Kommt es zum Knall bei Red Bull? "Unkontrollierbarer" Verstappen pfeift aufs Team
22.03.2023, 19:24 Uhr
Max Verstappen will wieder Weltmeister werden und ignoriert dabei auch schon mal Ansagen des Teams.
(Foto: dpa)
Die Formel-1-Saison 2023 hat gerade erst begonnen, aber schon jetzt ist klar, dass der künftige Weltmeister erneut aus dem Red-Bull-Team kommen wird. Die Verantwortlichen garantieren einen fairen Fight zwischen Max Verstappen und Sergio Pérez. Doch diesen kann und wird es nicht geben.
Die Stimmung bei Red Bull sollte nach den ersten beiden Rennen der Formel-1-Saison eigentlich rosarot sein. Doch das ist sie nicht. Weil allen voran Max Verstappen das ist, was große Champions nun einmal sind: ganz schlechte Verlierer. Und weil der 25-Jährige das Rennen in Dschidda in seinen Augen "verlor", widersetzte der Niederländer sich wieder einmal einer klaren Anweisung seiner Vorgesetzten.
Sowohl ihm als auch Pérez wurden gegen Ende des Rennens Rundenzeiten vorgeschrieben. Es galt, jegliches Risiko auf dem Weg zum Doppelsieg zu vermeiden - besonders vor dem Hintergrund des Defekts, den der RB19 des Niederländers nur 24 Stunden zuvor erlitt. Checo hielt sich an die Vorgabe, Verstappen nicht. Im letzten Umlauf trat der Weltmeister kräftig auf das Pedal und holte sich so den Zusatzpunkt für die schnellste Runde. Unnötig und dumm, urteilten die einen, abgezockt und weltmeisterlich, sagten die anderen. Vor allem aber war es eins: ein deutliches Signal an Pérez und das Team.
"Er war nicht zu kontrollieren. So ist Max eben"
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Verstappens Message ist klar: Ich fahre nicht für das Team und erst recht nicht für meinen Kollegen, sondern einzig und allein für mich und den WM-Titel. Auch hier: Das ist das, was große Champions der Formel 1 tun. Michael Schumacher agierte nicht anders, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton ebenso. Die Verantwortlichen reagierten auf Verstappens Alleingang wie erwartet mit dem Samthandschuh. "Das war typisch Max in der letzten Runde. Er war nicht zu kontrollieren. So ist Max eben", versuchte Berater Helmut Marko erst gar nicht, Misstöne aufkommen zu lassen. Wie das bei Sergio Pérez angekommen ist, kann man sich vorstellen.
"Das hat ihn ganz klar genervt", meinte nicht nur Ex-Pilot Martin Brundle mit Blick auf den Mexikaner. Auch Timo Glock erklärte: "Die schnellste Runde von Verstappen wird intern wieder zu Diskussionen führen. [...] Da können wir uns darauf einstellen, dass es Reibereien geben wird." Zu welchem Fahrer Christian Horner und Co. halten werden, wenn es wirklich hart auf hart kommt, ist offensichtlich.
Die aktuelle Situation bei Red Bull ist eine, die an die Zeiten von Sebastian Vettel und Mark Webber erinnert. Hier der junge, aufbrausende Superstar, der das Image des Rennstalls wie kein Zweiter verkörpert, dort der erfahrene und eher reservierte Pilot, dessen Zeit im Team begrenzt ist. Das können, dürfen und werden Christian Horner, Helmut Marko und Co. so zwar nie zugeben, entspricht aber nunmal dem Status quo.
Rückendeckung für Pérez? Eher nicht
Webber reichte es irgendwann. Nach dem legendären "Multi21"-Eklat in Malaysia platzte ihm der Kragen. Vor der Weltöffentlichkeit beklagte er die Bevorzugung des Heppenheimers. Wird es Pérez auch so gehen? Nach Saudi-Arabien muss man sagen: möglich ist es. In der letzten Saison waren die sportlichen Vorzeichen noch andere. Damals kämpfte Red Bull gegen Ferrari um den Titel. 2023 hat Red Bull Stand heute nur sich selbst als Gegner. Das hat die Stimmung im Team vom ersten Rennen an verändert. Auf besondere Rückendeckung der Verantwortlichen darf Sergio Pérez im internen Duell nicht hoffen - im Gegensatz zu Verstappen.
Der Niederländer ist für Red Bull längst mehr als "nur" ein zweifacher Weltmeister. Der 25-Jährige ist die Zukunft und das globale Aushängeschild des Milliarden-Konzerns, der sich nur zu gerne mit jungen, dynamischen, erfolgreichen und höchst emotionalen Sportlerinnen und Sportlern schmückt. In vielerlei Hinsicht wäre der dritte WM-Titel von Verstappen für Red Bull wertvoller als der erste von Pérez. Für die Marke und den Rennstall.
Noch müssen sich die Verantwortlichen über eine Eskalation des Streits ihrer Piloten keine Gedanken machen. Am Ende des Tages ist Verstappen seinem Teamkollegen sportlich überlegen. Der Unterschied ist nicht mehr so groß wie in den ersten beiden Jahren, aber es gibt ihn noch. Und so lange die Kräfteverhältnisse so sind, wird auch Verstappen nicht mehr lange an seinem dritten WM-Titel zweifeln. Sollte der Hattrick wider Erwarten doch noch in Gefahr geraten und Pérez tatsächlich in die Nähe der WM kommen, wird Verstappen früher oder später alle Register ziehen, die ihm zur Verfügung stehen. Das kann dann auch über das Ignorieren einer Teamorder hinausgehen. Überrascht sein sollte davon niemand. Weil es das ist, was große Champions hin und wieder tun.
Quelle: ntv.de