Formel1

Großer Preis von Australien Vettel und die wütende Horde

Hat es allen gezeigt am Freitag: Jenson Button legte mit seinem McLaren knapp vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton die Bestzeit hin.

Hat es allen gezeigt am Freitag: Jenson Button legte mit seinem McLaren knapp vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton die Bestzeit hin.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Sie wollen ihm den Titel unbedingt wieder abjagen und dafür setzt die Konkurrenz von Weltmeister Sebastian Vettel in Australien. Die Vorzeichen stehen gut für eine spannende Formel-1-Saison. Nicht nur wegen neuer Technik und neuer Regeln.

Die Saison hat noch gar nicht angefangen, da jagt bereits eine Überraschung die andere. Wie immer vor dem ersten Rennwochenende der Formel 1 rätseln Experten, Fans und auch die Fahrer über den Wert von Zeiten, Testrunden und das Potenzial der neuen Fahrzeuge. Auch nach dem freien Training von Melbourne darf das Rätselraten munter weitergehen. Denn da überraschte das zuvor stark kriselnde McLaren-Team mit einem Doppelsieg. Aber wie aussagekräftig sind diese Zeiten für das Wochenende und den Rest der Saison?

Sebastian Vettel wird in dieser Saison der Gejagte sein. Die Rolle nimmt der Weltmeister aber gelassen an.

Sebastian Vettel wird in dieser Saison der Gejagte sein. Die Rolle nimmt der Weltmeister aber gelassen an.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Alle auf einen könnte vor dem Start in die neue Saison (Sonntag, 8 Uhr/RTL und n-tv.de Liveticker)das Motto des Verfolgerfeldes lauten. Der überraschende Triumph von Red Bull sowohl in der Konstrukteurswertung als auch im Fahrerranking hat dem Team überproportional viel Missgunst eingebracht. Dass von Ferrari eine Kampfansage kommen würde, war klar. Für die Roten zählt in diesem Jahr nur der Sieg, am besten in beiden Kategorien. "Es gibt nichts anderes gibt als den Titel. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz", stellt Fernando Alonso vor dem Auftaktrennen noch mal klar.

Hamilton schießt gegen Red Bull

Ungewöhnlicher waren da schon die Attacken von Lewis Hamilton, der eigentlich nicht dafür bekannt ist verbal auszuteilen. Der Weltmeister von 2008 äußerte sich abschätzig über Red Bull: "Wir kämpfen gegen eine Getränkefirma." Die markigen Worte kommen allerdings nicht von ungefähr, denn dem Briten werden Abwanderungsgedanken zu Red Bull nachgesagt. Die räumte er kurz darauf in einem Vier-Augen-Gespräch mit McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh aus. Nach dem ersten Training von Melbourne dürfte Hamilton auch mit dem neuen Auto erst mal seinen Frieden gefunden haben.

Michael Schumacher hat gute Erinnerungen an Melbourne. Er konnte dort seinen ersten WM-Titel feiern.

Michael Schumacher hat gute Erinnerungen an Melbourne. Er konnte dort seinen ersten WM-Titel feiern.

(Foto: REUTERS)

Neben der echten Stärke der Top-Teams, die wir wohl erst morgen nach dem Qualifying einschätzen können, werden vor allem die neuen technischen Reglements die Gespräche beherrschen. Bringt der verstellbare Heckflügel wirklich mehr Überholmanöver? Sind die neuen Reifen von Pirelli ein echtes Problem, zumindest für manche Fahrzeuge? Und macht die Wiedereinführung von KERS wirklich Sinn? Die FIA hat jedenfalls die Saat für reichlich, und wahrscheinlich auch erhitzte Diskussionen gelegt. Sie wird in den kommenden Wochen sicherlich aufgehen.

Melbourne, eine würdige Kulisse

Die Fans der Formel 1 dürfen sich auf jeden Fall wieder auf eine spannende Saison freuen, denn das neue Reglement, der harte Vierkampf um die Spitze und die Tatsache, dass zumindest einer, wenn nicht sogar drei deutsche Fahrer um den Titel fahren werden, dürfte das Blut der Motorsport-Enthusiasten in Wallung bringen. Vettel ist, zumindest fürs erste, der Gejagte. Aber Red Bull scheint wieder ein sehr gutes Auto zu haben und daran muss sich die Konkurrenz erst mal messen lassen. Die Bullen haben die Evolution ihres Autos vorangetrieben, die Vorteile konserviert und an den Schwächen gearbeitet. Bleibt abzuwarten, ob das reicht die Konkurrenz auf Abstand zu halten.

