor Hamilton, weil ein Teil des Boxen-Crew nicht richtig auf den Stopp vorbereitet war.
Bei Williams herrscht Optimismus nach Valencia. „Wir sind auf allen Strecken gut dabei“, frohlockt Nico Rosberg. Allerdings hat McLaren eine noch größeren Sprung nach vorne gemacht, was den Wahl-Monegassen in Spanien erneut davon abhielt mal wieder auf das Podest zu klettern. Aber die Aerodynamik des Autos funktioniert gut und Spa als Fahrerstrecke sollte Rosberg entgegen kommen. Zumal in Belgien mit Regen zu rechnen ist, was das Klassement erheblich durcheinander würfeln dürfte.
Quelle: ntv.de