Der ultimative n-tv.de EM-Wegweiser Buffon fürchtet Zlatan, Turban-Mann ist fit
17.06.2016, 06:06 Uhr
Buffon ist ein Erfolgsfaktor der Squadra Azzurra.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Partycrasher der EM gehen in ihr zweites Spiel – Italien bekommt es mit einem Zlatan Ibrahimovic zu tun, der zumindest auf dem Platz noch nicht in Topform ist. Die Spanier wollen eine unheimliche Serie ausbauen.
Dieses Spiel dürfen Sie nicht verpassen
No Pirlo, no party? No Italy, no party! Die Italiener sind über die EM gekommen wie angetrunkene Partycrasher über den 18. Geburtstag des Klassenstrebers. Ab zum Schnapsschrank der Eltern, Arschbombe in den Pool, und das Geburtstagskind kriegt die Torte ins Gesicht. Die Italiener nahmen Kevin de Bruyne und Co. wie Milchbubis in den Schwitzkasten und bossten sie durch die Gegend. Am Ende sprang der greise Gianluigi Buffon voller Übermut an die Querlatte und plumpste zu Boden. Das war wohl ein bisschen zu viel nach so einem Kraftakt.
Das steht Italien auch im zweiten Gruppenspiel gegen Schweden (15 Uhr, ZDF) bevor, es könnte sogar schwerer werden als gegen Belgien: Erik Hamrens Team wird der Squadra Azzura wohl kaum den Gefallen tun, selber das Spiel zu machen. Der schwedische Coach kündigte an, seine Mannschaft werde ihr Glück vor allem bei Standards und schnellen Gegenstößen suchen. Und dann ist da ja noch Zlatan Ibrahimovic - aber dazu später.
Der beste Zeitpunkt für ein EM-Päuschen
Was ist bloß mit den Tschechen passiert? So viele feine Fußballer hat dieses Land in den letzten 20 Jahren hervorgebracht, Pavel Nedved, Karel Poborsky, Milan Baros, um nur einige zu nennen. In einer gerechten Welt hätten sie zwischen 1996 und 2004 einen EM-Titel geholt. Zum Auftakt gegen Spanien wählten ausgerechnet sie den wohl destruktivsten Ansatz dieser an Spielzerstörern wahrlich nicht armen Euro. Selbst Tomáš Rosický, der sich einst den Beinamen "der kleine Mozart" erzauberte, spielte keine Sinfonie, er wollte nur den Flügel der virtuosen Spanier zertrümmern. Gegen Kroatien (18 Uhr, ZDF) erwartet der 35-Jährige "ein sehr ähnliches Spiel, weil ihre Qualität riesig ist." Aber immerhin: "Wir freuen uns darauf, in der Offensive ein wenig mehr zu zeigen." Das wäre tatsächlich nett. Hoffnung für das Duell in Saint-Etienne macht allerdings eher der Gegner der Tschechen: Orchestriert von Luka Modric und Ivan Rakitic gab Kroatiens Elf gegen die Türkei satte 19 Torschüsse ab, drei davon landeten am Gestänge. Einen Volltreffer landete Cenk Tosun – mit seinem Ellbogen am Kopf von Vedran Corluka. Der Turban-Mann machte weiter, und hat sich für die Partie gegen Tschechien fit gemeldet.
Was verursacht EM-Herzrasen?
Zlatan Ibrahimovic - dachten wir zumindest, als alte Fanboys des Schweden, die sich jeden Tag auf Youtube die neuesten lustigen Sprüche straight outta Malmö-Rosengård reinziehen. Zur Unterhaltung taugt Zlatan natürlich auch bei dieser Europameisterschaft. Seine Geheimniskrämerei um seinen Wechsel zu Manchester United oder Bayern München oder Rot-Weiß Oberhausen füllt seit Wochen die Sportteile der Zeitungen. Seine launigen Interviews gipfelten in der Aussage, er habe in Frankreich die Macht übernommen. Selbst dem unbeliebten Präsidenten Francois Hollande könne er helfen: "Ich kann ihn beliebt machen, wenn ich will. Ich weiß aber nicht, ob ich will." Unnötig zu erwähnen, dass Hollande über einen Sprecher auf das Angebot antwortete.
