Die Preise für Hotels steigen in unermessliche Höhen und nach Lemberg führen nur Schotterpisten? Vor dem EM-Auftakt der deutschen Fußballer gegen Portugal hat Stefan Giannakoulis für n-tv.de nachgeschaut, wie das in der Ukraine so ist. Das Fazit: Es läuft. Und wenn nicht, nimmt Maria die Sache in die Hand.

Die Sache mit dem Feldweg war dann wohl gelogen. Wie überhaupt die Fahrt nach Lemberg eine einzige Enttäuschung ist. Das fängt damit an, dass es kein Problem ist, vom Flughafen bei Rzeszow in die Grenzstadt Przemysl zu gelangen. Völlig überraschend fahren in Polen Züge, und die Fahrtkarten bekommt der Reisende am Schalter im Bahnhof. So viel zum Thema investigativer Journalismus. Von Przemysl aus fährt uns ein Taxi nach Medyka, hier hört die Europäische Union, auf und die Ukraine fängt an. Zu Fuß geht es über die Grenze, das nächste Klischee stirbt: Nichts los, alles geht ganz fix. Die polnischen Beamten freuen sich über Kundschaft, belieben zu scherzen und verlangen drei Euro Ausreisegebühr. Die ukrainische Kollegin verzieht keine Miene.

Nun sind es noch etwa 80 Kilometer bis Lemberg, dort sind am Samstag Deutschlands beste Fußballer zu Gast, um bei der Europameisterschaft (20.45 Uhr / n-tv.de-Liveticker) gegen Portugal zu spielen. Deswegen wollen Max aus München und seine drei Freunde dort hin, ich will das auch. Und weil in das Taxi mit sieben Sitzplätzen, wie der Fahrer sagt, auch locker neun Leute passen, steigen die drei Fans aus Dresden und Maria flugs mit ein.

Reiseleitung aus Bamberg

Maria kommt aus Lemberg, studiert in Bamberg Literaturwissenschaften und übernimmt kurzerhand die Reiseleitung. Fünf Euro pro Person, los geht’s - über eine offensichtlich frisch geteerte Straße. Was Max dann völlig aus der Bahn wirft. "Kein einziges Schlagloch!" Dabei hatte er doch gelesen, dass hinter der Grenze nur Feldwege und Schotterpisten zum Ziel führen. Gut, dass wir nachgeschaut haben.

Im Taxi regelt Maria dann auch noch das mit der Unterkunft. Die Münchner haben nämlich noch kein Zimmer. "Kein Problem, ich rufe ein paar Freunde an." In Lemberg ist dann alles perfekt. Zwei Doppelstockbetten in einem Raum für 45 Euro pro Nacht. Für das Zimmer, nicht pro Person. Von wegen Horrorpreise und ukrainische Abzocker. Jetzt fehlt nur noch die deutsche Mannschaft, die jeweils zu den Spielen aus ihrer Herberge in Danzig einschwebt. Dem Vernehmen nach soll Manager Oliver Bierhoff das mit der Übernachtungsmöglichkeit aber bereits geregelt haben. Und wenn nicht: Einfach Maria fragen. Nur die Tore müssen sie schon selber schießen. Damit die Reise nach Lemberg keine Enttäuschung wird.