Formel1

Der Weltmeister macht alles richtig Warum Nico Rosberg kein Feigling ist

Alles richtig gemacht: Nico Rosberg mit seiner Frau Vivian Sibold.

Alles richtig gemacht: Nico Rosberg mit seiner Frau Vivian Sibold.

(Foto: dpa)

Es ist eine der überraschenderen Nachrichten aus der Welt des Sports: Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg beendet nach seinem Triumph die Karriere. Ist er zu feige für die Titelverteidigung? Nein. Er hat das allerbeste Motiv.

Ist Nico Rosberg ein Feigling? Hat er seine Formel-1-Karriere so überraschend beendet, weil er fürchtet, im kommenden Jahr bereits wieder vom Thron gestoßen zu werden? Hat er Angst vor den Drohungen seiner großen Rivalen? Angst davor, von seinem Mercedes-Teamkollegen Lewis Hamilton oder Red-Bull-Draufgänger Max Verstappen 2017 in Grund und Boden gefahren zu werden? Angst davor, im Titelkampf keine Rolle mehr spielen zu können? Und wenn es so wäre, was würde das bedeuten? Richtig, nichts. Deshalb braucht jetzt auch niemand zu mosern, lästern oder heulen: Nico Rosberg macht Schluss, weil er das beste Motiv hat - Zufriedenheit.

Der Triumph, den er unbedingt wollte.

Der Triumph, den er unbedingt wollte.

(Foto: imago/LAT Photographic)

Elf Jahre hat er sich in der Königsklasse geschunden, hat gekämpft für sich und gegen seine Kritiker. Er wollte einmal Weltmeister werden. Das war sein einziges Ziel. Dafür musste der 31-Jährige allerdings mehr opfern und mehr arbeiten als viele andere Titelträger vor ihm. Er ist weder ein Übertalent, noch hemmungsloser Draufgänger - und auch nicht Verwalter eines konkurrenzlosen Autos. Die spannendste Entscheidung der vergangenen Jahre hat Rosberg gewonnen, weil er härter trainiert hat als Partyboy Hamilton, weil er cleverer gefahren ist als Grenzgänger Verstappen und weil er weniger lamentiert hat als der von Ferrari gefrustete Sebastian Vettel.

Traum erfüllt. Zeit für was Neues

Rosberg war in der längsten Saison der Geschichte ganz bei sich. Er hat angegriffen, wenn es nötig war. Er hat sich zurückgenommen, wenn es clever war. Und er hat unermüdlich daran gearbeitet, seine Schwächen beim Start abzulegen. Mit Mut, Herz und Cleverness hat er sich den Titel verdient. Das letzte Rennen der Saison in Abu Dhabi war dafür der beste Beleg. Dem von Hamilton an der Spitze erzwungene Nervenspiel hat sich Rosberg gestellt, Fallen ist er ausgewichen, Chancen hat er genutzt. Allen Kritikern, die ihm vorgeworfen hatten, zu weich für den Titeln zu sein, hat er es gezeigt, in seinem letzten Rennen - spätestens mit dem spektakulären Überholmanöver in Runde 20, ausgerechnet gegen Rüpel Verstappen.

Was also hätte da jetzt noch kommen sollen? Na, klar. Er hätte noch ein zweites Mal Weltmeister werden können. Aber was hätte ihm das gebracht? Historische Triumphe wäre er mit seinen 31 Jahren nicht mehr eingefahren. Das war auch nie sein Ziel. Den Heldenstatus eines Michael Schumacher hätte er sich in Deutschland nie erworben - gerade einmal 500 Fans kamen zu seiner WM-Party in der Heimat Wiesbaden. Aber auch das ist und war nie sein Antrieb. Geld? Ein schlechtes Argument fürs Weitermachen, aber ohnehin keines für Menschen, die einmal in der Königsklasse am Steuer gesessen haben.

Rosberg ist glücklich verheiratet, hat eine kleine Tochter - und seit sechs Tagen den Titel, um den er 25 harte und entbehrungsreiche Jahre gekämpft hat. Wer also hat bessere Argumente für ein Karriereende als er? Zumal der Formel 1 tiefgreifende Reformen bevor stehen. Die Königsklasse soll wieder spannender, wilder und rauer werden - so der Wunsch ihres Chefs Bernie Ecclestone. Vorbei sein sollen die Zeiten, in denen der Titel nur von einem kleinen Kreis der 22 Fahrer erreicht werden kann. Ein hehrer Wunsch. Doch wie das gelingen soll und was das für die Sicherheit bedeutet, alles ungewiss. Rosberg geht, in dem Wissen einmal der Beste - nicht der talentierteste und auch nicht der begeisterndste - gewesen zu sein. Traum erfüllt. Zeit für was Neues. Für die Familie. Die einzig wahre. Feigling? Und wenn schon. Er ist zufrieden.

Quelle: ntv.de

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