Zweikampf mit Schumacher Wut auf "lebensgefährlichen" Mazepin
05.09.2021, 19:56 Uhr
Wenn sich zwei Haas zu nahe kommen, droht Ärger.
(Foto: picture alliance / DPPI media)
In der Formel 1 gibt es ganz am Ende des Feldes ein spektakuläres Dauerduell: Nikita Mazepin und Mick Schumacher sind in ihren Haas hoffnungslos unterlegen, sorgen aber teamintern für harte Kämpfe. Beim Großen Preis der Niederlande kommt es zu einer Kollision, die für Empörung sorgt.
Mick Schumacher und Nikita Mazepin sind in ihren Haas meilenweit davon entfernt, in der Formel 1 wirklich auf höherem Niveau konkurrenzfähig zu sein. Die Boliden der beiden Rookies sind schlicht zu deutlich unterlegen, um ernsthaft in Positionskämpfen mit anderen Teams bestehen zu können. Doch untereinander, da bekämpft man sich gnadenlos. Der Zweikampf der beiden Fahrer ist längst eine Fehde geworden. Der Russe Mazepin wird dabei regelmäßig verhaltensauffällig - bei gewaltigen Geschwindigkeiten. Beim Großen Preis der Niederlande kam es nun erneut zu einem gefährlichen Zwischenfall.
Kurz nach dem Start fuhr Mazepin auf Höhe der Boxengasseneinfahrt Schumacher in die Parade, drängte ihn ab. Ein Beinahe-Crash, der Mick Schumacher den Frontflügel kostete - und früh das Rennen ruinierte. "Mick war hinter Nikita, in perfekter Position zu überholen. Mazepin zuckt dann und zieht einfach rüber und macht Mick dabei den Vorderflügel kaputt. Solche Aktionen bei Hochgeschwindigkeiten sind lebensgefährlich", ordnete Ralf Schumacher die Aktion in einer eigenen Dimension ein: "Solche Sachen sind sehr gefährlich. Frontflügel und Vorderrad sind ganz nah beieinander, an der Boxeneinfahrt. Wenn da irgendetwas passiert, wer auch immer da reinfliegt, ist mause*…und so weiter. Wir wollen uns gar nicht ausmalen, was da passieren kann. So etwas muss der Teamchef verhindern, ein absolutes No-Go unter Teamkollegen", sagte Schumacher am Sky-Mikro - und fordert Konsequenzen: "Das Team muss einschreiten, bevor etwas passiert." Günther Steiner als Teamchef müsse "mal Gas geben, auch wenn das Geld für das Team sehr nötig ist. Aber das darf kein Freibrief dafür sein, dass man seinen Teamkollegen und das Team gefährdet - plus eventuell große Schäden verursacht." Nikita Mazepins Vater ist einer der Hauptgeldgeber des Teams.
"Das ist eher sein Ding"
Mazepin bezeichnete den Vorfall schlicht als "hartes Racing". Nicht mehr, nicht weniger. "Es gibt keine Probleme zwischen uns - aber ich möchte vorne sein." Eine Perspektive, die Schumacher nicht teilt: "Das war nicht korrekt. Aber ich werde es teamintern besprechen. Es ist nicht so mein Ding, es in den Medien zu machen. Das ist eher sein Ding. Sergio (Perez) ist auch zu mir gekommen und hat gefragt: 'Was macht der da?'" Die Stewards hätten den Vorfall nicht weiterverfolgt, weil es sich um ein teaminternes Duell handelte. Er selbst werde keine Schritte seitens des Weltverbandes FIA einfordern, sagte Schumacher: "Ich werde dem Team nicht irgendwas Negatives in die Schuhe schieben. Von daher halte ich mich da raus und lasse das Team mit der Situation umgehen."
Teamchef Steiner wollte den Vorfall öffentlich nicht zu hoch hängen: "Es hätte nicht passieren sollen, aber es ist passiert", sagt Steiner und erklärt: "Das hilft niemandem." Das habe er auch den Fahrern schon gesagt. "Wir hatten ein Meeting dazu und sind bislang zu keiner Lösung gekommen." Die Fehde zwischen seinen Fahrern werde jedoch hochgekocht, sagte der Haas-Boss. Es habe gar nicht "so viele" Zwischenfälle zwischen den beiden gegeben. Trotzdem kündigt er an, man werde darüber nachdenken, wie man so etwas in Zukunft vermeiden könne. "Wie wir das machen, das müssen wir noch entscheiden", so Steiner. Schumacher selbst sagte sehr deutlich, ob eine Aussprache mit Mazepin etwas bringen würde: "Das denke ich ehrlich gesagt nicht."
"Mag keine Leute, die frech sind"
Schon am Samstag im Qualifying hatten sich beide Haas-Piloten einen Vorfall geleistet: Schumacher hatte seinen russischen Teamkollegen in der Aufwärmrunde überholt - entgegen der internen Absprache, wie Mazepin behauptete. "Er hätte mich nicht überholen müssen, denn ich war eigentlich das erste Auto im Team. Es war eine clevere Art mich zu übergehen", wetterte Mazepin bei Sky: "Entweder man befolgt die Regeln oder eben nicht." Schumacher konterte: "Ich weiß nicht ganz, was er rumerzählt. Es war kein Grund da, ein Drama draus zu machen", meinte der 22-Jährige. "Ich habe das Team gefragt, ob ich ihn überholen kann, weil meine Reifen kalt waren und er seine Outlap immer langsamer fährt als ich. Ich habe dann das Okay bekommen und bin vorbeigefahren."
Mazepin dagegen legte später in einer virtuellen Presserunde noch einmal nach: "Ich mag keine Leute, die frech sind und im Kampf um Platz 19 ihre wahre Natur zeigen. Solange ich in der Formel 1 fahre, werde ich das nicht tolerieren." Und weiter: "Als ich ihn in Imola im Qualifying überholt habe, hat er rumgeheult, dass das nicht geht. Danach gab es eine Klarstellung, dass wir die Positionen halten. Trotzdem hat er mich schon in Spielberg überholt und jetzt wieder."
Quelle: ntv.de, ter