Das Heim-Turnier in Grafiken Alte DFB-Stars und teure Engländer: Rekorde der Fußball-EM
14.06.2024, 09:38 Uhr
Manuel Neuer ist der älteste Spieler im DFB-Kader. Auch Toni Kroos schraubt den Altersschnitt hoch.
(Foto: dpa)
Die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland startet und mit ihr der große Zirkus auf und abseits des Platzes. 24 Teams sind zu Gast, 51 Spiele werden bis zum Finale am 14. Juli ausgetragen werden. Ein 16-Jähriger ist dabei, aber auch ein 41-Jähriger. Die EM in Rekorden und Statistiken.
Ausnahmezustand in Deutschland: Um 21 Uhr wird die 17. Fußball-Europameisterschaft angepfiffen. Es wird die zweite EM im Land sein, zuletzt wurde 1988 auf der West-Seite des damals noch geteilten Deutschland gespielt. Für das DFB-Team wird es die 14. Teilnahme sein, kein Team hat mehr. Entsprechend hat der DFB die meisten Spiele bei Europameisterschaften gespielt (53) und auch die meisten Siege feiern können (27).
Neben den meisten erzielten Toren (78) haben die Deutschen auch die meisten Gegentore kassiert (55).
Zwei Neulinge im Turnier gibt es ebenfalls: Georgien und Serbien. Mit Albanien und Slowenien haben es zudem zwei Teams erst zum zweiten Mal zu einer EM geschafft.
Mit jeweils drei Titeln führen das DFB-Team und Spanien die Liste der Sieger an. Titelverteidiger aber ist Italien - am 14. Juli wird in Berlin ausgespielt, wer der Nachfolger sein wird. Bis dahin wird es aber nicht nur an den EM-Spielorten hoch hergehen, sondern auch in kleineren Orten im ganzen Land. Denn was haben Herzogenaurach in Bayern, Blankenhain in Thüringen, Neuruppin in Brandenburg und Donaueschingen in Baden-Württemberg gemeinsam? Sie beherbergen die insgesamt 24 teilnehmenden Teams, von denen sich die meisten außerhalb der großen Städte einquartiert haben.
Die EM-Organisatoren werben für ein möglichst klimafreundliches Turnier und wollen, dass sowohl die Teams als auch die Fans möglichst wenige Kilometer zu den Spielen zurücklegen müssen. Geflogen werden soll am besten gar nicht. Das DFB-Team logiert bei Sponsor Adidas in Herzogenaurach, hat zu den drei Vorrundenspielen in München, Stuttgart und Frankfurt jeweils ähnliche Strecken zurückzulegen - und wird dafür mit dem Bus unterwegs sein.
Während die Slowakei in der gesamten Vorrunde nur etwas mehr als 600 Kilometer zurücklegt (Hin- und Rückweg zusammen) und Österreich zwei Spiele in Berlin absolviert, wo das Team auch wohnt, hat sich die spanische Delegation einiges an Fahrzeit auferlegt. Das Team ist in Donaueschingen untergekommen, fährt aber nach Berlin, Gelsenkirchen und Düsseldorf. Macht allein für die Gruppenphase gut 3600 Kilometer - 1800 hin und 1800 zurück.
Kommen wir zum Sportlichen bei dieser Europameisterschaft: Der Rekordspieler mit den meisten Einsätzen kann seinen Bestwert tatsächlich weiter verbessern. Die Rangliste führt nämlich Cristiano Ronaldo an, der für Portugal seine sechste EM spielen wird. 25 Partien hat der inzwischen 39-Jährige bereits absolviert.
Bei bereits fünf Turnieren - und dem Titel-Gewinn von 2016 - hatte der Starstürmer, der inzwischen in der saudi-arabischen Liga einigermaßen von der Bildfläche verschwunden ist, viel Zeit, Tore zu schießen. Und die hat er für 14 Treffer genutzt, womit er unangefochtener Rekordtorjäger ist. Ihm folgt mit 9 Toren Michel Platini, dem der besondere Coup gelang, seine Treffer alle bei einer einzigen EM (1984 in seiner Heimat Frankreich) zu erzielen, und sein Land damit zum Titel zu schießen.
