Hamilton gewinnt in Malaysia Vettel "wieder da" beim Silberpfeil-Triumph
30.03.2014, 12:02 Uhr
Das Feiern hat Sebastian Vettel nicht verlernt.
(Foto: dpa)
Der Titelverteidiger atmet auf: Schon im zweiten Rennen der Formel-1-Saison erklimmt Sebastian Vettel erstmals das Siegerpodest. Für ganz oben reicht es noch nicht, da thronen die Silberpfeile. Lewis Hamilton und Nico Rosberg fahren einen historischen Doppelsieg ein.
Schweißgebadet und ausgelassen feierten Sieger Lewis Hamilton und Nico Rosberg den historischen Doppelerfolg für Mercedes, nur zwei Meter daneben genoss Weltmeister Sebastian Vettel still sein Podest-Comeback mit einem Kuss auf den kleinen Pokal. Nach frustrierenden Wochen war der dritte Platz beim Großen Preis von Malaysia für Vettel ein Erfolg - doch die große Überlegenheit der Silberpfeile wird dem Champion weiter schlaflose Nächte bereiten. "Die Jungs sind verdammt schnell, das wissen wir alle", sagte der Red-Bull-Pilot anerkennend: "Für uns ist nur eines wichtig: Wir sind wieder da - damit war vor ein paar Wochen nicht zu rechnen."
Die ersten WM-Punkte in dieser Saison waren ein kleiner aber wichtiger Schritt für den Hessen, Hamilton und WM-Spitzenreiter Rosberg bescherten Mercedes bei 32 Grad Hitze dagegen den geschichtsträchtigen ersten Doppelerfolg der neuen Silberpfeil-Ära. 1955 hatte das ursprüngliche Mercedes-Werksteam zuletzt die ersten beiden Plätze belegt.
"Das ist ein grandioser Erfolg", sagte Rosberg, der seine Verlobte Vivian als bewährte Glücksbringerin mit nach Malaysia gebracht hatte: "Für alle, die in den letzten Jahren so hart gearbeitet haben, ist das die beste Belohnung." Die Silbernen zementierten damit ihre Favoritenrolle, Auftaktsieger Rosberg (43 Punkte) und der englische Ex-Weltmeister Hamilton (25) führen im WM-Klassement.
Red Bull tastet sich ran
Mit 15 Punkten liegt Vettel vorerst auf Gesamtrang sieben, für Red Bull war es dennoch ein aufschlussreiches Wochenende: Das Auto und der zuletzt so fehlerhafte Renault-Motor sind grundsätzlich podesttauglich und zuverlässig. Eine Erleichterung nach Vettels enttäuschendem Aus beim Auftakt in Melbourne und den desaströsen Wintertests.
"Wir sind wieder konkurrenzfähig", sagte der erschöpfte Titelverteidiger: "Wir werden aber noch hart kämpfen müssen, um Mercedes das Leben schwerer zu machen." Auch sein Teamkollege Daniel Ricciardo (Australien) war schnell, lag lange auf Rang vier, doch ein nicht fest verschraubtes Rad nach einem Boxenstopp kostete ihn seine Position und wenig später den Frontflügel - schließlich gab er auf. Im nächsten Rennen wird der 24-Jährige zudem wegen "unsicheren Losfahrens" in der Startaufstellung zehn Plätze nach hinten versetzt und muss eine Zehn-Sekunden-Strafe absitzen.
So holte Nico Hülkenberg (Emmerich) im Force India einen völlig überraschenden fünften Platz hinter Vizeweltmeister Fernando Alonso (Spanien) im Ferrari. Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari verpasste die Punkteränge, Adrian Sutil (Gräfelfing/Sauber) schied vorzeitig aus.
Hoffnungen auf Regen vergebens
Vettel hatte im Kampf mit den überlegenen Mercedes-Boliden vor dem Rennen auf den berüchtigten malaysischen Regen gehofft, musste jedoch auf trockener Strecke seinen zweiten Startplatz hinter Pole-Setter Hamilton verteidigen. Das misslang bereits vor der ersten Kurve, Rosberg zog von Startplatz drei vorbei. "Du bist weg wie eine Rakete", sagte Vettel später anerkennend. Das Spitzentrio drehte seine Runden, und die Abstände wurden zusehends größer: Hamilton distanzierte Rosberg auf mehr als zehn Sekunden, dahinter konnte Vettel keinen Druck auf Rosberg ausüben. "Manchmal dachte ich, wir hätten einen ähnlichen Speed - aber dann hat Nico anscheinend einen weiteren Gang gefunden und war weg", so Vettel.
Hamiltons Funkverkehr mit der Box vermittelte dabei fast so etwas, wie Langeweile. "Kann ich noch irgendetwas tun?", fragte der Engländer - "Mach einfach genauso weiter, wir sagen dann Bescheid", lautete die Antwort der Ingenieure. Mehr Spannung versprach zu diesem Zeitpunkt einzig die Aussicht auf Regen, und nach zwei Dritteln des Rennens tat sich etwas am Himmel. "In der Nähe der Strecke regnet es, wir sehen es auf dem Radar", teilte Mercedes seinen Piloten mit: "Vielleicht kommt gegen Ende des Rennens etwas." Doch es blieb in der Folge lediglich bei vereinzelten Tropfen, und Hamilton fuhr den Sieg sicher nach Hause.
Derweil hatte die Formel 1 den Opfern des verschollenen Fluges MH370 vor dem Rennen eine Schweigeminute gewidmet. Die Fahrer, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone und Malaysias Premierminister Najib Razak verharrten in der Startaufstellung, anschließend ertönte die Nationalhymne des südostasiatischen Staates. Am gesamten Rennwochenende zeigten die Fahrer ihr Mitgefühl zudem mit Aufklebern auf Helmen und Boliden, der Satz "Wir beten für MH370" war dort in der Landessprache ("Doa Untuk MH 370") zu lesen.
Quelle: ntv.de, Thomas Weitekamp, sid