Formel1

"Das darf nicht passieren" Vettel schockiert von Sicherheitslücke

Der dramatische Unfall von Formel-1-Pilot Romain Grosjean geht überraschend glimpflich aus - auch, weil zahlreiche Sicherheitsmaßnahmen greifen. Doch ein Faktor der Feuerkatastrophe erschreckt den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel nachhaltig.

Nein, es ist kein Wunder, dass Romain Grosjean seinen schockierenden, den schwersten Unfall der jüngeren Formel-1-Geschichte bis auf kleinere Blessuren nahezu unverletzt übersteht. Dass der Franzose nach einem gewaltigen, 221 Kilometer pro Stunden schnellen, heftigen Einschlag in die Leitplanke nur mit kleineren Verbrennungen und lädierten Rippen aus seinem in Flammen stehenden, in zwei Teile zerfetzten Auto flüchten kann, ist dem über die Jahre immer weiter verbesserten Schutz der Fahrer geschuldet.

Der selbst bei den Fahrern lange umstrittene Schutzbügel Halo verhinderte, dass der Haas-Pilot geköpft wurde, ein für viele Sekunden feuerfester Anzug bewahrte ihn vor schwersten, sicher lebensbedrohlichen Verbrennungen. Und ja, natürlich ist auch viel, viel Glück und eine schnell und kompetent reagierende Marshalls und Medical Crew für den glimpflichen Ausgang des Vorfalls verantwortlich.

Als Grosjean erfolgreich geborgen und das Feuer gelöscht war, zeigte sich das Ausmaß der Katastrophe: Der Bolide, jedenfalls der Teil, in dem Grosjean saß, steckte noch mitten in der Leitplanke, die unter der Wucht des Aufpralls zerborsten war. Und genau das machte nach Ansicht von Sebastian Vettel den spektakulären Unfall so wahnsinnig gefährlich. "Ich habe mir die Bilder nicht wirklich viel angesehen, weil ich das nicht wollte, aber die Hauptsache ist, dass er da herausgekommen ist", sagte der viermalige Weltmeister Vettel nach dem Rennen erleichtert - und verwundert: "Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, wie er das geschafft hat", sagte Vettel angesichts der Bilder.

"Das darf nicht passieren"

Doch der Ferrari-Pilot hatte genug gesehen, um schnell Schlüsse zu ziehen: "Ich habe nicht viel gesehen, aber genug, um zu sehen, dass da ein Loch in der Leitplanke war" - und das dürfe unter keinen Umständen passieren. "Es ist gut, dass die Autos sicherer sind, als sie es in der Vergangenheit waren, aber die Leitplanke sollte nicht versagen und das Auto sollte auch nicht auf solche Art und Weise Feuer fangen", ergänzte Vettel. "Ich sehe nicht, warum und wie die Leitplanke auf eine Weise versagen kann, dass das Auto sogar durchbricht, steckenbleibt und es den hinteren Teil des Autos vom vorderen abreißt, was dann natürlich den Benzintank offenlegt und das Feuer entfacht. Das darf nicht passieren."

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff stimmte Vettel zu: "Der Winkel muss so präzise gewesen sein - wie ein Messer, das da durchschneidet. Ich finde nicht, dass sich die modernen Barrieren so teilen sollten. Das müssen wir analysieren."

Weltmeister Lewis Hamilton, der das Rennen in Bahrain nach einem Neustart gewann, erinnerte kurz nach dem zwischenzeitlichen Abbruch nach Grosjeans Crash in Runde eins an die Risiken des Sports: "Wow... das Risiko, das wir eingehen, ist kein Witz, für diejenigen von Ihnen da draußen, die vergessen, dass wir unser Leben für diesen Sport und für das, was wir gerne tun, aufs Spiel setzen. Wir sind der Fia dankbar für die großen Schritte, die wir unternommen haben, damit Romain sicher davonkommt."

Rennleiter Michael Masi wollte in einer ersten Analyse nicht einstimmen: "Es gibt nur ein gewisses Maß an Energie, was sie aushalten kann", verteidigte er die Konstruktion. "Die Masse an Energie muss irgendwo hin. Das Auto und die Sicherheitszelle haben genau das gemacht, wozu sie da sind: den Fahrer zu schützen", so Masi weiter. "Auch das Halo hat getan, was es sollte."

"Sollten andere Schutzmaßnahmen haben"

Vettel geht es bei seinem Hinweis auf die gefährliche Leitplanke nicht nur um die Sicherheit der Fahrer: "Da sind auch Leute hinter der Leitplanke. Wenn das Auto durchbricht und nicht von der Leitplanke aufgehalten wird, dann muss es etwas Stärkeres geben als die Leitplanke", sagte der 32-Jährige. "Die Marshalls dahinter arbeiten da freiwillig für uns und setzen sich einer großen Gefahr aus. […] An solchen Stellen sollten wir also vielleicht andere Schutzmaßnahmen haben."

Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat schon unmittelbar nach dem Rennen eine umfassende Aufarbeitung angekündigt. "Zwischen jetzt und dem nächsten Rennen werden sehr viele Untersuchungen vorgenommen werden. Ich bin mir sicher, dass dann entsprechend gehandelt wird", sagte der Brite nach dem Crash des Haas-Piloten. Brawn beschäftigte vor allem die Frage, wie sich das Monocoque in die Leitplanke bohren konnte und der Wagen Feuer fing.

"Der Halo hat ihm heute das Leben gerettet", sagte Brawn über den ringförmigen Bügel. Seit 2018 ist diese Vorrichtung aus Titan, die über den Kopf des Fahrers gespannt und mittig fixiert ist, in der Formel 1 Pflicht. Halo ist englisch und heißt übersetzt Heiligenschein.

Quelle: ntv.de, ter

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