Wenn Ronaldos Team am 18. Juni gegen Tschechien in die EM einsteigt, könnte nicht nur Ronaldo seinen Rekord erhöhen. Denn einer in Portugals Auswahl ist noch älter als Ronaldo: Abwehr-Haudegen Pepe. Der Verteidiger ist bei seinem möglichen Einsatz gegen Tschechien 41 Jahre und 113 Tage alt - und wäre dann der älteste Spieler bei einer Europameisterschaft. Den bisherigen Altersrekord hält Ungarns - und Herthas - legendärer Torhüter Gabor Király (40 Jahre, 86 Tage) seit der EM 2016. In den weiteren Gruppenspielen gegen Georgien und die Türkei könnte Pepe die Bestmarke dann noch steigern.
Ebenfalls möglich ist das entgegengesetzte Extrem. Kommt nämlich Lamine Yamal für Spanien bei deren EM-Auftakt gegen Kroatien (15. Juni, 18 Uhr) zum Einsatz, wäre er der jüngste Spieler in der EM-Historie. Mit 16 Jahren und 338 Tagen würde er den Polen Kacper Kozlowski ablösen, der bei der EM 2021 spielte, diesmal von Trainer Michal Probierz aber nicht in den Kader berufen wurde. Yamal debütierte bereits als 15-Jähriger beim FC Barcelona in der spanischen Liga und ist seit dem 7:1 gegen Georgien im vergangenen Jahr mit 16 Jahren und 57 Tagen bereits der jüngste Debütant und Torschütze der spanischen Nationalmannschaft.
Apropos Alter - der DFB-Kader hat seit der Nachnominierung von Emre Can das höchste Durchschnittsalter aller Teams. 28,5 Jahre sind die deutschen Fußballer im Schnitt alt, ältester unter ihnen ist Torhüter Manuel Neuer mit seinen 38 Jahren, am jüngsten ist Florian Wirtz, den nur einige Wochen von Jamal Musiala trennen, die beiden Dribbel-Magier sind 21 Jahre jung. Kurios: Die Deutschen zogen damit im Altersranking an den Schotten vorbei. Das Auftaktspiel ist also das Duell der beiden ältesten Mannschaften dieser EM. Das im Durchschnitt jüngste Team des Turniers stellt Tschechien (25,3 Jahre).
Fragt man nach Titel-Favoriten, wird häufig England genannt. Geht es nach dem alten Leitspruch "Geld schießt Tore", wäre das vollkommen richtig. Denn der Kader Englands ist dem Branchenportal Transfermarkt.de zufolge der wertvollste bei diesem Turnier. 1,52 Milliarden ist der Kader von Trainer Gareth Southgate wert, auch Frankreich (1,23 Mrd.) und Portugal (1,05 Mrd.) knacken die Milliardenmarke. Deutschlands Kader ist 831 Millionen Euro wert und damit der fünftteuerste des Turniers. Schlusslicht ist Rumänien mit 92,1 Millionen Euro.
Die vom Marktwert her wertvollsten Spieler sind also Engländer - und die meisten von ihnen spielen auch in der besten Liga der Welt. 24 der 26 Profis im Kader spielen in der heimischen Premier League, nur zwei im Ausland. Harry Kane ist bekanntlich Stürmer beim FC Bayern, während Jude Bellingham bei Real Madrid reüssiert.
Auch die meisten Italiener spielen zu Hause, nur drei von 26 verrichten ihre Dienste im Ausland. Gianluigi Donnarumma ist Torhüter von Paris St. Germain, Ersatztorhüter Guglielmo Vicario bei Tottenham Hotspur angestellt und Jorginho spielt beim FC Arsenal. Und im deutschen Team? 20 von 26 DFB-Profis spielen in der Bundesliga. Keeper Marc-André ter Stegen steht seit Jahren beim FC Barcelona unter Vertrag, hat mit İlkay Gündoğan inzwischen deutsche Verstärkung, Antonio Rüdiger und Toni Kroos haben gerade mal wieder die Champions League mit Real Madrid gewonnen, Kai Havertz hat mit dem FC Arsenal knapp die englische Meisterschaft verpasst und ist in der Premier League ein Konkurrent von DFB-Teamkollege Pascal Groß von Brighton & Hove Albion.
Die europäischen Top-Fünf-Ligen stellen die meisten EM-Spieler, andere spielen dagegen so gut wie gar keine Rolle. Die Legionärs-Quote von Dänemark und Albanien beträgt satte 100 Prozent. Aus dem Schweizer und dem georgischen Team kicken jeweils nur zwei Profis in der Heimat.
Bis zum 26. Juni sind alle Teams und Spieler in Deutschland vereint. Erst nach der Gruppenphase müssen acht Teams die Heimreise antreten. Bis es so weit ist, werden viele weitere Statistiken und womöglich einige Rekorde diese EM prägen.
Quelle: ntv.de, ara/cwo