Mit seinem Übermenschen-Status konnte sein Auftritt gegen Irland nicht mithalten. Kaum ins ohnehin schwache Kombinationsspiel eingebunden, vergab er seine wenigen Chancen und schien frustriert aufzugeben, bevor er mit einem guten Antritt das Eigentor der Iren zum Ausgleich erzwang. Eine Enttäuschung – von der sich Italiens Torwart Gianluigi Buffon nicht blenden lassen will. "Wir haben Angst vor Zlatan, weil er einer dieser großen Spieler ist, die den Unterschied machen können." In diesen Tagen wird Buffon auch immer wieder an ein besonderes Gegentor erinnert: Vor fast genau zwölf Jahren düpierte der junge Zlatan Italien bei der Euro 2004 mit einem spektakulären Hackentreffer zum späten 1:1-Ausgleich. Wiederholung nicht ausgeschlossen.
Die Zahl des Tages: 4380
So viele Tage hat Spanien schon keine Niederlage mehr bei einer Europameisterschaft kassiert. Die 0:1-Niederlage gegen Gastgeber Portugal am 20. Juni 2004 bedeutete das Aus für das Team nach der Vorrunde und für ihren Trainer Iñaki Sáez. Er wurde ersetzt durch Luis Aragones, der Spanien schließlich zum EM-Titel 2008 führen sollte. Heute ist die Furia Roja zum zweiten Mal hintereinander Titelverteidiger - und Turnierfavorit, auch wenn wieder einmal kritische Stimmen aufkamen nach dem schwer erkämpften 1:0 gegen Tschechien. Tiki-Taka ohne Zug zum Tor, den Vorwurf kennen die Spanier zum Beispiel vom letzten Turnier, das sie, nur so zur Erinnerung, dann gewonnen haben, mit einem 4:0 im Finale gegen Italien. "Habt Vertrauen, Freunde, die Tore werden kommen", sagte Stürmer Nolito. Vielleicht schon gegen die Türkei (21 Uhr, ZDF), die den Kroaten zum Auftakt nicht viel entgegenzusetzen hatte. Superstar Arda Turan sah sich sogar veranlasst, sich bei den Landsleuten für seine schwache Leistung zu entschuldigen. Viele Gründe für Optimismus gibt es nicht, Trainer Fatih Terim, genannt der „Imperator“, versucht es mit beharrlichem positiven Denken: "Gegen Spanien steht die Türkei auf dem Platz, die wir alle sehen wollen."
Angeberwissen für das Public Viewing
Die Teams aus Italien gelten ja meist als Minimalisten - nicht zu unrecht: In den 34 Spielen ihrer EM-Historie hat die Squadra Azzura in der regulären Spielzeit noch nie mehr als zwei Tore erzielt.
Das EM-Histörchen des Tages: 17. Juni 1992
Die perfekte Vorbereitung auf ein entscheidendes Gruppenspiel? Minigolf. So hielt es Dänemarks Trainer Richard Möller-Nielsen vor dem Aufeinandertreffen mit Frankreich. Sein Team war nur ins Turnier gerutscht, weil Jugoslawien wegen eines Uno-Embargos suspendiert worden war, zehn Tage vor dem Auftaktspiel - und Dänemark pflegte sein Image als Freizeittruppe, die vom Strand ins Turnier gestolpert war. Stürmer Flemming Povlsen erzählte unverblümt, die Mannschaft ernähre sich hauptsächlich von Burgern und Cola und feiere bis spät in die Nacht. Das Resultat war erwartbar, einem ordentlichen 0:0 zu Beginn gegen England folgte ein 0:1 gegen Gastgeber Schweden. Doch die Dänen wollten wohl noch ein wenig weiterfeiern: Schon in der achten Minute schockten sie den Favoriten aus Frankreich um Eric Cantona mit der frühen Führung durch Henrik Larsen. Der spätere Bayern-Stürmer Jean-Pierre Papin glich in der 60. Minute aus, die Dänen waren draußen, Frankreich im Halbfinale. Bis Lars Elstrup 18 Minuten später eine Hereingabe von Povlsen aus fünf Metern ins Tor drückte. Die Sensation war perfekt, zwei noch größere sollten folgen.
Das Bonmot zum Spieltag
"Bonucci lässt dich nicht atmen. Er ist ein echter Krieger." Wir hatten schon von Leonardo Bonuccis Angewohnheit gehört, vor dem Spiel Knoblauch-Bonbons zu lutschen. Zlatan Ibrahimovics Huldigung beweist: Die Strategie geht auf.
Quelle: ntv.de