Für ihn zählt nur der Titel: Ferrari-Pilot Fernando Alonso will die schmerzliche Niederlage aus dem Vorjahr vergessen machen.

Für ihn zählt nur der Titel: Ferrari-Pilot Fernando Alonso will die schmerzliche Niederlage aus dem Vorjahr vergessen machen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Auch wenn Melbourne wegen der Verschiebung des eigentlichen Saisonauftaktes von Bahrain nur zufällig wieder das Debütrennen ist: Die australische Metropole und der dort zu fahrende Stadtkurs bieten eine würdige Kulisse für den Start in die neue Saison. Freitags ist die Strecke stets noch schmutzig, weil bis kurz vor dem Rennwochenende der normale Verkehr dort über die Straßen rollt. Erst zum Qualifying ist in der Regel der Kurs so freigeräumt, dass die Piloten die Kurven optimal ansteuern und heraus beschleunigen können.

Höchstbelastung für die Bremsen

Das ist in "Down under" aber, mehr noch als auf anderen Kursen, das entscheidende Kriterium. Die Ecken, die es zu umsteuern gilt, werden fast alle sehr hart angebremst und mit starker Beschleunigung wieder verlassen. Das bedeutet Schwerstarbeit für die Bremsen und viel Gefühl im Gasfuß der Fahrer. Denn beim progressiven Beschleunigen dürfen sie nicht die Traktion verlieren, sonst kostet das wertvolle Hundertstel. Das sollte eigentlich ein Vorteil für die Red Bull sein, die sich bisher mit der besten Traktion gezeigt haben.

Der 5,3 Kilometer lange Kurs ist zwar recht eng angelegt, bietet aber dennoch einige Möglichkeiten zum Überholen. Schon am Ende der Start-Ziel-Geraden können Verfolger aus dem Windschatten ziehen und einen Versuch wagen. Hier dürfte sich auch zeigen, ob der verstellbare Heckflügel dabei hilft. Es wird sich aber auch zeigen, ob sich der Effekt der Systeme – die gleiche Frage stellt sich auch beim KERS – nicht doch aufhebt. Eine weitere Chance gibt es vor dem Einlenken in Kurve drei und in der vorletzten Kurve des Kurses. Allerdings ist dort nicht ganz so viel Platz vorhanden und so müssen die Fahrer auf einen kleinen Fehler oder eine Lücke hoffen.

Spektakuläres aus Australien

Berühmt wurde der Australien-GP im Jahr 1994, als Michael Schumacher "Down under" seinen ersten WM-Titel holen konnte, damals allerdings noch in Adelaide. Schon im Training hatte Schumacher einen schweren Unfall, im Rennen schlug er in Runde 35 an eine Mauer an und wurde in der folgenden Kurve von Erzrivale Damon Hill angegriffen. Schumacher machte die Tür zu, beide Fahrzeuge kollidierten und beide Autos schieden in der Folge aus. Schumacher durfte in der Box seinen Fahrer-Titel feiern, während ganz England sauer auf "Schummel-Schumi" war und es bis heute ist.

Abheben wie im Starfighter: Schon vor der ersten Runde fuhr Ralf Schumacher 2002 auf Rubens Barrichello auf und hob ab.

Abheben wie im Starfighter: Schon vor der ersten Runde fuhr Ralf Schumacher 2002 auf Rubens Barrichello auf und hob ab.

(Foto: REUTERS)

Unvergessen sind auch die Bilder von 2002, als Ralf Schumacher noch vor der ersten Kurve auf Rubens Barrichello auffuhr, wie ein Starfighter abhob, über den Ferrari hinweg flog und im Kiesbett landete. "Schumi II" stieg ebenso unverletzt aus wie 1996 Martin Brundle, dessen Auto bei einem ganz ähnlichen Crash gar in zwei Teile zerbrach und sich mehrfach überschlug. Brundle stieg unter dem Applaus von 150.000 Zuschauern unverletzt aus. Langweilig war es also noch nie in Melbourne. Das wird auch für dieses Wochenende gelten. Ein würdiger Auftakt für eine hoffentlich spannende Saison.

Quelle: ntv.de

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